"Ich habe sogar noch Hilfe angeboten"

Frau Jost, Ihnen als Geschäftsführerin der Wirtschaftsbetriebe Saarlouis (wbs) werden in dem uns vorliegenden Brief Vorwürfe gemacht. Da ist zum Beispiel von einem Sektempfang während des Badebetriebes die Rede.Jost: Ja. Wir haben aufs Neue Jahr angestoßen, mit zwei Flaschen Sekt und viel Orangensaft. Kunden, die herein kamen, haben ein Gläschen mitgetrunken

 Marion Jost Foto: Marc Speicher

Marion Jost Foto: Marc Speicher

Frau Jost, Ihnen als Geschäftsführerin der Wirtschaftsbetriebe Saarlouis (wbs) werden in dem uns vorliegenden Brief Vorwürfe gemacht. Da ist zum Beispiel von einem Sektempfang während des Badebetriebes die Rede.Jost: Ja. Wir haben aufs Neue Jahr angestoßen, mit zwei Flaschen Sekt und viel Orangensaft. Kunden, die herein kamen, haben ein Gläschen mitgetrunken.

Ihnen wird in dem Brief vorgeworfen, Seminare der wbs in Haus Scheidberg durchgeführt zu haben. Hätte es nicht der eigene Schulungsraum auch getan?

Jost: Für fachliche Seminare kann man den hausinternen Schulungsraum sicher nutzen. Hier ging es um ein persönlichkeitsbildendes Seminar, es ging um die Bildung von Teams mit externer Betreuung. Da geht man in der Regel aus der eigenen Arbeitsumgebung heraus. Das war ein kleiner Kreis, Leute, die zukünftig eine etwas herausgehobene Funktion wahrnehmen sollen. Darunter zum Beispiel eine Mitarbeiterin, die 15 Damen im Service und in der Reinigung koordiniert. Die hat so eine Schulung noch nie gemacht. Die waren alle richtig happy damit.

Happy? Bei diesen Seminaren sollen Namen von Mitarbeitern und interne Bewertungen auf Tafeln geschrieben worden sein. Davon soll es Fotoprotokolle geben. Wollten Sie Mitarbeiter gegeneinander ausspielen?

Jost: Die Fotoprotokolle zeigen eindeutig, dass dort kein einziger Namen aufgeschrieben wurde. Der Trainer ist im übrigen ein so erfahrener Mann - es wäre das Letzte, was er täte. Da ist niemand an den Pranger gestellt worden. Es ging um vier Typen von Mitarbeitern in Veränderungsprozessen. Der Trainer hat die Teilnehmer nach einer Einschätzung gefragt, wie viele Leute zu welchem Typ gehören könnten. Das war die Frage.

Im Brief steht der Vorwurf, Sie hätten einen Mitarbeiter genötigt. Dazu soll Anzeige erstattet worden sein. Worum geht es dabei?

Jost: Ich werde hier nicht gegen Persönlichkeitsrechte verstoßen, aber so viel kann ich sagen: Ein Mitarbeiter hat eklatant gegen arbeitsvertragliche Pflichten verstoßen. Als öffentlicher Badebetrieb musste ich handeln. Es gab ein Gespräch über mehrere Stunden, in das der Betriebsrat eingebunden war. Ein Aufhebungsvertrag schien mir aus Sicht des Betriebes angemessen und die für ihn bessere Variante. Der Mitarbeiter stimmte zu. Der Betriebsrat hat ihn mehrfach darauf hingewiesen, dass er einen Aufhebungsvertrag unterschreibe. Ein paar Tage später kam der Hinweis, er fühle sich im Nachhinein genötigt. Natürlich habe ich gesagt, dass ich fristlos kündigen werde, wenn er den Aufhebungsvertrag nicht unterschreibe. Ich habe ihm sogar noch Hilfe angeboten - aber das ist jetzt alles nicht mehr wahr. Dafür hat er Anzeige wegen Nötigung erstattet.

Die Absender des Briefes klagen, eine vertrauensvolle Zusammenarbeit mit Ihnen sei nahezu unmöglich. Trifft das die Atmosphäre im Haus?

Jost: Nein, sicher nicht. Es ging so lange gut, bis sich die Absender des Briefes persönlich angegriffen fühlten, sogar sehr gut. Ich unterstütze die Arbeit des Betriebsrates, ich habe ihm ein Zimmer eingerichtet, das er vorher nicht bekommen hatte. Aber ich bin auf der anderen Seite auch Unternehmerin. Und das Unternehmen gehört der Kreisstadt Saarlouis, nicht dem Betriebsrat.

Meinung

Der Zeitpunkt

macht Gerüchle

Von SZ-RedakteurMathias Winters

Gerade ist die Liste der Kandidaten für die Saarlouiser Oberbürgermeisterwahl amtlich, die Liste auf der für die CDU auch Marion Jost steht, Geschäftsführerin der Wirtschaftsbetriebe (wbs). Da erhalten alle Fraktionen des Stadtrates einen Brandbrief des wbs-Betriebsrats. Ein zufälliges zeitliches Aufeinandertreffen? Und dass Jost dem Vorwurf ausgesetzt wird, einen Mitarbeiter genötigt zu haben, wird ebenfalls gerade jetzt stadtbekannt (ein solcher Brief ist wie ein öffentliches Ausrufen). Zufall?

 Marion Jost Foto: Marc Speicher

Marion Jost Foto: Marc Speicher

Als Chefin darf Jost über Personalien nicht Klartext reden. Das nutzen der oder die Angreifer. Auf diesem Feld zu diesem Zeitpunkt - so hat die Attacke für mich ein Gerüchle.

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