Grenzenloser Durchblick

Leidingen. Zwischen Wiesen und Obstbäumen ragen zwei gewaltige Fenster aus der Landschaft bei Leidingen. Etwa viereinhalb Meter hoch und fünfeinhalb breit sind die oben gebogenen Industriefenster aus einer Werkshalle der Dillinger Hütte. Gehalten werden sie von einem U-förmigen Rahmen aus Sandstein. Auf deutscher Seite ist dies rotbrauner Stein aus hiesigen Steinbrüchen

Leidingen. Zwischen Wiesen und Obstbäumen ragen zwei gewaltige Fenster aus der Landschaft bei Leidingen. Etwa viereinhalb Meter hoch und fünfeinhalb breit sind die oben gebogenen Industriefenster aus einer Werkshalle der Dillinger Hütte. Gehalten werden sie von einem U-förmigen Rahmen aus Sandstein. Auf deutscher Seite ist dies rotbrauner Stein aus hiesigen Steinbrüchen. Jenseits der Grenze ist er gelblich und aus der Champagne. "Grenzblick" nennt Wolfgang Schmitt, Ortsvorsteher von Leidingen, das Projekt. Realisiert werden könnte es etwa im September dieses Jahres. Leidingen, das sind eigentlich zwei Orte. Ein französischer Siedlungsteil und ein deutscher. Getrennt sind sie durch die Staatsgrenze mitten auf der Dorfstraße, die hier Neutrale Straße heißt und drüben Rue de la Frontière (Grenzstraße). Vieles haben beide Orte gemeinsam, doch seit etwa Mitte der 30er Jahre des vergangenen Jahrhunderts geht eine schleichende Trennung vor sich, die inzwischen auch die Sprache erfasst hat. Auf das Verbindende hinweisen, das will nun Wolfgang Schmitt mit dem Projekt "Grenzblick". "Noch heute arbeiten Menschen von beiderseits der Grenze in der Dillinger Hütte", stellt Schmitt ein Beispiel dar. Dies gelte auch für ihn selbst und für seinen französischen Amtskollegen Barthélémy Lemal, Ortsvorsteher von Leiding. Außer den Arbeitsstätten gibt es auch eine gemeinsame Vergangenheit der Dörfer, doch nur wenig weise heute vor Ort auf die Geschichte Leidingens hin. Das sollen die zwei großen offenen Fenster ändern. Jeweils nahe der Pfarrkirchen von Leiding sowie Leidingen kämen sie in massive Sandsteinfassungen. Die Geschichte der Grenzregion wäre dann auf witterungsbeständigen Tafeln und Plexiglasscheiben zu lesen. "Der schweifende Blick durch das offene Fenster macht einen selbst zum Grenzgänger", regt Schmitt die Fantasie an. Mundartdichter beider Regionen trügen Texte dazu bei, so beispielsweise Alfred Gulden. Die Fenster liegen schon bereit, sagt Schmitt. Steine für das Objekt auf deutscher Seite kämen von der Dillinger Hütte, die das Projekt unterstütze. Amtskollege Lemal habe die Teilnahme auf französischer Seite signalisiert, außerdem prüfe das Projektmanagement der Region Saargau auf Fördermöglichkeiten. Womöglich im September dieses Jahres könne "Grenzblick" real werden, vielleicht sogar als Start für weitere Projekte dieser Art.

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