Alpenrock zwischen Poesie und Provokation

Ihr jüngstes und bisher erfolgreichstes Album trägt den Titel "EntwederUndOder". Was hat es mit dem Titel auf sich?Hubert von Goisern: Es geht mir gegen den Strich, Erklärungen meiner Lieder oder Titel zu geben. Es muss für den Zuhörer auch noch was zu tun sein. Es geht darum, die Fantasie anzuregen, nicht Erklärungen abzuliefern

Ihr jüngstes und bisher erfolgreichstes Album trägt den Titel "EntwederUndOder". Was hat es mit dem Titel auf sich?Hubert von Goisern: Es geht mir gegen den Strich, Erklärungen meiner Lieder oder Titel zu geben. Es muss für den Zuhörer auch noch was zu tun sein. Es geht darum, die Fantasie anzuregen, nicht Erklärungen abzuliefern.

Dieses Jahr gewannen Sie mit "EntwederUndOder" einen Amadeus-Award in der Kategorie "Bestes Album". In Deutschland würde wahrscheinlich leider niemand mit "Alpenrock" einen Popmusik-Preis abräumen können. Sind die Österreicher offener für verschiedene Musikrichtungen, oder woran könnte das Ihrer Meinung nach liegen?

von Goisern: "Alpenrock" ist eine Schublade; mein musikalisches Leben findet im freien Raum statt. Rockmusik ist eine der Quellen, die mich speisen, andere sind Blues, Jazz, Klassik, Romantik, Barock, aber auch außereuropäische Traditionen. Dass die Österreicher generell offener sind, würde ich nicht behaupten. Aber Österreich ist nicht Deutschland, und das ist gut so. Außer der so genannten Industrie hat doch niemand Interesse an normiertem Verhalten.

Was begeistert Sie besonders an traditioneller Folklore, und was an moderner Rockmusik?

von Goisern: Aus irgend einer Quelle muss sich jeder Kreative speisen. Es hat keinen Sinn, das Rad immer wieder neu zu erfinden. Ich studiere die Traditionen - Rock ist ja auch "nur" eine Tradition - weil sie Geschichte transportieren. Sich damit kritisch auseinanderzusetzen, ist spannend und inspirativ.

Sie verbinden, wie gesagt, alpine Volksmusik nicht nur mit Rock-Klängen, sondern auch mit Reggae, Jazz, afrikanischen und südamerikanischen Einflüssen. Ist eines dieser Experimente schon mal schiefgegangen? Gibt es eine Mischung, die partout nicht funktionieren will?

von Goisern: Komponieren ist vor allem - wie das Wort schon sagt - Zusammensetzen. Und das ist eine persönliche Frage. Die beteiligten Personen bestimmen die Verhältnisse; es sind nie die Inhalte selbst, die sich weigern, in Verbindung gebracht zu werden, sondern Menschen, die sich als Gralshüter verstehen. Aber auch die muss es geben.

Sie waren auch schon selbst in Afrika und Asien unterwegs und musizierten mit Einheimischen. Wie nahmen Angehörige einer vollkommen anderen Kultur den jodelnden Österreicher auf?

von Goisern: Das Jodeln gibt es in vielen verschiedenen Kulturkreisen. So fremd klingt es auch in Afrika und Asien gar nicht. Eigentlich wurden wir immer sehr herzlich und neugierig aufgenommen. Musik hat etwas Verbindendes. Gegenseitiges Zuhören ist die Grundlage einer Begegnung, und Musik schafft das - denn Musik ist eine ideologiefreie Zone.

Sie spielen Gitarre, Klavier, Ziehharmonika, Trompete, Mundharmonika, Klarinette und wahrscheinlich noch viele andere Instrumente. Bevorzugen Sie eines beim Komponieren?

von Goisern: Nein, ich komponiere vieles auch ganz ohne Instrument - nur im Kopf.

Ihre Texte sind häufig politisch oder gesellschaftskritisch, wie zum Beispiel der Nummer-Eins-Hit "Brenna tuat's guat", der unter anderem von der Finanzkrise handelt. Kann Musik, oder Kunst im Allgemeinen, Ihrer Meinung nach etwas verändern?

von Goisern: Wenn ich mit meinen Liedern die Aufmerksamkeit auf Themen lenken kann, die ich als spannend empfinde, freut mich das.

Österreich hat sich dieses Jahr leider nicht für die Fußball-Europameisterschaft qualifizieren können. Wird es trotzdem wieder eine Aktion wie vor zwei Jahren geben, als Sie während der WM Ihre Single "Rotz und Wasser" kostenlos zum Download anboten?

von Goisern: Ja, das ist eine gute Idee. Ich rufe gleich meine "Webmistress" an - mein Webmaster ist eine Frau.

Ab 19 Uhr ist Einlass. Tickets für Hubert von Goisern gibt es für 37,45 Euro (Stehplatz) und 44,05 Euro (Sitzplatz mit freier Platzwahl) an allen bekannten Vorverkaufsstellen und unter www.kartenvorverkauf-trier.de. Ticket-Hotline: (06 51) 9 94 11 88.

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