Historisches Museum Alfred Gulden erzählt Kreuzweg-Geschichte

Wallerfangen · Audiostation im Museum in Wallerfangen berichtet, wie Menschen „mit Äxten, Beilen und Hacken“ den Berg hochziehen.

 Das Museum in Wallerfangen hat eine neue Audiostation. Dort liest Alfred Gulden von ihm selbst verfasste Texte über den alten Kreuzweg zum Limberg. Unser Foto zeigt Gulden (links) mit Professor Rudolf Echt.

Das Museum in Wallerfangen hat eine neue Audiostation. Dort liest Alfred Gulden von ihm selbst verfasste Texte über den alten Kreuzweg zum Limberg. Unser Foto zeigt Gulden (links) mit Professor Rudolf Echt.

Foto: Johannes A. Bodwing

Steil bergauf, barfuß oder mit Erbsen in den Schuhen, damit die Buße auch spürbar wurde. Der Kreuzweg am Limberg bei Wallerfangen war kein Wandervergnügen. Seine Geschichte hält das Historische Museum in Wallerfangen wach. Am Sonntagnachmittag ging dort eine Hörstation in Betrieb. In der blauen Informationstafel hinter der mit Moos bewachsenen Pieta aus Sandstein sind zwei silberne Knöpfe eingebaut.

Werden die gedrückt, ertönt die Stimme des Schriftstellers Alfred Gulden, der am Sonntag ins Museum gekommen war. Einmal mit einem Gedicht, ein anderes mal mit einem Bericht über die Zerschlagung der Kreuzweg-Figuren vor nunmehr 225 Jahren. „Sie rotteten sich mit einigen Gesinnungsgenossen aus der Umgebung zusammen, erstiegen mit Musik und Gesang den Limberg und schlugen sämtlichen Statuen des von Corail mit Meisterhand geschaffenen Kreuzweges die Köpfe ab.“ So lautet ein Teil des von Gulden gelesenen Textes.

Überliefert hat ihn der Wallerfanger Heimatforscher Theodor Liebertz. Anlass für den Figurensturm war die Französische Revolution. 1794 ergriff einige Niederlimberger Familien die revolutionäre Gesinnung. Statt Menschen fielen ihnen die lebensgroßen Skulpturen der Kreuzweggeschichte zum Opfer. Der Kreuzweg am Limberg hatte acht Stationen, berichtete Peter Winter, stellvertretender Vorsitzender des Vereins für Heimatforschung Wallerfangen. Um jede Station standen wohl mehrere Figuren, grob geschätzt könnten es 20 oder mehr gewesen sein. Geschaffen wurden die Figuren 1722 von Pierrar de Corail aus Metz. Nach dessen Tod vollendeten Schüler von ihm das Werk.

Den Anstoß zum Kreuzweg hatte der Eremit Claude Virion gegeben. Sein kleines Erbe verwendete er sowohl zur Verschönerung einer Kapelle auf dem Limberg als auch für das Anlegen des Kreuzweges. Der begann am Fuße des Limberges, im Bereich der heutigen Sonnenstraße mit der Szene am Ölberg. Auf dem Plateau des Berges endete er mit einer geräumigen Grabkapelle. Die zerstörten Figuren hatte 1930 Nikolaus Baccus eingesammelt, ein Modelleur der Wallerfanger Steingutfabrik V & B. Danach standen sie bis 2006 verloren an der Station XI im Wald. Bis Nicolas Villeroy sie in einer nahe gelegenen Scheune sichern ließ.

Eine Figur, die Muttergottes mit dem vom Kreuz genommenen Christus auf den Knien, steht inzwischen im Historischen Museum. Etwa eine halbe Tonne wiege die Skulptur noch, sagte Peter Winter. Obwohl sie in Teilen zerstört ist.

In einer Vitrine zeigen derzeit verschieden alte Fotos die gruppierten Figurenreste an Station XI sowie einige von ihnen unter dem Dach der Scheune. Was mit den Köpfen geschehen ist, ist unbekannt, sagte Winter. Vielleicht fänden sie sich noch in manchem Garten oder Keller. „Wir sind ein Museum für die Augen, aber auch für die Ohren“, sagte der Vereinsvorsitzende Professor Rudolf Echt bei der Begrüßung. Alfred Gulden hat dafür auch eines seiner Gedichte zur Verfügung gestellt. „Rotte“ nennt sich der Text. Darin bringt Gulden die kollektive Gewalt treffend zur Sprache. Wenn aufgebrachte Menschen „mit Äxten, Beilen und Hacken“ den Berg hochziehen. Gulden verwies auch auf Filme, die er in den 1980er Jahren über den Kreuzweg gemacht hatte. Die befinden sich im Archiv des SR und könnten vielleicht künftig als Kopie im Museum gezeigt werden.

Die Hörstation kostete insgesamt rund 1200 Euro. 80 Prozent davon deckt die Förderung aus dem Projekt Leader Warndt-Saargau ab, das ländliche Regionen stärkt. Die Texte werden jedoch nicht über herkömmliche Lautsprecher wiedergegeben, sondern über ein Körperschall-System. Das stammt von einer saarländischen Firma. Dabei werde die gesamte Informationswand als Membran genutzt, erklärte Rudolf Echt: „Dadurch wird der Schall gleichmäßig verteilt, das hören Sie auch seitlich davon.“

Mit den Hörstationen soll nicht einfach Information vermittelt werden, sagte Peter Winter. Es geht darum, Literatur oder Zeitzeugen zur Sprache zu bringen. So wie bei der ersten Hörstation des Museums. Dort geben Texte eines Pfarrers und eines Abtes die Schrecken des 30-jährigen Krieges wieder.

Das Historische Museum in Wallerfangen ist geöffnet freitags, samstags und sonntags jeweils von 15 bis 18 Uhr. Der Eintritt ist frei.

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