Förderung für Museum in Gisingen Haus Saargau zeigt ein neues Konzept

Gisingen · Das Brauchtum und die deutsch-französische Geschichte an der Grenze rückt die Neukonzeption des Museums Haus Saargau in den Fokus.

 Das renovierte Lothringer Haus Saargau in Gisingen zeigt anschaulich die bäuerliche Welt von vor 100 und mehr Jahren.

Das renovierte Lothringer Haus Saargau in Gisingen zeigt anschaulich die bäuerliche Welt von vor 100 und mehr Jahren.

Foto: az

Die Geister sind gebannt im Wandschrank hinter Holztüren. In einer Eckvitrine liegen Brautkränze, Hochzeitsschmuck und Spielzeug aus früheren Zeiten. Das sind nur ein paar der ins Auge fallenden Änderungen im Haus Saargau. Mit einer neuen Konzeption zeigt sich das rund 290 Jahre alte Lothringischen Bauernhaus in der Straße Zum Scheidberg 11 in Gisingen.

Einen kunstvollen Rahmen der offiziellen Vorstellung des neuen Konzepts im März schufen drei Vernissagen sowie die Musik von Herry Schmitt und Stefan Engelmann. Als ein „Schmuckstück“ bezeichnete Landrat Patrik Lauer das Haus und dessen historische Einrichtung. 1993 vom Landkreis Saarlouis erworben, wurde es fünf Jahre später stilecht renoviert als Lothringisches Bauernhausmuseum eröffnet. Seither entwickelt sich hier ein vielseitiges Angebot mit Kunstausstellungen, Vorträgen, Mundart, einer Außenstelle des Naturparks Saar-Hunsrück und Vielem mehr.

Der Kern ist jedoch die dauerhafte Präsentation des bäuerlichen Lebensraums. Dazu gehörte bislang historisches Mobiliar aus dem 18. Jahrhundert. Altlothringer Möbelstücke, die Abbé Dr. Louis Pinck gesammelt hatte. Hinzu kommen Kamin-, Taken- und Ofenplatten aus der Privatsammlung von Wolfgang Kremer. Nach 22 Jahren wurden nun drei Räumen des Obergeschosses neu gestaltet. Das gehört zum grundsätzlichen Konzept, das „Haus Saargau weiterzuentwickeln“, sagte Jeanette Dillinger von der Tourist-Info des Landkreises Saarlouis, zuständig für das Haus Saargau.

Vor etwa vier Jahren hatte sie mit diesem Konzept begonnen, vor rund eineinhalb Jahren ging es dann in die Umsetzung. Dabei bot sich die Möglichkeit Fördermittel über LEADER Warndt-Saargau als „Chance zu nutzen“. Das bedeutet, dass der Landkreis 75 Prozent der Kosten über Fördermittel abdecken kann. Die Bruttokosten werden mit 51 888,92 Euro angegeben, der Zuschuss von EU und Land mit 38 916,69 Euro. Somit verbleiben für den Kreis Kosten von etwa 13 000 Euro.

„Da geht es wirklich um unser kulturelle Gedächtnis“, erklärte Dillinger zum wichtigen Thema Brauchtum. Denn „es ist erschreckend, was da alles verloren geht, an Bräuchen, was damals auf den Tisch kam und das Leben ausmachte“. Zu diesem Brauchtum gehört auch der Glaube an Geister und der Schutz vor ihnen. Einblicke in die damalige Gedankenwelt geben Leihgaben von Gunter Altenkirch. Darunter sind beispielsweise ein menschlicher Zehenknochen als Amulett und eine Kette mit Tierzähnen. Letztere sollten eigentlich Wolfszähne sein, aber zur Not taten es auch solche von Hunden. Außerdem sind Zettel mit Zauberformeln ausgestellt und ein Türschloss, das gegen Geister geschützt wurde durch einen aufgesetzten Wachsklumpen mit eingeritztem Kreuz.

Ein weiterer bedeutender Aspekt der Neugestaltung ist die Geschichte an der deutsch-französischen Grenze. Die wechselvollen Abläufe sollen in Erinnerung gehalten werden. Von der lothringischen Geschichte bis zu Kriegszeiten und Phasen der Auswanderung nach Amerika im 19. Jahrhundert. Das Haus Saargau „zeigt, wie vielschichtig das Ganze ist“, sagte Dillinger. Über ausliegende Zeitzeugenberichte erfährt „man, was unsere Großeltern so alles mitgemacht haben“.

Das Museum werde künftig verstärkt genutzt als Ausgangspunkt von Wanderungen und Entdeckungsfahrten in die Region. Weitere Themen sind Wirtschafts- und Industriegeschichte, Industrie, Natur, Architektur und Möbelkunde. Über all das informieren 33 großformatige Tafeln, die Helmut Grein erstellt hat, Historiker und Archivar des Kreisarchiv Saarlouis.

 Eine Eckvitrine im Haus Saargau zeigt Gegenstände aus den Themenbereichen Hochzeit, Kindheit und Tod.

Eine Eckvitrine im Haus Saargau zeigt Gegenstände aus den Themenbereichen Hochzeit, Kindheit und Tod.

Foto: az
 Ein menschlicher Zehenknochen als Schutz gegen Geister

Ein menschlicher Zehenknochen als Schutz gegen Geister

Foto: az

Am Montag, 18. Mai, wird das Haus Saargau wieder geöffnet. Dann gelten auch wieder die üblichen Öffnungszeite: Montag bis Mittwoch, 14 bis 17 Uhr, Donnerstag und Freitag, 10 bis 12 Uhr sowie sonntags und feiertags von 14 bis 17 Uhr.

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