Bürgerprotest Die Angst um die Kinder ist immer da

Wallerfangen · Im Wallerfanger Neubaugebiet „Vorderst Seitert“ fordern die Anwohner von der Gemeinde eine Spielstraßenregelung.

 Die Anwohner im Wallerfanger Neubaugebiet „Vorderst Seitert“ haben klare Forderungen an den Bürgermeister.

Die Anwohner im Wallerfanger Neubaugebiet „Vorderst Seitert“ haben klare Forderungen an den Bürgermeister.

Foto: Carolin Merkel

So langsam, erklärt Tobias Hauck, kippe die Stimmung im Neubaugebiet „Vorderst Seitert“ in Wallerfangen. Seit 2014 wohnt er zusammen mit seiner Familie in der neuen Siedlung, hat, wie er betont, das Grundstück wie viele andere Bauherren auch gekauft, weil laut Bebauungsplan eine Spielstraße geplant gewesen sei. Auch ein Spielplatz, erklärt er, habe der Plan ausgewiesen – auf beides wartet die Familie bis heute vergeblich.

Doch nicht nur die Haucks, auch zahlreiche weitere Familien, die es insgesamt auf 32 Kinder, darunter 26 Kleinkinder bringen, machten am Mittwoch bei einem Vor-Ort-Termin mit der Saarbrücker Zeitung ihrem Ärger Luft. „Es geht hier nicht um das Interesse von Einzelnen, wir haben die komplette Zustimmung von allen Grundstückseigentümern, sie stehen geschlossen hinter uns“, betont Hauck, einer der Sprecher der Interessengemeinschaft.

Die Familien fühlen sich im Stich gelassen, wurden, wie sie erklären, immer wieder vertröstet. „Schlimm ist auch, dass wir immer wieder aktiv werden müssen, von Seiten der Gemeinde bekommen wir keine Antwort“, fasst Oliver Fontaine zusammen. Schon einmal, sagt Katja Biehl, habe man sich an die Saarbrücker Zeitung gewandt. Über die Malaktion, die auf die Kinder in der Straße aufmerksam machen sollte, wurde auch berichtet, die Farben, zeigt sie, sind mittlerweile längst verblasst. „Das ist wohl auch ein Zeichen dafür, wie stark befahren unsere Straße ist“, erklärt sie.

Bereits mehrere Unfälle, darunter auch mit einem Linienbus, habe es im Kurvenbereich gegeben. „Wir haben einfach Angst, dass unseren Kindern etwas passiert“, sagt sie. Die Straße ist eng, nur auf der einen Seite gibt es einen gepflasterten Bereich auf gleicher Höhe mit der Straße. „Das animiert die Autofahrer dazu, wenn es eng wird, auch den Streifen mit zu nutzen“, sagt Hauck.

Beim ersten Besuch der Saarbrücker Zeitung im November vergangenen Jahres, erklärt er, habe man bewusst auf eine Schärfe im Bericht verzichtet. „Wir wollen in Frieden leben und mit der Gemeinde im Einklang eine Lösung für alle finden. Doch scheinbar sind wir damit nicht weit gekommen“, erklärt er. Viel Arbeit hat sich die Interessengemeinschaft gemacht, nicht zuletzt Standorte für Gabionen erarbeitet. Die, so erzählt Uwe Bourgeois, seien eines Morgens auch tatsächlich für einen kurzen Moment auf der Straße gesichtet worden, wurden dann aber ebenso schnell wieder aufgeladen.

Von Seiten des Ordnungsamtes, erläutert Oliver Fontaine, gab es ein langes Schreiben. „Doch darin fand die Mitarbeiterin lediglich Gründe, warum ein verkehrsberuhigter Bereich bei uns nicht möglich ist“, sagt er. Aktuell gelte Tempo 30, doch das, sagt Samira Hauck, werde nicht eingehalten. „Wir wollen niemand verbieten, durch die Straße zu fahren, das ist klar. Doch wir fordern jetzt endlich eine Lösung, damit unsere Kinder sicher sind“, betont sie.

Verärgert sind die Anwohner auch darüber, dass der Spielplatz noch immer auf sich warten lässt. Dagegen, so erklärt Samira Hauck, sei die Gemeinde sehr schnell präsent, wenn es um Zäune oder ähnliches gehe, die von den Anwohnern errichtet werden. „Hier wird ganz penibel darauf geschaut, dass die nicht die vorgeschriebene Höhe von 60 Zentimeter überschreiten. Da steht dann jemand von der Gemeinde schon am nächsten Tag vor der Tür“, weiß sie aus Erfahrung.

Gut gewappnet wollen sich die Anwohner nun am Dienstagnachmittag trotz Kirmes auf den Weg zu Bürgermeister Günter Zahn machen. Dieser erklärte auf telefonische Anfrage, dass die Gabionen tatsächlich probeweise aufgestellt wurden. „Wir haben ausprobiert, ob wir auch mit unseren großen Fahrzeugen durch die Engstellen kommen, das hat funktioniert. Sie werden jetzt zeitnah aufgestellt“. Zusätzlich sollen lebensgroße Kinderfiguren die Autofahrer ermahnen, langsam zu fahren. „Wir werden eine Tempo-30-Zone einrichten“, erklärt Zahn. Eine, wie im Bebauungsplan ausgewiesene verkehrsberuhigte Zone wird es nicht geben. Fälschlicherweise sei das von einer Aufstellung des Planes von vor rund 30 Jahren übernommen worden. „Um eine Spielstraße einzurichten, müssen bestimmte Kriterien erfüllt werden. Diese sind nach Aussage des Landkreises nicht gegeben“, erklärt Zahn.

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