Ein Marktbetreiber aus Überzeugung

Reisbach · Gut möglich, dass es in Reisbach keinen Lebensmittel-Markt mehr gäbe, hätte Ortsvorsteher Heinrich Bauer diesen nicht übernommen. So ein Markt, findet er, sei stets auch Treffpunkt und wichtig fürs Dorfleben.

 Jeden Tag stehen Hiltrud und Heinrich Bauer im Markt. Und haben Spaß an ihrer Arbeit. Foto: Ruppenthal

Jeden Tag stehen Hiltrud und Heinrich Bauer im Markt. Und haben Spaß an ihrer Arbeit. Foto: Ruppenthal

Foto: Ruppenthal

"Hallo Wolfgang." "Guten Morgen Horst, alles klar?" Heinrich Bauer kennt so ziemlich jeden, der in seinen Laden kommt, persönlich. Dementsprechend herzlich fällt die Begrüßung aus. Sein Laden, das ist der Reisbacher Frische-Markt, den Bauer Ende 2011 übernommen hat. Und das quasi aus heiterem Himmel. "Der Vorbesitzer hatte mir damals mitgeteilt, dass er schließen wird. Aber ich wollte verhindern, dass Reisbach keinen Lebensmittel-Markt mehr hat", sagt Bauer, seit 2004 Ortsvorsteher von Reisbach , seit 1974 ununterbrochen im Ortsrat tätig. Gemeinsam mit seiner Frau Hiltrud, die damals schon im Frischemarkt arbeitete, fasste er den Entschluss, den Laden zu übernehmen. "Es war eine reine Bauchentscheidung. Meine Frau meinte, wenn sie 20 Jahre jünger wäre, würde sie es wagen. Da habe ich gesagt: Komm, wir machen das", erinnert sich der 64-Jährige.

Von morgens acht bis abends um sieben steht er nun im Laden, dabei könnte er seinen Ruhestand genießen und sich auf seine Aufgabe als Ortsvorsteher konzentrieren. Früher war der gelernte Finanzbuchhalter im Bergbau tätig. Mit 55 Jahren ging er in den Ruhestand . Der Frische-Markt ist ihm eine echte Herzensangelegenheit. "Um unseren Ort zu erhalten und für die Bewohner attraktiv zu gestalten, brauchen wir auch eine intakte Infrastruktur. Dazu zählt der Arzt, die Apotheke und der Bäcker genau so, wie Schule, Kita, und ein Lebensmittel-Markt", sagt Bauer. Dies alles könne allerdings nur erhalten bleiben, wenn die Anwohner davon auch Gebrauch machten. Immer wieder bekomme er von Jüngeren zu hören, dass sie keinen Markt im Dorf brauchen. "Das stimmt", weiß Bauer, "aber wenn sie darauf angewiesen sind, gibt es ihn vielleicht nicht mehr".

Zwar sei es ihm gelungen, mehr Kunden zu gewinnen und den Umsatz zu steigern, aber: "Noch wirft der Markt keinen Gewinn ab. Nach Abzug der Personal- und Energiekosten bleibt kaum was übrig", dabei zahle er sich selbst nicht mal Gehalt. Solange es die Gesundheit zulasse, er und seine Frau Spaß an der Arbeit hätten und er zumindest "nichts drauflegen muss", werde er den Markt betreiben. "Aber was ist, wenn ich morgen verkaufen muss? Einen Laden, der keinen Gewinn abwirft, wird kaum jemand wollen. Dann hätte Reisbach keinen Markt mehr, und das ist ja nicht mein Anliegen." Deshalb wird Bauer auch nicht müde, zu appellieren, dass die Leute den Handel in ihren Orten unterstützen sollen.

Seine Kunden, sagt Bauer, würden die Atmosphäre im Laden und den Service zu schätzen wissen. "Hier kann man entspannt und ohne Hektik einkaufen. Wir haben breite, helle Gänge, in die auch Tageslicht fällt, keine hohen Regale, eine Sitzecke, in der man eine Tasse Kaffee trinken kann, und wer seinen Einkauf nicht nach Hause tragen kann, den beliefern wir auch." Der Lebensmittel-Markt im Dorf sei stets auch Treffpunkt, "wo man erfährt, was los ist, und wo man hingeht, um einfach mal zu sprooche". Und das sei für einen Ort wie Reisbach überlebenswichtig. Neben einem Vollsortiment bietet der Markt, in dem 14 Leute beschäftigt sind, auch eine Bäckerei und eine Fleisch- und Wursttheke. Und Angebote, wie bei den großen Ketten und Discountern, gebe es dort auch, sagt Bauer.

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