Gemeinsam kreative Sparmodelle entwickeln

Schwalbach. Laut über Sparzwänge schimpfen kann jeder. Aber kreativ mit der leeren Kasse umgehen, das können nur wenige. Die Gemeindeverwaltung Schwalbach will diese Fähigkeit ausbauen und erstellt unter anderem deshalb ein Gemeindeentwicklungskonzept (Geko, wir berichteten)

Schwalbach. Laut über Sparzwänge schimpfen kann jeder. Aber kreativ mit der leeren Kasse umgehen, das können nur wenige. Die Gemeindeverwaltung Schwalbach will diese Fähigkeit ausbauen und erstellt unter anderem deshalb ein Gemeindeentwicklungskonzept (Geko, wir berichteten).Hierbei neue Wege zu beschreiten, heißt für die Gemeinde, sich auf eine Zukunft mit weniger Jungen und mit weniger Geld einzustellen, aber vor allem, immer mehr Zusammenarbeit mit anderen Kommunen einzugehen. "Interkommunale Zusammenarbeit" heißt das Stichwort, das das bis Januar zu erstellende Geko vorgibt.

Bereits jetzt hat die Verwaltung einige Kooperationen mit anderen Gemeinden geschlossen, von denen alle profitieren, aber vor allem die eigene Haushaltskasse. Noch sind keine Riesenprojekte zu verbuchen, betont Bürgermeister Hans-Joachim Neumeyer, "aber die interkommunale Zusammenarbeit macht schon einen Teil des Geko aus".

Über die neueste Zusammenarbeit berichtete die SZ Mitte Oktober: Die Verwaltung Schwalbachs übernimmt ab Januar die Lohnabrechnung für das Rathaus in Ensdorf. "Wir haben hier etwa 160, 170 Fälle zu bearbeiten. In Ensdorf, wo es keine Gemeindeteile wie bei uns gibt, sind es nur 40 oder 50 Fälle. Diese bearbeiten wir jetzt einfach mit", erklärt Neumeyer. Die Gemeinde Ensdorf übernimmt anteilig Personalkosten für den Sachbearbeiter in Schwalbach. Neumeyer: "Ensdorf zahlt genau so viel, wie der Sachbearbeiter in der Zeit kostet, die er für die Ensdorfer Lohnabrechnung braucht. Damit trägt die Gemeinde Schwalbach letztlich weniger Personalkosten selbst, was den Haushalt entlastet." Dabei gehe es um rund 6500 Euro im Jahr.

Zudem prüften die Verwaltungen in Schwalbach, Bous und Ensdorf gerade eine Zusammenlegung ihrer Bauhöfe, was die Kosten senkt.

Bestehende Projekte sind: Winterdienst-Kooperation, Zusammenarbeit bei der Verkehrsüberwachung, gemeinsamer Wertstoffhof und ein gemeinsamer Förster.

Im Einzelnen bedeutet das, dass Schwalbach und Ensdorf gemeinsam Streumittel für die frostigen Tage anschaffen: Höhere Einkaufsmengen bedeuten einen geringeren Preis. Jede Gemeinde zahlt den Teil, den sie verbraucht. Weil Streu- und Flüssigsalz in Schwalbach lagern, beteiligt sich Ensdorf an den Lagerkosten.

Des Weiteren übernimmt die Gemeinde Schwalbach in den Kooperationsgemeinden Ensdorf, Bous und Wadgassen die kommunalen Geschwindigkeitsmessungen. Neumeyer: "Hierdurch erfolgt eine optimierte Auslastung der Personal- und Sachkapazitäten." Die Partnergemeinden erstatten jeweils anteilig entstandene Personal- und Sachkosten.

Grünabfälle verwerten die Gemeinde Schwalbach, Bous und Ensdorf auf einem gemeinsamen Wertstoffhof - der liegt in der Gemeinde Ensdorf - und teilen sich die Kosten.

Und schließlich ist es der Saarwellinger Forstbeamte, der auch den Schwalbacher Gemeindewald umsorgt. Hierfür wiederum zahlt Schwalbach anteilig Personal- und Sachkosten. "Wir bearbeiten die Lohn-

abrechnung des Ensdorfer Rathauses einfach mit."

Bürgermeister von Schwalbach

Meinung

Sparen heißt nicht verzichten

Von SZ-RedakteurinMichaela Heinze

Sparen macht erfinderisch und lehrt, dass das Denken nicht an der Ortsgrenze aufhören darf. Genau hier liegt die Schwierigkeit: Alte Gewohnheiten, vielleicht sogar Vorurteile gegenüber der Nachbargemeinde, kleine Fehden und historisch verwurzelte Handlungsweisen über Bord zu werfen und sich auf neue Denkmuster einzulassen. In diesem Sinne heißt Sparen nicht zwangsläufig, auf etwas zu verzichten, sondern es in anderer Form aufrechtzuerhalten. Also zum Beispiel einen Bauhof für drei Gemeinden, statt dreier Bauhöfe zu betreiben. Vielleicht ließe sich solcherlei Zusammenarbeit noch gewinnbringend auf anderes übertragen. Auf Schwimmbäder? Alten-Kaffeenachmittage? Nachtbusse? Darüber nachzudenken, muss erlaubt sein, denn anders wird es in Zukunft nicht mehr laufen können.

Der Weg, den Schwalbach hier gemeinsam mit anderen beschreitet, ist in diesem Falle der richtige.

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