Wahre Schätze aus Kristall und Glas

Mettlach · In der letzten Sonderausstellung des Jahres zeigt das Keramikmuseum Mettlach bis 31. Dezember rund 200 wertvolle und aufwendige Exponate aus eigener Sammlung und aus Privatbesitz. Unter dem Titel „Glas im Wandel der Zeit“ sind seltene Ausstellungsstücke aus Kristall und Glas zu sehen.

 Heute eher selten zu sehen, aber früher waren Farben auch bei Gläsern gefragt. Fotos: Sylvie Rauch

Heute eher selten zu sehen, aber früher waren Farben auch bei Gläsern gefragt. Fotos: Sylvie Rauch

 Heute fast schon vergessen: ein Set für Bowle.

Heute fast schon vergessen: ein Set für Bowle.

Der Name Villeroy & Boch steht nicht nur für Porzellan und Keramik, sondern mit den Produkten der Cristallerie Wadgassen seit 170 Jahren auch für kunstvolle Kristall- und Glaswaren. Der Vorstand des Unternehmensbereichs Tischkultur, Nicolas-Luc Villeroy, eröffnete vor wenigen Tagen gemeinsam mit der Leiterin des Keramikmuseums, Ester Schneider, die Ausstellung in Mettlach. Die Exponate zeigen deutlich, wie sehr sich sowohl Material als auch Design während dieser Zeit gewandelt haben. Waren zu Beginn der Glasmanufaktur in Wadgassen kunstvolle Produkte mit aufwendigem Schliff aus schwerem Bleikristall gefragt, so ist die Produktpalette heute deutlich schlanker. Ausschlaggebend dafür sind Themen wie Nachhaltigkeit und Umweltschutz. Aber auch der demografische Wandel, immer mehr Single-Haushalte und veränderte Lebensweisen auf weniger Wohnraum fordern flexible Lösungen.

Nicolas-Luc Villeroy schaute jedoch während der Vernissage zunächst in die Vergangenheit, beginnend im Jahr 1870. "In dieser Zeit setzte in Frankreich ein neuer Trend ein, der dafür sorgte, dass in Wadgassen etwas ganz Neues entstand: eine Glasmanufaktur", erklärte Villeroy. Die "Wadgasser Hütte" erlebte damals einen raschen Aufschwung.

Ein Geschäftsbericht aus dem Jahr 1879 zeigt deutlich, wie gefragt die verschiedenen Produkte aus Kristall waren. Im Laufe eines Jahres wurden etwa 11 400 verschiedene Teile gefertigt. Das ist im Vergleich zur heutigen Produktion etwa das Zweieinhalbfache. "Damit war die Breite der Cristallerie in Wadgassen die Gleiche wie die bei den Teilen aus Porzellan. Es gab beispielsweise auch Waschgarnituren, Nachttöpfe und Krüge aus Kristall", betonte Nicolas-Luc Villeroy. Ab circa 1880 nahm die sogenannte "Abteilung für Kunstglaserzeugnisse" ihre Tätigkeit auf. Mundgeblasene Römer, Kelche und Bowlegefäße, alle am offenen Feuer veredelt mit Reliefverzierungen, Rosetten, gekniffenen Bändern und aufwendigen Gravuren fanden vor allem beim Großbürgertum und auf dem englischen Markt großen Absatz. Wirtschaftskrisen, Kriege und die wechselvolle Geschichte des Saarlandes zwangen die Produzenten mehrmals dazu, ihre Produkte und Materialien immer wieder neu anzupassen. Aktuell besteht das Gläser-Sortiment von Villeroy & Boch aus vier Serien, die allen Ansprüchen gerecht werden. Wie groß der Unterschied beim Genuss von Wein ist, durften die Besucher der Vernissage selbst testen. Museumsleiterin Ester Schneider hatte sich dazu etwas Besonderes ausgedacht. Alle Gäste konnten ihren Wein in einem Glas aus den 60er Jahren und aus einem aktuellen Glas trinken und so den großen Unterschied schmecken. Der Wein kam übrigens vom Weingut von Günther Jauch.

Die Ausstellung läuft bis 31. Dezember. Öffnungszeiten: Montag bis Freitag 9 bis 18 Uhr, Samstag/ Sonntag 9.30 bis 18 Uhr (November bis Ende Februar 14 bis 18 Uhr).

keramikmuseum-

mettlach.de

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