Mondfinsternis Der Blutmond spannt seine Fans auf die Folter
Ihn · Die totale Mondfinsternis am Freitagabend hat viele Himmelsbeobachter angelockt. In Ihn etwa verfolgten 100 Personen das Spektakel. Sie mussten sich aber lange gedulden.
Der Himmel spielte nicht ganz so mit, wie es zu einer spektakulären Mondfinsternis gepasst hätte. Freitagnacht hing ein Dunstband am östlichen Horizont, während auf Stoppelfeldern westlich von Ihn an der französischen Grenze etwa 100 Neugierige und Astrofreunde darauf warteten, dass der Mond endlich rot aufgeht. Kleine Elektromotoren summten am Feldweg und richteten dicke Teleskope nach Osten aus. „800 Millimeter“, sagte Julian Gräff zur Brennweite seines Teleskops. Das wiegt etwa elf Kilogramm ohne Zubehör, ist fast einen Meter lang – und der Tubus hat einen Durchmesser von 23 Zentimetern. Der Jugendliche aus Schmelz war extra mit seinen Eltern gekommen, um das Jahrhundertereignis zu beobachten. „Ich stelle es mal grob nach Osten ein, dann geht es nachher schneller“, erklärte Gräff. Denn irgendwo in Richtung Kerlingen sollte der Mond gegen 21.13 Uhr auftauchen. Erst mal im Halbdunkel der Finsternis, dann im Kernschatten, den die Erde wirft. Die stand am Freitag für knapp zwei Stunden zwischen Mond und Sonne und sorgte so für das astronomische Ereignis.
„Bei Vollmond ist der nicht so interessant, dann wirkt er flach, weil die ganze Oberfläche das Licht reflektiert“, sagte Gräff beim Einjustieren seines Teleskops. „Aber wenn das Licht schräg drauf fällt, sieht man Krater und Strukturen.“ Doch der Mond machte es spannend und blieb hinter einem Dunstband über dem Saartal.
In der Zwischenzeit verschafften sich Mitglieder des Astronomievereins Cassiopeia mittels Fernrohren und Teleskopen Blicke auf benachbarte Planeten. Cassiopeia hatte die Beobachtung am Ortsrand von Ihn organisiert. Erster Treffpunkt war an der Pfarrkirche des Ortes, dann ging es in einer Wagenkolonne nach Westen. „Mit so vielen Leuten hatten wir nicht gerechnet“, sagte der Cassiopeia-Vorsitzende Wolfgang Heidecke. Etwa zehn Teilnehmer seien vom Verein, die anderen interessierte Beobachter. Darunter Familien, die es sich auf Wolldecken und Campingstühlen bequem machten.
„Wir haben es in der Zeitung gelesen“, sagte Jürgen Quirin aus Bous. Erst wussten sie nicht recht, von wo aus sie das Ereignis beobachten sollten. „Vor einer halben Stunde haben wir uns dann entschieden, hierherzukommen. Denn die müssen es ja wissen.“ Mit einer Digitalkamera und Stativ stand Quirin parat für den Mondaufgang. In der Arktis und in Afrika habe er schon Fotos geschossen, „aber so was habe ich noch nicht gemacht“. Die Experten könnten ihm sicher auch noch ein paar Tipps geben.
Die Wartezeit, bis sich endlich der rötliche Mond zeigte, überbrückten Vereinsmitglieder, wie Matthias Schmitt aus Saarlouis. Sie erklärten Himmelserscheinungen, die nahezu in jeder klaren Nacht zu sehen sind, zu denen aber das Wissen fehlt, um sie zu lokalisieren. „Da drüben ist die Venus“, wies Schmitt nach Westen. „Über dem Busch da, und dann eine Handbreit nach oben.“ Auch den Jupiter nahm Schmitt ins Visier seines Teleskops mit 2,5 Metern Brennweite. Damit könne er auf dem Mond Krater mit einem Durchmesser von zehn Kilometern erkennen. Auf dem Jupiter waren es Streifen, „Stürme, die mit 400 Stundenkilometern über den Planeten rasen“.
„Da ist er, links von den Sendemasten“, kam es plötzlich aus der Dunkelheit. Aber der große Aha-Effekt blieb aus. Denn der Mond hing überwiegend im Dunst und blieb ein diffuser rötlicher Kreis am Himmel über dem Saargau. Etwas unterhalb hing der Mars als kleiner rötlicher Punkt in der Nacht. Einige gingen deshalb auch schon früh ohne große Begeisterung. „Spannend ist das schon“, meinte hingegen eine Frau, die mit Mann und Töchtern ausharrte. Schließlich gebe es dieses Ereignis nur einmal in diesem Jahrhundert. Die nächste Mondfinsternis dieser Art kommt erst wieder im Jahre 2123.