Das Brot kommt an die Haustür
Kerlingen. Aus dem Fenster im ersten Stock hängt an einer Kette eine bunte Stofftasche. Die Frau im Rollstuhl oben ruft ihre Bestellung herunter, die Frau im Bäckerwagen packt alles in die Tasche, dann fliegt ein Geldbeutel. Ein paar Scherze, während die Verkäuferin abzählt, das Rückgeld packt sie in die Tasche, die Kette wird wieder eingezogen
Kerlingen. Aus dem Fenster im ersten Stock hängt an einer Kette eine bunte Stofftasche. Die Frau im Rollstuhl oben ruft ihre Bestellung herunter, die Frau im Bäckerwagen packt alles in die Tasche, dann fliegt ein Geldbeutel. Ein paar Scherze, während die Verkäuferin abzählt, das Rückgeld packt sie in die Tasche, die Kette wird wieder eingezogen. Ein Service, der nicht selbstverständlich ist und ohne eine gewisse Vertrauensbasis auch nicht möglich.
Seit 1980 betreibt Franz-Josef Benzschawel seine Bäckerei. Von Kerlingen aus beliefert er vier Filialen, seine zwei Backmobile etliche Privathaushalte. Seine Autos fahren täglich außer sonntags über die Gaudörfer. "Der Bedarf ist einfach da", erklärt der Bäckermeister. "Früher gab es in jedem Dorf zwei, drei Tante-Emma-Läden, das ist heute anders." Im Schnitt verkauft er pro Tour 80 Brote und rund 300 Weckchen.
Bäckereifachverkäuferin Manuela Kircher fährt die Strecke seit fünf Jahren jeden Dienstag und Donnerstag. "Das Bäckerauto zu fahren ist viel abwechslungsreicher als im Laden zu stehen", meint sie.
Pünktlich um 6.10 Uhr steht sie an ihrer ersten Haltestelle in Gisingen, dann geht es weiter nach Niedaltdorf, Leidingen, St. Barbara, dann wieder zurück nach Kerlingen zum Auffüllen. Von da aus fährt sie nach Felsberg, Berus und Unterfelsberg - bei jedem Wetter. "Man kann die Leute ja nicht warten lassen", sagt sie.
Rita Bathis aus Kerlingen kauft jeden zweiten Tag am Auto ihr Brot: "Da braucht man sich nicht anzuziehen, das Auto kommt direkt vor die Tür." Aus einem anderen Haus kommt eine ältere Frau im Rollstuhl. Sie hat schlechte Laune und lässt ihren Ärger hier am Wagen raus. "Man ist halt auch so eine Art Kummerkasten", sagt Manuela Kircher beim Weiterfahren und zwinkert gut gelaunt. "Am besten hört man sich das alles an und gibt Recht."
Alle paar Meter wird getutet, dann kommen die Leute aus den Häusern. Manuela Kircher plaudert mit ihnen fröhlich über das Brot, die Zeitung und immer wieder das Wetter, während sie den Preis in den Taschenrechner tippt. "Manchmal muss man sich dann auch wirklich losreißen, sonst schafft man die Tour ja gar nicht bis 13 Uhr", erzählt sie.
Etwas Gespräch mit jedem Kunden muss aber immer sein, das ist das Persönliche, das die Kunden schätzen. Manuela Kircher kennt von allen Kunden die Namen und Eigenheiten. Eine schwerhörige Frau in Felsberg zum Beispiel wird von Kircher per Handy angerufen: "Dann lass ich vier Mal klingeln und dann weiß sie, dass der Bäcker jetzt vor der Tür steht."
Im Schlafanzug einkaufen
Die meisten Kunden wissen genau, wann das Auto kommt und warten oft schon auf der Straße, manche auch im Schlafanzug. Vor einem Bauernhaus hupt sie ein drittes Mal, wartet - keine Reaktion. Dann packt sie das Stamm-Brot der Kundin in eine Tüte und legt sie vor der Haustür ab. Kassiert wird beim nächsten Mal.
Außer den üblichen Backwaren hat das Bäckermobil auch Kühlwaren wie Milchprodukte und Wurst an Bord, zudem vieles für den Hausgebrauch: Suppennudeln, Eier, Paniermehl, Zucker oder die Zeitung. So erspart es manchem den oft mühseligen Weg zum Laden. Viele ältere Leute haben keinen Führerschein, außerdem gibt es auf dem ganzen Gau nur ein kleines Lebensmittelgeschäft - mit öffentlichen Verkehrsmitteln für viele nahezu unerreichbar. "Die Leute sind dankbar, wenn man kommt", weiß Kircher. Der zweijährige Leon in Berus wartet jeden Morgen am Fenster, bis es draußen tutet, dann geht es mit seiner Mutter zu dem Auto. Auch Nachbar Alfred Dolibois ist dankbar für den Service: "Ich bin 75, ich hab kein Auto - ohne den Bäcker wäre ich verloren!"
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