„Ich bin am Ende“ Traditionsrestaurant vor dem Ruin – Frank Rosin will Bisttalstube in Wadgassen retten

Wadgassen · In Rosins Restaurants versucht Sternekoch angeschlagenen Restaurants zu helfen. Doch einen Fall wie die Bisttalstube hatte er noch nie. Dieses Mal geht es um nicht weniger als Lebenswerk und Gesundheit des Inhabers.

Rosins Restaurants:  „Ich bin am Ende“ ​– Bisttalstube in Wadgassen
Foto: Kabel Eins

Manchmal gehen die Dinge in Restaurants nicht wie geplant – sei es das Ambiente, die Speisekarte oder das Personal. In solchen Momenten gibt es jemanden, der helfen kann.

Sternekoch Frank Rosin ist Gastgeber der beliebten Sendung „Rosins Restaurants“ auf Kabel Eins, in der er Restaurants und Hotels mit Problemen unterstützt. Frank Rosin bietet umfassende Schulungen und ein Coaching, um Köchen, Besitzern und Service-Mitarbeitern dabei zu helfen, ihre Betriebe aus der Krise zu führen.

Bisttalstube in Wadgassen: „Mit jedem verkauften Essen Miesen“

In seiner TV-Sendung reist der Sternkoch durch die ganze Republik. In der Folge am Donnerstag, 21. September, war er zu Gast beim Wirt der Bisttalstube in Wadgassen, Michael Strasser.

Die Stube sei sein Lebenswerk, sagt er bereits ganz zu Beginn der Folge unter Tränen. Doch lange werde er das nicht mehr durchhalten. Schon früh merken die Zuschauer, dass es in dieser Folge nicht um Gastraumoptik, schlechte Kochkünste oder unfreundliches Personal gehen wird. Bei Michael Strasser „sind die Batterien leer“, denn aktuell macht er „mit jedem verkauften Essen Miesen“.

Tochter bittet Sternkoch Frank Rosin um Hilfe

Auf Rosins Hilfe hat Strassers Tochter Alexandra gebaut. Sie hat das gutbürgerliche Restaurant ohne das Wissen ihrer Eltern bei der Sendung angemeldet, weil sie Angst um ihren Vater hatte. Michael Strasser, 61 Jahre alt, ist sowohl der Besitzer als auch der Chefkoch der Bisttalstube. Vor 13 Jahren erwarb er gemeinsam mit seiner Frau das Gebäude, in dem die Bisttalstube bereits existierte, um sich selbstständig zu machen.

Gesundheitlich geht es ihm aber nicht gut. Unter Tränen erzählt seine Tochter Alexandra, dass ihr Papa bereits in der Küche umgekippt ist, weil alles zu viel war. Zudem hatte er bereits einen Schlaganfall, hat es am Herz, hat Stents gesetzt bekommen, aber „kochen ist seine Leidenschaft“ fügt sie an – als wäre es eine Entschuldigung.

Finanzielle Nöte durch Corona: Restaurantbetreiber verzweifelt

Auch Tochter Alexandra und Ehefrau Karin arbeiten in dem Restaurant, und das nicht gerade wenig: „Zwölf bis 13 Stunden sind wir schon immer da, Michael noch länger“, erzählt die Ehefrau. Denn es gibt nur einen Koch in der Bisttalstube, so muss auch alles an Vorbereitung weitestgehend vom 61-Jährigen übernommen werden.

Die Strassers sind nicht nur traurig über die immense Arbeitsbelastung und den Mangel an freier Zeit, erklärt Karin Strasser. „Auch finanziell sieht es bei uns nicht gerade rosig aus.“ Dabei sollte das Restaurant eigentlich die Altersvorsorge für die Strassers sein. Aufgrund der Auswirkungen von Corona musste Michael Strasser bereits zwei kleine Lebensversicherungen auflösen, da die Pandemie ein erhebliches Loch in die Familienkasse gerissen hatte

Der Sternekoch sieht viel Gutes in der Bisttalstube

Frank Rosin erkennt früh das ungenutzte Potenzial des Restaurants. Täglich serviert Michael Strasser in der Bisttalstube etwa 60 Gerichte. Zwar moniert Rosin die übermäßige Dekoration im Gastraum, dennoch empfindet er eine angenehme Gemütlichkeit, die in Zukunft an Bedeutung gewinnen könnte. Ebendarum sieht er echte Chancen für das Restaurant.

