Mit gebrochenem Fuß verkehrt herum durch die Einbahnstraße

Dillingen. Es ist Sommer, der 27. Juli, seine Frau hat Schmerzen: Karl Ladwein aus Dillingen ist im Stress, will seine Frau Sigrid schnell ins Krankenhaus fahren. Sie hat den Fuß gebrochen. Und dann das: Die Umleitung wegen der damaligen Kreisel-Baustelle am Ende der Konrad-Adenauer-Allee verwirrt ihn

Dillingen. Es ist Sommer, der 27. Juli, seine Frau hat Schmerzen: Karl Ladwein aus Dillingen ist im Stress, will seine Frau Sigrid schnell ins Krankenhaus fahren. Sie hat den Fuß gebrochen. Und dann das: Die Umleitung wegen der damaligen Kreisel-Baustelle am Ende der Konrad-Adenauer-Allee verwirrt ihn. Er fährt, wie viele andere, ins Wohngebiet Deckersheck, geradewegs verkehrt herum in eine Einbahnstraße. "Da, hinter einer Kurve hinter einer Hecke lauert eine Verkehrskontrolle", empört sich Ladwein. Er muss an Ort und Stelle 20 Euro dafür zahlen. Bis zur Klinik dauert es für ihn und seine Frau eine gefühlte Ewigkeit.Zu Hause schreibt Ladwein verärgert eine Beschwerde-Mail an die Stadt Dillingen, die ihm die Hintergründe der Verkehrslage mitteilt und die Zuständigkeit an die Polizei abgibt. Seither, sagt Ladwein, warte er auf eine Antwort. Nicht etwa um das Bußgeld gehe es ihm, schließlich sei das verdient. Nein: Er wünscht sich mehr Menschlichkeit. Ladwein: "Der Polizist erfüllte nur seine Pflicht, ohne den Zustand meiner Frau zu berücksichtigen. Ich hätte die Strafe doch später auf der Dienststelle bezahlt."

Zum anderen erlebt er die Kontrolle als Abzocke. Die Polizei habe sich regelrecht versteckt. Seiner Meinung nach hätte sie besser irregeleitete Autofahrer am Straßenbeginn umgeleitet, anstatt hinter einer Kurve für chaotische Verhältnisse zu sorgen.

Tatsächlich ist es das an diesem Julitag; chaotisch. Sogar gefährlich, sagt die Polizei. Denn reihenweise fahren Autos in der falschen Richtung durch die Mathildenstraße. Dort beginnt nach 50 Metern hinter besagter Kurve die Einbahnregelung. Anwohner beschweren sich massenweise, daher die Kontrolle. Das berichtet Polizist Bernhard Schmitt.

Schmitt: "Für uns bestand in dem engen und kurzen Bereich die einzige Möglichkeit, die Kontrolle hinter der Kurve aufzustellen." Ohnehin könne die Polizei nicht den ganzen Tag den Verkehr regeln. Schließlich seien die Umleitungsschilder zum Zeitpunkt der Kontrolle richtig aufgestellt gewesen. Zuvor, räumt die Polizei ein, habe ein Schild falsch gestanden.

Wer die Umleitungsschilder übersehen und trotz der Kreiselbaustelle bis zum Ende der Konrad-Adenauer-Allee durchgefahren sei, hätte nach Polizeiangaben an der Sporthalle West wenden und den Weg in die Innenstadt über die Landstraße 170 oder die Autobahn wählen müssen. "Stattdessen", sagt der Dillinger Polizeichef Klaus Ney, "drehten die meisten und fuhren dann einfach die erstbeste Straße rechts rein." Das war dann die Mathildenstraße, eben eine Einbahnstraße.

Polizist Bernhard Schmitt: "Ohne Sanktionen geht es manchmal nicht. Mancherorts werden sogar Schilder abgebaut, und dann wird einfach durchgefahren." Schmitt weiter: "Es gilt auch der Gleichheitsgrundsatz." Sprich: Kriegt einer eine Strafe, kriegen alle eine. Natürlich könne ein Polizist Ausnahmen machen, "aber warum die Strafe in dieser Situation nicht auf später verschoben worden ist, ist kaum zu klären".

Und warum gibt es keine Antwort auf die E-Mail? Dazu sagt Klaus Ney, Chef der Dillinger Polizei: "Ich habe das Schreiben von Herrn Ladwein nicht so empfunden, als ob er eine Erklärung verlangt. Ich habe das so gelesen, als wolle er sich nur seinen Frust von der Seele schreiben. Zudem hatte er ja eine Erklärung der Stadt Dillingen vorliegen." Aber er hole die Antwort nach. Versprochen.

Haben Sie wie Karl Ladwein aus Dillingen etwas zu erzählen? Schicken Sie uns dies! Per E-Mail: leser-reporter@sol.de, per Onlineformular: www.saarbruecker-zeitung.de/Leserreporter.

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