"Da stehen Schwarzbauten rum"

Wadgassen. Die Frau aus einem Saarbrücker Stadtteil ist am Verzweifeln. "Wir haben doch einen Mietvertrag, wir haben drei Leute eingestellt, hatten schon gefliest, die Möbel stehen in einem Lager rum." Sie und ihre Schwester wollten am 20. September im Factory-Outlet-Center Myland auf dem Gelände der Cristallerie Wadgassen ihren Laden eröffnen

Wadgassen. Die Frau aus einem Saarbrücker Stadtteil ist am Verzweifeln. "Wir haben doch einen Mietvertrag, wir haben drei Leute eingestellt, hatten schon gefliest, die Möbel stehen in einem Lager rum." Sie und ihre Schwester wollten am 20. September im Factory-Outlet-Center Myland auf dem Gelände der Cristallerie Wadgassen ihren Laden eröffnen. Selbstständigkeit aus der Arbeitslosigkeit heraus. Ein Kredit von "zirka 30 000 Euro" läuft. "Wir wollten doch vor dem Weihnachtsgeschäft anfangen."Für diese Mieterin und neun weitere (davon zwei mit Gastronomiebetrieben) dürfte es eng werden mit dem Weihnachtsgeschäft. Denn das Gebäude 6 des Gesamtkomplexes, das ehemalige Hauptgebäude der alten Cristallerie, unterliegt einem Baustopp.

Bauherr beklagt Verluste

Den hatte die Untere Bauaufsicht beim Landratsamt Saarlouis (UBA) als zuständige Behörde verfügt, weil gegen die Baugenehmigung vorstoßen worden sei. 500 Quadratmeter Verkaufsfläche gebe es zurzeit zu viel, stellt die UBA fest und fordert deshalb einen neuen Bauantrag. Bauherr Richard R. Sigler nennt die Konsequenzen: "Etwa 60 Arbeitsplätze werden nicht besetzt, Mieteinnahmen von 50- bis 60 000 Euro monatlich gehen verloren."

Den neuen Bauantrag habe er Mittwoch am frühen Nachmittag abgegeben, und hoffe jetzt darauf, dass der schnell bearbeitet werde. Ein, zwei kleine Fehler bei den Bauarbeiten räumt Sigler ein. Anderes sei jedoch von der Denkmalpflege abgesegnet gewesen. "Aber das interessiert die UBA nicht", sagt Sigler, dabei könne die Behörde genehmigen, wenn sie nur wolle. Wie lange der Verzug dauern werde, darüber habe er keine Auskunft bekommen.

Die gibt Michael Loris, für die UBA zuständiger Dezernent beim Landkreis, auch der SZ nicht, sagt aber: "Wir werden den Antrag schnellstmöglich bearbeiten." Die UBA werde genau prüfen. "Sonst prüft das Gericht", verweist Loris auf die rechtlichen Auseinandersetzungen um Myland. Was nämlich auch zum "Dreh- und Angelpunkt der Genehmigung" führe: Die Verkaufsfläche.

3800 Quadratmeter

An Einzelhandels-Fläche sind 3800 Quadratmeter genehmigt. "Und das kann Herr Sigler nicht einfach ändern, wie er Lust hat", sagt Loris. Alle Gebäude würden anders genutzt als genehmigt. Loris: "Da stehen auf gut Deutsch gesagt Schwarzbauten rum". Wenn er sich an das gehalten hätte, was genehmigt ist, "wären wir längst fertig", sagt der Dezernent.

Meinung

Baurecht, nicht bau-was-du-willst

Von SZ-RedakteurMathias Winters

60 Arbeitsplätze. Das zählt. Sture Behörde verhindert sie: Skandal! Gut möglich, dass einem Bauherrn, der so argumentiert, viele Menschen im ersten Schritt folgen. Nach dem Motto: "Mensch, Untere Bauaufsicht, lasst doch mal fünfe gerade sein!"

Nein, eben nicht. Gefragt ist "Baurecht", nicht "Bau-was-du-willst". Sonst brauchen wir keine Genehmigungen mehr. Das mag bitter sein zum Beispiel für Mieter, die schon eine Menge Geld ausgegeben haben und nun doch nicht loslegen können. Aber das hat nicht der zu verantworten, der nach Recht und Gesetz handelt.

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