Nachdem Alexandra ihre Eltern in die Stube gelockt hat, um ihnen den Profikoch vorzustellen, sind sie zunächst schockiert. Doch nachdem der erste Schreck über Rosins Anwesenheit überwunden ist, äußert Michael Strasser sofort: „Endlich Hilfe!“ Er ist sich bewusst, dass es so nicht weitergehen kann, insbesondere wegen der übermäßigen Arbeit, bei der am Ende nichts übrig bleibt – im Gegenteil.

Er habe bereits fünf Lebensversicherungen aufgelöst, um finanziell über Wasser zu bleiben. Damit sind sämtliche Rücklagen erschöpft. Allerdings ist ihm bewusst, dass er von Frank Rosin neue Ideen benötigt. „Wir haben viele treue ältere Gäste, aber sie altern und uns fehlen jüngere Kunden“, erklärt er. Dennoch fehlt ihm selbst die nötige Energie, um neue Angebote zu entwickeln. Frank Rosin ist von der ‚unverstellten, nackten Ehrlichkeit‘ des Familienvaters beeindruckt und möchte ihm helfen, wieder auf die Beine zu kommen.

Doch schon bevor Strasser überhaupt das Testessen zubereiten konnte, sieht Rosin ein Problem: Beim Blick in die Speisekarte fallen ihm gleich einige Punkte auf. Es gibt keine vegetarischen und veganen Angebote, insgesamt sind die Speisen schon sehr deftig und „oldschool“ und auch einfach viel zu günstig. Schnecken für acht Euro? – „da muss er ran“. Auch eine große Tasse Suppe für sechs Euro hält der Profi für deutlich zu günstig. „Bei 60 Essen am Abend muss etwas übrig bleiben“. Das weiß auch Michael Strasser – eigentlich.

Test-Esser sind nicht gänzlich überzeugt

Ein weiteres Problem wird beim Testessen schnell klar. Michael Strasser mag keine Vegetarier. Und das merken die Gäste auch an seiner Speisekarte. Bei einer Dame, die gleichzeitig Vegetarierin und laktoseintolerant ist, also weder die Rinderkraftbrühe noch die Kürbiscremesuppe essen kann, kommt der Koch ins Schwitzen. Unter Stress zaubert er jedoch einen Salat. Als Hauptspeise bringt er anschließend ein Perlhuhn mit Vichy-Karotten und Spätzle auf den Tisch. Für die Vegetarier gibt es Spaghetti mit Tomatensoße. Zum Nachtisch bekamen dann alle Zabaione mit Eis und Kiwi.

Beim Essen sind die Bewertungen von Haupt- und Vorspeise der „Fleischesser“ durchaus sehr positiv. Die Vegetarier sind von ihren Spaghetti aber eher enttäuscht. Da muss heute mehr geboten werden. Auch bei der Nachspeise sehen alle Ausbau-Bedarf. Für die Speisenauswahl bekommen die Strassers demnach auch nur zwei Sterne von fünf. Allerdings bekommt auch der Geschmack nur 2,5 Sterne, was auch Frank Rosin nicht ganz nachvollziehen kann.

Was bei den Test-Essern ebenfalls bemängelt wird, ist das Ambiente. Es gibt nur zwei Sterne für die überladene, rustikale Stube. In der Kombination geht Frank Rosin davon aus, dass das ganze drumherum den Geschmack letztendlich beeinflusste, da auch ihm das Essen sehr gut geschmeckt hat.

Insgesamt ist sich Rosin daher sicher, dass sich die Bisttalstube unter Wert verkauft. Sowohl wegen der günstigen Preise als auch mit Auswahl und Ambiente. Da geht noch mehr. Auch Michael Strasser weiß, dass sie etwas altbacken sind und da durchaus noch Ausbau-Bedarf besteht.

