„Optimale Nutzung für das Dorf“
Werbeln · Vielleicht einmalig in der Region: Ein Dorftreff und ein Integrationszentrum unter einem Dach. In Wadgassen-Werbeln wird es das bald geben. Das Land gibt Geld dafür.
Der frühere Spar-Markt in Werbeln wird zu einem kombinierten Dorfgemeinschafts- und Integrationszentrum umgebaut. Umweltminister Reinhold Jost überbrachte gestern einen Zuschuss aus einem Programm zur ländlichen Entwicklung von 68 000 Euro. Weitere 50 000 Euro Landesmittel stünden der Gemeinde zur Verfügung, sagte Bürgermeister Sebastian Greiber. Die Summe war zunächst bewilligt worden, um in dem seit zehn Jahren leer stehenden Gebäude eine erste Unterkunft für Flüchtlinge einzurichten. Der Werbelner Ortsrat hatte einer solche Nutzung einstimmig zugestimmt.
Greiber sagte, das Innenministerium habe einer Umwidmung des Zuschusses zugestimmt, nachdem der Bedarf an Wohnraum für Flüchtlinge deutlich geringer ausfiel als zunächst angenommen worden war.
Das Gebäude, das nach dem Einkaufsmarkt eine Zeit lang auch eine Schlosserei beherbergte, befindet sich in der Ortsmitte: an der Straße nach Differten gleich hinter dem Abzweig nach Ludweiler. Es hat geschätzt 1400 Quadratmeter Nutzfläche mit einem sehr großen zentralen Raum. Hinein sollen eine Fahrradwerkstatt, ein Kleinteilelager, Räume für die Vereine und Räume für Migranten, die sich hier treffen und auch Deutsch lernen sollen. 295 Flüchtlinge leben nach Angaben der Gemeinde derzeit in Wadgassen. Heribert Schiffer: "Die Bevölkerung ist sehr froh über das neue Dorfzentrum, vor allem die Vereine." Umweltminister Reinhold Jost sprach ebenfalls von einer "optimalen Nutzung" des Gebäudes mitten im Ort. Es werde den ländlichen Ort stärken, ganz im Sinne des Programms - ein Schritt "gegen Leerstand, der dann Missstand und kein Zustand wird" in vielen kleinen Orten. Jost sagte: "Man sieht hier, mit der richtigen Idee, mit den richtigen Leuten, kann man was bewegen."
Der Wadgasser Ortsteil Werbeln hat derzeit keinen Dorftreff. Es gibt zwar eine Sporthalle, aber die ist nur bedingt geeignet. Über ein neues Zentrum, sagte Ortsvorsteher Schiffer, würden sich zum Beispiel der Tischtennis-Verein, die Karnevalisten oder der Berg- und Hüttenarbeiter-Verein freuen. Und natürlich die neuen Gruppen, Senioren zum Beispiel, die den lebhaften Austausch mit Bürgern aus dem lothringischen Villing gleich hinter der Grenze entdeckt haben. Aus Villing, so hatte Lokalhistoriker Bernd Hartmann zur 800-Jahr-Feier von Werbeln herausgefunden, kamen im Mittelalter die ersten Siedler im heutigen Werbeln.
Das neue Dorf- und Integrationszentrum hebt nicht nur einen hässlichen Leerstand auf. Es wird helfen, das örtliche Leben weiter zu kristallisieren. Es ist eine weitere Aufwertung des kleinen Gemeindeteils. Zuletzt waren in Werbeln die Standorte der gemeindeeigenen Musikschule zusammengelegt worden.
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Jubiläum beim Nachbarn Differten Werbeln hat seine 800 Jahre Bestehen schon gefeiert. Jetzt ist Differten mit 950 Jahren dran. Eine Bilderausstellung: "Differten im Wandel der Zeit" wird am heutigen Mittwoch, 14. Juni, 18 Uhr, im Vereinshaus in Differten eröffnet.