Ab 2016 keine Kindergartenplätze mehr?

Wallerfangen · Der katholische Kindergarten St. Katharina in Wallerfangen ist marode und schimmelt. Drei Räume sind bereits geschlossen, weniger Kinder können betreut werden. Eltern haben im Rat eine Lösung gefordert.

 Der Kindergarten St. Katharina in Wallerfangen ist marode. Foto: Johannes Bodwing

Der Kindergarten St. Katharina in Wallerfangen ist marode. Foto: Johannes Bodwing

Foto: Johannes Bodwing

In Wallerfangen werden voraussichtlich ab Januar 26 Kinder keinen Kindergartenplatz mehr bekommen. Denn die katholische Kita St. Katharina wird dann aus Platzmangel keine neuen Kinder mehr aufnehmen dürfen. Dieses bald drohende Szenario nahm der Gemeinderat Wallerfangen in der Sitzung am Dienstagabend zumindest zur Kenntnis. Eine Lösung für das Problem gibt es bisher nicht. Sie zu finden, wäre auch nicht Aufgabe des Rates, betonte Bürgermeister Günter Zahn ausdrücklich. Denn die Gemeinde sei nicht Träger der Einrichtung und damit nicht zuständig für die betroffenen Kinder. Träger ist die Kirchengemeinde, noch - zum 31. Dezember wechselt die Einrichtung zum Träger Kita gGmbH beim Bistum.

Die Bürgerfragestunde nutzten mehrere Eltern , um auf die drängende Situation aufmerksam zu machen: Seit Januar dieses Jahres sind ein Betreuungsraum sowie ein Speise- und ein Waschraum der Kita geschlossen, wegen Schimmelbefalls. Nach der Einschulung verblieben 80 Kinder, in vier statt wie bisher fünf Gruppen. Bis zum Jahresende wird die Kita, die aus Platzgründen nur noch 100 Kinder aufnehmen darf, voll belegt sein. Das bedeutet, dass alle Kinder, die drei Jahre alt werden, keinen Platz mehr bekommen. Nach Angaben der Elternvertreterin Katja Dillinger sind das 26 Kinder, allein in der ersten Jahreshälfte 2016; nicht eingerechnet die noch ankommenden Flüchtlingskinder.
Keine Ausweichmöglichkeit

Michael Digeon, Vertreter des Elternausschusses, erinnerte daran, dass bereits im Oktober 2014 zugesagt worden sei, "zeitnah" eine Lösung für die marode Kita zu finden. Doch die Entscheidung, ob der Kindergarten saniert oder neu gebaut wird, und wer dabei die Bauträgerschaft übernimmt, steht immer noch aus, musste Zahn einräumen. "Das auslösende Moment müsste von der Kirchengemeinde kommen", meinte er. "Wir haben unsere eigenen Kitas, das hier ist Sache der Kirche." Es habe bisher kein Signal gegeben, dass die Gemeinde die Bauträgerschaft übernehmen soll. Das konnten die Eltern allerdings mit Schriftverkehr widerlegen: Demnach hatte der Pfarrer bereits im Mai die Gemeinde dazu aufgefordert. "Es gibt aber keinen Vertrag", ergänzte Zahn.

Man habe schon mit Architekten überprüft, wie der Kindergarten im laufenden Betrieb umgebaut werden könne. Denn fest steht: Es gibt keine Ausweichmöglichkeit für die rund 100 Kinder.

Die gibt es auch nicht für den Ernstfall, wenn die Einrichtung ganz geschlossen werden müsste, wie Dillinger betonte: Etwa weil weiterer Befall auftritt oder das Gesundheitsamt feststellt, dass der Schimmel gesundheitlich bedenklich wird. Eine solche Messung wird auf Betreiben der Eltern nun durchgeführt. Container könnten für die Kinder eine "Pufferlösung" sein, schlug Zahn vor.

Man wolle die Kinder zwar "nicht im Regen stehen lassen", versicherte Zahn abschließend. Aber einen "Notfallplan" habe man nicht: "Wie in anderen Situationen auch müssen wir dann aus der Hüfte schießen." "Unser Weg wäre, Kita und Krippe am jetzigen Standort zusammenzuführen", erklärte Josef Rath, Fraktionsvorsitzender der CDU . Sanierung oder Neubau, das müssten Fachleute entscheiden. "Aber die Bauträgerschaft muss die Gemeinde übernehmen." In die derzeit geschlossene Krippe könnte man, wenn sie wieder benutzbar würde, auch die Nachmittagsbetreuung der Grundschule ausweiten. "Das wären zwei Fliegen mit einer Klappe", sagte Rath. Dazu hatte die CDU im August einen Antrag gestellt - der von der SPD-Mehrheit abgelehnt wurde (die SZ berichtete).

Zur Überraschung der CDU erklärte Horst Trenz, Fraktionsvorsitzender der SPD , nun, seine Fraktion habe mit Freien Wählern und Grünen ebenfalls einen Antrag gestellt - mit demselben Ziel. Zwar erst vor zwei Wochen, wie er einräumte. Aber man müsse "jetzt kein politisches Scharmützel anfangen", entgegnete er der verärgerten CDU-Fraktion.

Trenz sieht die Verzögerung klar bei der Kirchengemeinde: "Die Kirche wusste, dass die Trägerschaft endet, das hat sich etwas bremsend ausgewirkt." Trenz' Behauptung, man habe zudem noch nicht lange Kenntnis von der Situation, sorgte für Hohngelächter im Rat: Seit Jahren schon ist der marode Zustand der Kita bekannt.

Man sei wegen der Verträge eben "nur Zuschauer" und erhalte keine "befriedigenden Auskünfte von den Vertragspartnern", klagte Trenz. "Erpressung" warf Uwe Kammer, Freie Wähler , der Kirchengemeinde vor: "Die weigert sich, die Baumängel zu beheben und will uns zwingen, die Bauträgerschaft zu übernehmen!"

Meinung:
Sollen die Eltern alle wegziehen?

Von SZ-Redakteurin Nicole Bastong

Eine Kirchengemeinde, die den Sanierungsstau einfach jahrelang aussitzt, eine Gemeindeverwaltung, die die Verantwortung für ihre Kinder weit von sich weist, und ein Rat, in dem politisches Geplänkel mehr zählt als gute Ideen: Und alle schieben munter den schwarzen Peter hin und her - auf Kosten der Kinder. Als hätte Wallerfangen mit der geschlossenen Krippe und der Raumnot in der Grundschulbetreuung nicht schon genug Eltern verärgert. Aber was sollen die schon machen: Alle wegziehen? Schade, dass die nächste Wahl erst 2019 ist.

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