Geschäftsaufgabe Claus Zöllner sperrt den Laden zu

Wallerfangen · Für das Elektrogeschäft im Familienbesitz hat der passionierte Kunstliebhaber und bald Ruheständler bereits Pläne.

 Zwischen Elektrogeschäft und Kunstleidenschaft: Claus Zöllner blickt auf ein bewegtes Leben zurück.

Zwischen Elektrogeschäft und Kunstleidenschaft: Claus Zöllner blickt auf ein bewegtes Leben zurück.

Foto: Johannes A. Bodwing

Jetzt steht der letzte Öffnungstag fest. Nach dem 30. April dieses Jahres ist Elektro Zöllner in Wallerfangen Geschichte. Damit schließen nach 74 Jahren Geschäft und Werkstatt in der Sonnenstraße 8. Bis Ende April gibt es noch Rabatte auf die Waren, teilweise bis zu 70 Prozent. Dann plant Claus Zöllner eine neue Ära – mit Skulpturen und Gemälden.

„Ich bin jetzt 71 Jahre alt“, sagt der langjährige Inhaber. „Und mein Sohn hat sich beruflich anders orientiert.“ Begonnen hatte alles im Elternhaus, das ein Gebäude unterhalb des heutigen Geschäftes steht. „Da bin ich geboren, am 28. März 1948. Die Oma hatte dort ein Schreibwarengeschäft.“ Vater Fritz war Elektroingenieur und Fernsehtechniker. 1945 kehrte er mit seiner Frau aus Kiel zurück, wohin sie der Krieg verschlagen hatte. Im selben Jahr gründete er ein eigenes Geschäft in der Sonnenstraße 6.

 Elektro Zöllner vor fast 50 Jahren: Leonie Zöllner (rechts), die Mutter von Claus Zöllner, mit zwei Angestellten.

Elektro Zöllner vor fast 50 Jahren: Leonie Zöllner (rechts), die Mutter von Claus Zöllner, mit zwei Angestellten.

Foto: Bodwing/Zöllner

„Mit dem Rucksack ist er nach Paris, Bauteile kaufen. Daraus machte Vater Radios, selbst gebaut in der eigenen Werkstatt“, berichtet Claus Zöllner stolz. Dann kamen die Leute und sagten „wir hätten gerne eins von den Hausgemachten“. 1960 baute Vater Zöllner gleich nebenan ein dreieinhalb Stockwerke hohes Gebäude. Wo andere ihren Hinterhof hatten, schloss sich eine Werkstatt mit 120 Quadratmetern an. Radios gab es weiterhin, diesmal von Marken wie Schaub Lorenz, Saba und Löwe Opta. Bei Fernsehern waren es Klassiker wie Graetz und Philips, außerdem Waschmaschinen von Miele, AEG, Bauknecht und so gut wie alles rund um die Hauselektrik.

Außerhalb seiner Schulzeit half Zöllner nachts in der Bäckerei Fürst aus. Morgens ging es im Geschäft weiter. „Damit ich lerne, was Schaffen ist.“ Bei seiner Berufswahl „ist gar nicht gefragt worden. Ich konnte da nicht sagen, ich werde Maurer, sondern konnte gleich im Geschäft anfangen“. 1965 bis ‘68 folgte eine Lehre als Elektroinstallateur, bis 1971 eine als Rundfunk- und Fernsehtechniker, 1974 war die Meisterprüfung. Von 1965 bis 1978 war er Angestellter im elterlichen Betrieb, den er 1978 übernahm. Bei Elektro-Zöllner wurden insgesamt mehr als 100 Lehrlinge ausgebildet, sagt Claus Zöllner. Zum Teil hatte die Firma eine eigene Fußballmannschaft, die aus Spaß gegen andere Firmen antrat. „In der Zeit, als Wallerfangen gewachsen ist, machten wir in den Neubaugebieten Elektro- und Hausinstallationen.“

 Fritz Zöllner (links) und ein Mitarbeiter in seiner ersten Werkstatt. Zöllner baute nach dem Krieg Radios selbst.

Fritz Zöllner (links) und ein Mitarbeiter in seiner ersten Werkstatt. Zöllner baute nach dem Krieg Radios selbst.

Foto: Bodwing/Zöllner

Bei großen Veranstaltungen wie der Emmes in Saarlouis und dem Chaussee-Feschd in Bous kam der Strom aus Zöllners Anschlussschränken und Leitungen. Die Kunst hingegen war erst nur „ein bisschen Sammeln“, erzählt Zöllner. „Wallerfanger Steingut, das ich auf Flohmärkten gefunden habe.“ Dann lernte er einen Händler kennen. „Der hat mich nach Paris mitgenommen und mit Künstlern bekannt gemacht. Das hat mir so gut gefallen, dass Geschäft und Kunst parallel liefen. Wobei an Wochenenden die Kunst im Vordergrund stand.“

Seit 1972 sammelt er französische Gemälde, seit 1976 ist er Kunstvermittler und Berater für französische Maler und Bildhauer und seit 1988 Redakteur verschiedener Kunstzeitschriften in Frankreich. 1989 begann die Ausstellungsära im Museum Haus Ludwig, mit der Zöllner zeitgenössische französische Künstler nach Saarlouis brachte. 2016 wechselte er damit nach Dillingen. Unter anderen organisiert er den „Salon d‘Automne international de Luneville“ mit und die Jahresausstellung der Landesbank Saar. Zu den großen Ausstellungen gehörte eine im Olympischen Museum in Lausanne. „Das habe ich auch mit organisiert“, sagt er stolz. Zu diesen Terminen kamen nicht nur namhafte zeitgenössische französische Künstler. Immer wieder waren auch maßgebliche Politiker sowie französische Konsuln dabei, mit denen er befreundet ist.

Ausgezeichnet wurde Claus Zöllner unter anderen mit dem „Chevalier de l`ordre des arts et des lettres“. Den gab es für seinen Beitrag für Künste und Literatur in Frankreich und in der Welt. Außerdem erhielt er mit dem nationalen Verdienstorden „Chevalier de l`ordre national du Mérite“ den vierthöchsten französischen Orden. Der wird nur in Ausnahmefällen an Nichtfranzosen verliehen. 2006 kam das Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland hinzu.

Die Künstler, mit denen Zöllner zu tun hat, sind über ganz Frankreich verstreut. „Zum Beispiel in Paris, Chamonix oder Grenoble.“ Immer wieder sind auch welche von ihnen in der Sonnenstraße 8 zu Gast. Sein Elektrogeschäft schließt Claus Zöllner zum allerletzten Mal am Dienstag, 30. April, ab. Dann soll dort der Pflicht des beruflichen Broterwerbs die künstlerische Kür folgen. Eine Art Salon für Kunst und ihre Freunde schwebt ihm vor.

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