Archäologie Wie klingt ein Tintinnabulum aus der Bronzezeit?

Wallerfangen · Was, bitte, ist ein Tintinnabulum? Um das zu erklären, lädt der Verein für Heimatforschung Wallerfangen am Sonntag, 24. März, ins Historische Museum Wallerfangen ein.

 Reproduktion des Tintinnabulums im Historischen Museum Wallerfangen

Reproduktion des Tintinnabulums im Historischen Museum Wallerfangen

Foto: A.Lesch

Auf der ganzen Welt sind nur etwa zehn Exemplare bekannt. Es schimmert kupferrot, denn es besteht aus Bronze, einer Legierung aus Kupfer und Zinn. Es ist eine Scheibe, rund wie die Sonne am Himmel, aber ihre Mitte ist leer. Ein Stab ist mit der Scheibe verbunden, der beiderseits mit einer Ringöse endet. An der innernen hängen zwei niedliche, kleine Trabanten, beide auch aus Bronze. Und an der äußeren lässt sich eine Schnur, ein Band oder eine Kordel befestigen. Aber wozu? Wozu hat man es benutzt, das Tintinnabulum? Und weshalb gähnt dem Doppelösenstab gegenüber in der Ringscheibe ein kreisrundes Loch? Es gibt niemanden, den man noch fragen könnte. Denn die Menschen, denen Tintinnabula vertraut waren, die sie hergestellt und benutzt haben, sind längst tot.

Fast 3000 Jahre sind vergangen, seit sie das Saarland, Lothringen und Rheinland-Pfalz bevölkert haben. Sicher ist nur eines: Wird das Tintinnabulum bewegt, schlagen die kleinen Lochscheiben gegen die große, bleibt das nicht unbemerkt: Ein fremdartiger Klang erschallt.

1850 stieß ein Bauer beim Kartoffelausmachen in der Flur „Eichenborn“ in Wallerfangen auf Bronzegegenstände. Ganz oben hatte ein Bronzeschwert gelegen, das, vom Schlag der eisernen Kartoffelhacke getroffen, zerbrach. Der Grundstückseigentümer benachrichtigte die Leiter der Wallerfanger Steingutfabrik Villeroy & Boch, Sthème de Jubécourt und Auguste Jaunez. Sie hoben noch über 60 bemerkenswerte Bronzegegenstände, darunter das Tintinnabulum, aus dem Boden.

 Stefan Michelbacher hat das Tintinnabulum nachgebaut.

Stefan Michelbacher hat das Tintinnabulum nachgebaut.

Foto: A. Lesch

Den gesamten Hort übergaben sie dem Metzer Altertumsforscher Victor Simon, der ihn 1852 in den Mémoires de l’Académie de Metz veröffentlichte. Nach Simons Tod hat das neu gegründete Musée des Antiquités nationales in Saint-Germain-en-Laye die Originale gekauft, zu dessen Schätzen die vorzüglich ausgestellten Stücke bis heute gehören.

Stefan Michelbacher, Mitglied des HIstorischen Vereins Wallerfangen, war schon immer von diesem außerordentlichen Artefakt aus der späten Bronzezeit fasziniert. Ob es denn wirklich klingt? und wenn ja, wie genau es sich wohl angehört haben mag? hat er sich gefragt. Seiner Neugier verdankt das Museum eine materialgerechte, gebrauchsfähige Reproduktion des Tintinnabulums aus dem „Eichenborn“-Hortfund.

Diese Reproduktion wird am Sonntag, 24. März, 17 Uhr, der Öffentlichkeit vorgetellt. Wie er den Nachbau angefertigt hat, wird Stefan Michelbacher selbst berichten. Und wie es klingt, wenn das Tintinabulum in Bewegung gesetzt wird, wird dann jeder miterleben. „Tonaufnahmen sind gestattet“, sagt Prof. Dr. Rudolf Echt, Vorsitzender des Wallefanger Vereins für Heimatforschung.

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