Mit Kunst Schlimmes verarbeiten

Gisingen · Kunst baut Brücken zwischen Menschen unterschiedlicher Herkunft. Auf dieser Basis hat der Überherrner Bildhauer Gerhard Fischer gemeinsam mit jungen syrischen Flüchtlingen Skulpturen geschaffen.

 Mit syrischen Flüchtlingen schuf der Überherrner Bildhauer Gerhard Fischer (erster v.l.) Objekte aus Speckstein. Foto: Bodwing

Mit syrischen Flüchtlingen schuf der Überherrner Bildhauer Gerhard Fischer (erster v.l.) Objekte aus Speckstein. Foto: Bodwing

Foto: Bodwing

Abstrakte Objekte aus glatt poliertem Speckstein stehen seit eineinhalb Wochen im Haus Saargau. Sie sind Ergebnis eines Projektes des Bildhauers Gerhard Fischer. Dabei arbeiteten syrische Flüchtlinge , die in Berus und Altforweiler wohnen, ab September 2015 an den Werken. Die zehn jungen Menschen sind zwischen 19 und 29 Jahre alt.

"Man muss den Zuständen schöpferische Kräfte entgegenhalten", sagte Fischer. Eine Ahnung von diesen Zuständen vermitteln Reiserouten der am Projekt teilnehmenden Syrer und Kurzdarstellungen. "In meiner Heimat kann man nicht mehr leben", schildert Mahmoud. "Der Krieg ist überall." Er sei 34 Tage von Damaskus nach Deutschland unterwegs gewesen.

Sechs Monate waren es bei Ibrahim aus Aleppo. Den jungen Apotheker musste seine Familie aus dem Gefängnis freikaufen, weil er sein Haus nicht habe aufgeben wollen. Bei der späteren Flucht übers Meer sei das Boot gesunken, und sie mussten schwimmen, bis sie gerettet wurden. Das habe er durchgestanden, um "für das kommende Baby ein normales Leben zu führen". Inzwischen sind auch Frau und Tochter in Deutschland.

Sipan lebt seit zwei Jahren in Deutschland. Er hilft der Gemeinde Überherrn als Übersetzer und hat inzwischen einen Arbeitsplatz gefunden. Drei Monate war er von Quamshlo aus unterwegs, einer Stadt im Nordosten Syriens an der türkischen Grenze. Sechs Tage seien sie ohne Essen und Wasser auf dem Meer gewesen. Auf die Frage, ob er vielleicht wieder zurückkehre, wenn der Krieg vorbei sei, meinte Sipan: "Die Leute, die ich zuhause kannte, sind alle weg." Er wolle jetzt hier eine neue Zukunft für sich aufbauen. Zur Abdeckung der Projektkosten läuft eine stille Auktion für die Objekte im Haus Saargau, Mindestgebot 100 Euro. Die Ausstellung endet am Sonntagnachmittag, 13. März, die Gewinner werden am Montag ermittelt.

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