Leserbrief zum Thema Protest-Aktion

Saarlouis · Wieso gedenkt die Stadt nicht der Opfer?

Zum Artikel "Protest-Aktion erinnert an Tod des Flüchtlings Samuel Kofi Yeboah" (20. September)

Zufällig konnte ich am Freitag, dem 19.9., beobachten, wie an der kurzen Abfahrt von der Brückenstraße Richtung Saaruferstraße, Fraulautern, ein Straßenschild mit dem Namen von Samuel Yeboah angebracht wurde. Der Name war mir als Anwohnerin der Saarlouiser Straße immer noch in Erinnerung. Und - für kurze Zeit - war ich richtig stolz auf meine Stadt, dass sie scheinbar eine Lösung gefunden hatte, auf einem kleinen Straßenabschnitt mit einer öffentlichen Namensnennung eines Opfers zu gedenken. Herr Yeboah, dem ich persönlich nie begegnet bin, lebte in unserer Straße in einer ihm zugewiesenen Unterkunft. Er war Asylbewerber; die Entscheidung über seinen Antrag war meines Wissens noch nicht gefallen. Ein Anderer hat entschieden (oder mehrere?): Das Domizil wurde angezündet und Herr Yeboah gleich mit. Er war ein Opfer, warum und von wem und was auch immer. In all den Jahren seither und auch wohl in Zukunft wurde und wird, auch an öffentlichen Straßen und Plätzen, mit Recht all derer gedacht, die ebenfalls Opfer wurden. Ich weiß, dass es zur Umbenennung der gesamten Saarlouiser Straße eines Beschlusses der Stadtverwaltung bedarf und dachte zunächst, hier wird nur ein kleiner unauffälliger Straßenabschnitt umbenannt. Jetzt bin ich informiert, dass es die Aktion einer Bürgerinitiative war. Und ich frage meine Heimatstadt, die Europa-Stadt Saarlouis, warum es für den damals verbrannten jungen Mann, wie berichtet, nicht einmal eine Gedenktafel an seinem Grab gibt und warum es der Aktion einer Initiative bedarf, um Erinnerung wachzurufen.

Brigitte Rothas, Saarlouis

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