„Uns sind die Hände gebunden“

Wallerfangen · Die Wallerfanger Kita St. Katharina könnte bald wegen Schimmelbefall komplett gesperrt werden. Doch immer noch weiß niemand, wie es mit der Kita und den Kindern weitergehen soll. Die Eltern sind ratlos und sauer.

 Eimer in der Kita St. Katharina: Weil es ständig reinregnet, wie hier im letzten Winter, schimmeln Dach und Wände. Foto: K. Dillinger

Eimer in der Kita St. Katharina: Weil es ständig reinregnet, wie hier im letzten Winter, schimmeln Dach und Wände. Foto: K. Dillinger

Foto: K. Dillinger

Die Eltern der Kindergartenkinder in St. Katharina Wallerfangen sind in großer Sorge: Der marode Kindergarten ist seit Monaten von Schimmel befallen, eine Schließung droht (die SZ berichtete). Doch wohin dann mit den derzeit rund 80 Kindern, die die Einrichtung besuchen? Gemeinde und die Kirchengemeinde, Träger der Einrichtung, konnten sich bisher nicht einigen, ob das Gebäude saniert werden soll oder ein Neubau her muss. Die Eltern sind ratlos: "Wir haben einfach keine Alternative", meint Mutter Katja Dillinger resigniert.

Schon lange regnet es durch das Dach. Seit Anfang 2015 sind ein Betreuungs-, ein Wasch- und ein Speiseraum geschlossen. Obwohl auch in anderen Räumen Schimmel deutlich sichtbar an der Decke prangt, sah das Gesundheitsamt des Kreises bisher noch keine Veranlassung, die Einrichtung ganz zu schließen, berichtet Pfarrer Herbert Gräff.

Das könnte sich nun ändern: Denn auf Drängen der Eltern wurden Messungen der Raumluft durchgeführt. Je nachdem, wie hoch die Belastung ist, kann der Betrieb nicht weitergestattet werden. "Das heißt, die Kinder stehen auf der Straße", sagt Dillinger. Einen Notfallplan für die Unterbringung gibt es nicht, wie die Eltern in der jüngsten Gemeinderatssitzung erfahren mussten. Dies sei Sache der Kirche, meinte Bürgermeister Günter Zahn . Doch auch wenn die Kirchengemeinde Träger der Kita ist, ist die Gemeinde gesetzlich verpflichtet, Betreuungsplätze bereitzustellen (siehe Info).

"Mir wird ganz schlecht, wenn ich das sehe", meint Dillinger und zeigt auf die Schimmelflecken im Waschraum: "Die Kinder halten sich hier jeden Tag auf." Auch Elternvertreter Pascal Hoffmann zeigt sich entsetzt: "Dass lediglich Ventilatoren eingesetzt werden, höre ich heute zum ersten Mal." Das sind die einzigen Maßnahmen bisher: Ventilatoren sorgen alle 45 Minuten für Luftaustausch. Eine komplette Schimmelentfernung würde rund 40 000 Euro kosten, sagt Pfarrer Gräff; Geld, das die Kirchengemeinde nicht habe.

Auf eigene Faust sanieren geht nicht: Dann die komplizierte Mischfinanzierung (siehe Info) erlaubt nicht, zu bauen, bevor alle Genehmigungen vorliegen. "Uns sind die Hände gebunden", meint Gräff. Der Antrag auf Grundsanierung liege beim Land seit 2010. Im November 2014 beantragte er einen Zuschuss zur Sanierung des Schimmelbefalls beantragt; ein Bescheid steht immer noch aus. "Die Pfarrei hat kein großes Vermögen und vieles an Rücklagen ist bereits für Kindergartenzwecke vorgelegt worden", schildert Gräff. Die Betriebsträgerschaft der Kita geht deshalb zum 31. Dezember an die Kita gGmbH des Bistums über.

Doch wer dann die Bauträgerschaft übernehmen soll, darüber wird man sich nicht einig: Der Kirchengemeinde fehlen hierfür die Mittel, betont der Pfarrer . Ein Dilemma: "Wir haben uns entschieden, solange als möglich den Kindergarten offen zu halten, weil wir wissen, dass es einfach keinen Platz für die Kinder in anderen Einrichtungen gibt, und es gibt eine ganze Reihe von Eltern, die einen Betreuungsplatz dringend brauchen." Nun müsste die Gemeinde die Bauträgerschaft übernehmen; doch entschieden hat die immer noch nichts.

Zum Thema:

HintergrundNeubau oder Sanierung von Kitas werden gemeinsam von Land, Kreis, Kommune und dem jeweiligen Träger (in dem Fall die Kirchengemeinde) finanziert. Nur wenn die Zusage aller Beteiligten vorliegt, kann gebaut werden.Wird die Kita geschlossen, ist die Gemeinde zuständig. Im Saarländischen Kinderbetreuungs- und -bildungsgesetz heißt es: "Die örtlichen Träger der öffentlichen Jugendhilfe tragen in Abstimmung mit den Gemeinden dafür Sorge, dass die vorgesehenen Plätze in den Kindertageseinrichtungen (...) zur Verfügung stehen." nic

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