Von Santa Cruz nach Hostenbach

Hostenbach/Saarlouis. "Wissen Sie, ich glaube, das Leben ist nur wirklich sinnvoll verbracht, wenn man darin etwas Vernünftiges tut." José Carlos Acosta Mercado aus Bolivien sagt diesen Satz in einem drolligen Deutsch, bei dem zwischendurch die eine oder andere Silbe verloren geht - aber das macht seine Aussage nicht weniger eindringlich

Hostenbach/Saarlouis. "Wissen Sie, ich glaube, das Leben ist nur wirklich sinnvoll verbracht, wenn man darin etwas Vernünftiges tut." José Carlos Acosta Mercado aus Bolivien sagt diesen Satz in einem drolligen Deutsch, bei dem zwischendurch die eine oder andere Silbe verloren geht - aber das macht seine Aussage nicht weniger eindringlich.

Der Bolivianer verbringt gerade ein Jahr im Saarland und leistet hier den so genannten "Sozialen Freiwilligendienst im Ausland", den der Trägerverein SoFiA im Bistum Trier anbietet. "Derzeit sind fünf Bolivianer hier im Saarland und leisten diesen Dienst. Sie haben den Status von FSJlern, das heißt, sie arbeiten hier regulär mit einer pädagogischen Begleitung. Die Unterkunft und die Flüge werden bezahlt, dazu erhalten die Teilnehmer ein Taschengeld", erklärt Michael Mlynski, Pastoralreferent im Dekanat Saarlouis, dem Acosta zugeteilt ist. Der 24-Jährige aus Santa Cruz, im normalen Beruf eigentlich Journalist, arbeitet in einer Tagesgruppe des heilpädagogischen Zentrums "Haus Mutter Rosa" in Hostenbach. Den Sieben- bis Zwölfjährigen hilft er bei den Hausaufgaben oder beschäftigt sich einfach mit ihnen.

Noch heute, nach acht Monaten, ist für ihn die Sprache die größte Barriere zwischen den Kulturen. Bei seiner Ankunft absolvierte er einen vierwöchigen Intensivkurs, doch diese Zeit reichte natürlich nur für ein paar Grundlagen. "Deutsch ist so viel schwerer als Spanisch", sagt er. "Aber ich verstehe schon einiges, außer wenn die Menschen anfangen, Dialekt zu sprechen."

Und je mehr er versteht, umso mehr ist er auch in seiner Freizeit aktiv. "Er ist in die Dekanatsarbeit eingebunden", sagt Mlynski. Dazu gehört beispielsweise die Organisation eines Zeltlagers oder Pfadfindertreffen sowie die Mitarbeit in Arbeitskreisen. "Das Programm ist schon relativ voll", gibt der Pastoralreferent zu. Doch gerade das gefällt den Freiwilligen aus Bolivien, wenn man einmal von José Acosta ausgeht: "Wir wollen hier ja viel erleben. Wir wollen uns austauschen und die Kultur hier kennenlernen."

Zu Beginn seines Aufenthaltes sprach Acosta noch von einem richtigen Kulturschock. Die Sprache war völlig anders, auch das Verhalten der Menschen. "In Bolivien kann man bis nachts um zwei Uhr auf die Straße gehen, da sind die Leute immer unterwegs." Auch das Wetter war sehr gewöhnungsbedürftig: "Ich habe hier zum ersten Mal Schnee gesehen. In Santa Cruz herrscht subtropisches Klima, da haben wir im Winter immer noch über zehn Grad." Doch die Kälte habe auch sein Gutes: "Wenn es so kalt ist, verläuft das Leben langsamer. Dann hat man mehr Zeit zum Nachdenken."

Und wenn er so darüber nachdenkt, dann sind die Menschen in Bolivien und im Saarland gar nicht so verschieden. Auch wenn über 10 000 Kilometer zwischen ihnen liegen. Doch es gibt auch Erfahrungen, die ihn nicht immer ruhig schlafen lassen. "Hier in Deutschland hat man alle Möglichkeiten, was auch immer zu tun. In Bolivien hat man auch mit einer guten Ausbildung oft kaum eine Perspektive. Es muss doch in unserer Welt möglich sein, daran etwas zu ändern. Es schmerzt mich, dass nicht alle Menschen in der Welt die gleichen Möglichkeiten haben."

Hintergrund

Im Rahmen der Bolivien-Partnerschaftswoche des Bistums Trier findet am kommenden Dienstag, 2. Oktober, um 19.30 Uhr in der katholischen Familienbildungsstätte Saarlouis (Lisdorfer Straße 13) ein bolivianischer Abend statt. Die Bolivianer kochen ihr landestypisches Gericht Majadito, es gibt Musik und Tanz. Es wird ein kleiner Kostenbeitrag erhoben. Gäste sind willkommen, allerdings wird um Anmeldung gebeten bei Pastoralreferent Michael Mlynski per E-Mail an Michael.Mlynski@bistum-trier.de oder der Telefonnummer (0 68 31) 76 99 55 15. spr

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