Kalkulation in der Bisttalstube nicht tragbar

Zunächst geht Rosin jedoch noch einmal auf die Kalkulation ein. Denn bei einem Stammessen zwischen 12 und 14 Euro kann nichts mehr übrig bleiben. Mit den beiden angestellten Familienmitgliedern machen die Strassers mittags immer noch Miesen. Doch Michael will nicht zu viel für sein Essen nehmen und das Mittagessen für seine Stammgäste ist eine Tradition.

Allerdings eine, die jeden Monat zwischen 6000 und 7000 Euro kostet – „das sind Kosten, die holt er so abends ja nicht mehr rein“, fasst es der Sternekoch zusammen. Harte Worte, die aber wirken. „Ich wollte nicht wahrhaben, dass es sich nicht rechnet“, fasst es Strasser zusammen. Doch er muss nun der Realität in die Augen schauen. Und dazu gehört für den 61-Jährigen auch, dass er eigentlich gerne eine neue Ausrichtung hätte. Andere Kombinationsmöglichkeiten. Da sieht er noch viel Potenzial.

Rosin hilft, wo er kann – auch als „Lehrling“

Um die Situation zu verbessern, ziehen sich die Männer in die Küche zurück. Dort bringt er Michaels erstklassige Gerichte auf den neuesten Stand. Frank Rosin präsentiert Michael viele neue, insbesondere vegetarische Ideen. Ferner zeigt er ihm, wie er seine Aushilfe Nadine Schwarz besser einbinden kann. Obwohl Michael bereits eine Aushilfe hat, hat er die 24-Jährige bisher kaum in die Arbeitsprozesse integriert.

Im Gastraum wird ebenfalls fleißig gearbeitet. Umbaumeister Flo bespricht mit Alexandra die geplanten Veränderungen und holt dabei Michaels Zustimmung ein. Viele Dekorationselemente verschwinden, und es wird gestrichen. Das Ergebnis ist eine moderne, dennoch behagliche Gaststube, die den Strassers gut gefällt. Auch die 50 Gäste, die Michael mit einem Buffet bewirtet, fühlen sich wohl. Frank Rosin selbst, der als „Lehrling“ mithilft, was für ihn eine Premiere ist, hat sichtlich Spaß daran. Die Zusammenarbeit zwischen den beiden läuft reibungslos und weckt Michaels Leidenschaft für das Kochen aufs Neue

So läuft das zweite Test-Essen

Mit neuen Elan startet er dann auch ins zweite Testessen der Folge. Mit neuem Gastraum und neuen Ideen werden die TestEsser wieder begrüßt. Und sie sind schon auf den ersten Blick deutlich begeisterter. Neuer Gastraum, vegetarische und vegane Lasagne, neue Ideen. Und die Gäste sind positiv überrascht. „Sau lecker“ lautet das Fazit. Und ein Gast spekuliert sogar, dass Koch Michael den „Zaubertopf“ gefunden hätte. „Durch ein paar Kniffe ist aus Michaels gut gekochtem, aber altbackenem Essen ein echter Gaumenschmaus geworden“, fasst die Stimme aus de Off in der Kabel-Eins-Sendung die Wendung zusammen, die Michaels Bistalstube nun genommen hat.

Doch dann kommt wieder das Problem mit der Kalkulation. Michael würde für sein Testmenü mit Zander und Kalb 35 Euro verlangen. Viel zu wenig, da sind sich beide Köche einig. Doch auch der Kompromiss von 49 Euro, den er mit Frank Rosin aushandelt, kommt ihm schwer über die Lippen. Doch das müsste es nicht, wie ihm die Test-Esser zu verstehen geben.

Und auch ihre Bewertung war „sensationell“ : Mit Rosins Hilfe bekam die Bisttalstube 4,5 Sterne. Ein Ergebnis, mit dem die ganze Familie Strasser sich vor Dankbarkeit weinend in den Armen liegt. Und Frank Rosin bestärkt Michael erneut, dass er und seine Mannschaft es schaffen werden, ihn und auch sein Lebenswerk zu retten.

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