Nützlicher Sand im Getriebe

Saarlouis · Der schmirgelnde Quarzsand auf dem Erprobungsgelände der Bundeswehr in Fraulautern ermöglicht technische Tests im Zeitraffer. Das ließen sich gestern rund 150 Bürger erklären. Die Bundeswehr hatte eingeladen, nachdem Bürger über Testlärm geklagt hatten.

Auf einem rund 1,4 Kilometer langen Rundkurs jagte von Ende Januar bis vergangenen Freitag der Schützenpanzer Puma über das Bundeswehr-Erprobungsgelände in Fraulautern. Der Puma soll den Marder ablösen. Möglichst technisch einwandfrei, aber dazu brauche es intensive Tests, deren Ergebnisse an die Industrie zurück gemeldet werden, um im Bedarfsfalle "nachzuentwickeln", wie der Leiter der Wehrtechnischen Dienststelle für Kraftfahrzeuge und Panzer (WTD 41, Sitz Trier), Wolfgang Wolf, gestern auf dem Testgelände sagte. Offenbar war einiges nachzuentwickeln, denn die Testphase dauerte länger als geplant. In Fraulautern wird vor allem beobachtet, wie zwei Metalle sich verhalten, wenn sie aufeinanderstoßen: in Bremsscheiben, Radkränzen, Kettenlaufwerken zum Beispiel. "Fraulautern hat den idealen Quarzsand, um intensiv zu testen. Die Ergebnisse eines Fahrkilometers hier entsprechen denen von 15 auf anderen Testgeländen." Der Quarzsand wirkt wie Schmirgelpapier.

Eine Vorführung mit einer Testversion des Kampfpanzers Leopard II ließ rund 150 Neugierige aus der Nähe erkennen, was in den angrenzenden Wohngebieten für erheblichen Lärm gesorgt hatte. Richtig Krach erzeugt etwa der Bergepanzer Büffel, wenn er ein festgefahrenes Fahrzeug aus dem Schlamm zieht.

Viele gestern sagten wie Imelda und Reinhard Trenz: "Es ist längst nicht mehr so viel wie in den 70er und 80er Jahren. Und irgendwo müssen sie ja testen." Doch Leute wie Hans-Karl Becker aus der Sandbergstraße trifft der Lärm hart. Er ist Schichtarbeiter. "Ich komme um 20 nach 6 nach Hause, lege mich etwas später schlafen. Damit war es seit Januar ab, neun, zehn Uhr vorbei. Der Puls geht hoch, ich kann nicht schlafen."

Jürgen Wiltz, ein Ingenieur aus dem Stollenbergweg: "Da muss einfach was passieren. Das ist nicht auszuhalten, als ob Panzer durch den Vorgarten fahren." Wiltz hat an das Verteidigungsministerium geschrieben, gestern hat er lange "und sehr sachlich" mit WTD-Leiter Wolf geredet. Der versteht das Problem, "es ist wirklich eins". Man müsse darüber sprechen, Wiltz habe ihn auf einen Kaffee zu Hause eingeladen. Das traf die Stimmung der Besucher ganz gut: Kritik, aber auch Verständnis.

Wolf: "Im Laufe dieses Jahres ist kein weiterer Test mit Kettenfahrzeugen vorgesehen. Im Herbst testen wir nur Radfahrzeuge, die deutlich leiser sind." In der Regel werden drei Mal im Jahr Fahrzeuge getestet.

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