Sanierung verschlingt viel Geld

Wallerfangen · Ein Gerippe aus Holzpfosten, frei gelegten Kabeln und Leitungen ist die Kinderkrippe Wallerfangen im Innern. Nach neuerlichen Luftmessungen soll die Sanierung der wegen zu hoher Schadstoffwerte geschlossenen Einrichtung zum Jahresanfang beginnen.

 Architekt Thomas Becker (links) und Bürgermeister Günter Zahn in dem großen Gemeinschafts- und Essensraum der Kinderkrippe Wallerfangen. Ausgeräumt wurden Küchengeräte, Bodenbelag und Dämmstoffe. Aus statischen Gründen sind Holzfaserplatten noch im oberen Bereich der Räume verblieben. Foto: Johannes A. Bodwing

Architekt Thomas Becker (links) und Bürgermeister Günter Zahn in dem großen Gemeinschafts- und Essensraum der Kinderkrippe Wallerfangen. Ausgeräumt wurden Küchengeräte, Bodenbelag und Dämmstoffe. Aus statischen Gründen sind Holzfaserplatten noch im oberen Bereich der Räume verblieben. Foto: Johannes A. Bodwing

Foto: Johannes A. Bodwing

Sozusagen ein Neustart soll es werden, stellte Bürgermeister Günter Zahn dieser Zeitung beim Ortstermin dar. Am Montag vor Weihnachten wurde die Luft der Kinderkrippe Wallerfangen erneut gemessen. Die Auswertung fand dann über die Feiertage statt, und zum Jahresanfang erwartet man die Ergebnisse. Diese Werte gelten als Basis für die Innensanierung. Und von Anfang an, ergänzte Architekt Thomas Becker, müssten sie unter dem Grenzwert von 300 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft liegen. Becker ist mit der anstehenden Sanierung beauftragt.

Über Wochen wurde alles, was Probleme machen könnte, aus dem Gebäude herausgeholt. Neben der Holzverkleidung der Wände waren das auch Bodenbeläge, Mobiliar und Küchengeräte.

Metallbänder stabilisieren

Holzfaserplatten finden sich nur noch im oberen Bereich der Räume. "Wegen der Statik", sagte Becker. Sonst würde das Gebäude bei Sturm wegknicken. Zur Stabilisierung sind auch breite Metallbänder eingefügt. Die verbliebenen Platten und Pfosten werden später mit Alufolie umhüllt. Dann folgt der Neuaufbau mit unbedenklichem Material, Dämm- und Füllstoffen, erklärte Becker. In den drei Gruppenräumen sind zudem die früheren Emporen entfernt. Sie lagen als zweite Ebene etwa drei Meter über dem Boden.

Wenn die Sanierung durchgeführt wird, erfolgt nach jedem einzelnen Bauabschnitt wieder eine Messung, sagte Becker. Die letzte Prüfung sei dann etwa vier Wochen nach Fertigstellung. "Das ist nachher die best untersuchte Kindertagesstätte Deutschlands", sagte Zahn.

Kurz nach der Eröffnung vor rund zwei Jahren hatte das noch anders ausgesehen. Im September 2014 startete die Einrichtung nach rund einem Jahr Bauzeit mit sechs belegten Plätzen. Insgesamt ist sie für 33 Kinder ausgelegt. An Kosten nannte Zahn damals 1,35 Millionen Euro. Nach Zuschüssen von Bund, Land und Landkreis zahle die Gemeinde noch 348 300 Euro. Zwei Monate später standen Gesamtkosten von 1,5 Millionen Euro im Raum sowie Mehrkosten von rund 200 000 Euro.

"Es riecht"

Kurz nach Inbetriebnahme begannen die Probleme mit der Raumluft . "Am Anfang hat man da noch nichts gemerkt", erinnerte sich Zahn. "Denn durch den Einzug waren Türen und Fenster offen, und es kam immer frische Luft rein." Doch dann hätten Betreuerinnen gemeint "es riecht". Die mittlerweile zehn angemeldeten Kinder wurden im "Kinderland" Saarwellingen untergebracht.

Messungen der Raumluft ergaben hohe TVOC-Werte. Das sind sämtliche flüchtigen organischen Verbindungen in der Raumluft . Als Auslöser wurde der hohe Holzanteil in der Kinderkrippe angenommen. Die Höchstwerte der TVOC lagen bei rund 12 000 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft.

Versuche, die Luftsituation zu verbessern scheiterten, die Belastung ging nur bis auf um die 1000 Mikrogramm herunter. Daran änderten auch Nachbesserungen durch den ursprünglichen Architekten nicht viel. Der Grenzwert von 300 Mikrogramm wurde nicht unterschritten.

Im September 2016 begann dann das Ausräumen der Kinderkrippe. Die Gemeinde hat zudem einen Gutachter beauftragt, für die notwendigen Luftmessungen sind rund 40 000 Euro veranschlagt. Die gesamte Sanierung soll etwa 600 000 Euro kosten, sagte Bürgermeister Zahn. Wer die letzten Endes bezahle, das müssten nun die Richter entscheiden. Und das könne dauern.

Derzeit ist eine Gruppe mit rund einem Dutzend Kindern in Saarwellingen untergebracht. Ab Mai/Juni benötige Kinderland die Plätze für den Eigenbedarf, sagte Zahn. Bis dahin soll die Sanierung erfolgt sein. Und die Kinder kämen mit ihren Betreuerinnen wieder nach Wallerfangen zurück.

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