Nachhilfestunde mit Spaßfaktor

Saarlouis · Sein Programm ist die Sprache und die Blüten, die sie treibt. Der bekannte Kolumnist und Buchautor Bastian Sick präsentierte in Saarlouis eine bunte Pannenserie der deutschen Sprache.

 Bastian Sick entführte das Publikum in den Irrgarten der deutschen Sprache. Foto: Heike Theobald

Bastian Sick entführte das Publikum in den Irrgarten der deutschen Sprache. Foto: Heike Theobald

Saarlouis. Es war kein Nachsitzen als Bestrafung für Verfehlungen in der Schule, höchstens eine doppelte Nachhilfestunde mit hohem Spaßfaktor. Die Gäste am Freitagabend im Theater am Ring in Saarlouis amüsierten sich köstlich über den "Irrgarten der deutschen Sprache". Nur mal so "aus Jux und Toleranz" sorgte der Kolumnist und Bestsellerautor Bastian Sick ("Der Dativ ist dem Genitiv sein Tod") mit einer bunten Pannenserie der deutschen Sprache zwei Stunden lang für beste Unterhaltung.Sicks Feststellung war zwar makaber, aber darüber durfte geschmunzelt werden, was die Zuschauer auch taten: Die Saarländer holen sich viel lieber das Leben, als dass sie es sich nehmen. Zumindest machte der Kolumnist diese Erkenntnis, als er sich die Frage stellte, warum im saarländischen Dialekt das Wort "nehmen" kaum existiert? Wenn also die Menschen im kleinsten Flächenbundesland Deutschlands nach dem Leben greifen und es festhalten, müsste Gott doch eigentlich ein Saarländer sein? Leider kam Sick zu einer anderen Erkenntnis und enttäuschte zugleich damit auch die französischen Nachbarn. Denn Gott lebt nicht an der Saar, lange auch schon nicht mehr in Frankreich. Gott ist Amerikaner, und Sick lieferte die Beweise. Anstatt zu einem romantischen "Rendezvous" wird zum "Date" eingeladen. Man sagt nicht mehr "Adieu", sondern salopp "Bye". Man ist nicht mehr "en vogue", sondern "in". Und man stößt kein "quelle Malheur" aus, sondern ein "Shit happens".

Sprachliche Entgleisungen und haarsträubende Sprachunfälle gerieten ins Visier des Bestsellerautors. Und der Einzelhandel ist eine dankbare Quelle im Irrgarten der deutschen Sprache - auch wenn es um Anglizismen geht. Auf Werbebannern wird aus dem "Business" ein "Bissness" oder aus einer "Lounge" eine "Lantsch". Zu Sicks Fundstücken gehören auch falsch gesetzte Apostrophs oder Kommata. Da versteht sich eine einfache Aufforderung schnell als Einladung an Kannibalen: "Iss mein Kind!" Kleines Possessivpronomen oder großes Anredepronomen? Auch diese Frage sorgte beim Publikum für einen Schenkelklopfer: "Aufgrund Ihres hohen Alters ist unsere Leopardin leider gestorben." Die traurige Nachricht eines Zoos macht Senioren für das Ableben der Raubkatze verantwortlich. Sick zeigte sich nicht als Oberlehrer mit erhobenem Zeigefinger, sondern sorgte mit pointierenden Kommentaren seiner Fundstücke für beste Unterhaltung. Da verziehen ihm die rund 600 Saarländer gerne auch seinen Blick auf die saarländische Sprachkultur, genauer gesagt, auf den saarländischen Konjunktiv: "Kriegen, könnte sein, dass wir es täten - wunderbar!"

 Bastian Sick entführte das Publikum in den Irrgarten der deutschen Sprache. Foto: Heike Theobald

Bastian Sick entführte das Publikum in den Irrgarten der deutschen Sprache. Foto: Heike Theobald

Im Anschluss an sein Unterhaltungsprogramm machte der Buchautor dem Publikum ein Kompliment: "Es war großartig. Die Saarländer haben Humor."

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