Kirche Eine Reliquie aus Prag für Wadgassen

Wadgassen · Ohne den Ordensgründer Norbert von Xanten hätte es den Ort Wadgassen vielleicht nie gegeben. Ab sofort ist der Heilige in der Kirche präsent. Eine Pilger-Gruppe überführte dieser Tage eine Reliquie aus Prag ins Saarland.

 Die Historiker der Reisegruppe aus dem Saarland stöberten im Archiv des Prager Klosters Strahov und fanden bisher unbekannte Unterlagen zur Geschichte der Abtei Wadgassen. Links: Reiseorganisator Bernd Hartmann.

Die Historiker der Reisegruppe aus dem Saarland stöberten im Archiv des Prager Klosters Strahov und fanden bisher unbekannte Unterlagen zur Geschichte der Abtei Wadgassen. Links: Reiseorganisator Bernd Hartmann.

Foto: Bernd Hartmann

45 Pilger haben eine Reliquie des heiligen Norbert von Xanten aus dem Prager Kloster Strahov nach Wadgassen überführt. Die winzigen Gebein-Reste des früheren Erzbischofs von Magdeburg werden nun in der katholischen Kirche Maria Heimsuchung in einer kleinen Monstranz aufbewahrt. „Die Reliquie dient der Verehrung und dem Segen in unseren Gottesdiensten“, teilt Pfarrer Peter Leick mit. Somit sei der heilige Norbert jetzt als Fürsprecher im Ort leibhaftig präsent. Geplant ist, die Reliquie im Januar 2020 den Gläubigen in einem Festgottesdienst öffentlich vorzustellen.

Norbert von Xanten gründete um 1130 den Orden der Prämonstratenser, zu dem auch die frühere Abtei Wadgassen gehörte. Nicht zuletzt verdankt der Ort seine Entstehung dem Kloster. „Die Pfarrei Maria Heimsuchung ist die kirchliche Nachfolge-Organisation der Abtei Wadgassen, die im zwölften Jahrhundert gegründet wurde und bis 1792 bestand“, erzählt Pfarrer Leick. Mit der Überführung der Reliquie nach Wadgassen schließe sich somit ein geschichtlicher Kreis.

Zu verdanken ist dies Bernd Hartmann. Der 76-jährige pensionierte Eisenbahner und Heimatforscher aus Werbeln hatte herausgefunden, dass Norbert von Xanten eine Beziehung zur Saar-Region und hier speziell zu Wadgassen hatte. „Der letzte Wadgasser Abt Jean Baptiste Bordier war vor seinem Ordenseintritt unter anderem Pastor im lothringischen Villing und musste während der Französischen Revolution ins Prager Kloster Strahov fliehen, wo er später auch bestattet wurde“, berichtet Hartmann. Um die gemeinsame Geschichte von Wadgassen und Villing erlebbar zu machen, organisierte Hartmann eine mehrtägige Pilger- und Kulturreise nach Prag.

Zuvor formulierten Pastor Leick und Hartmann mit Zustimmung des Trierer Bischofs Stephan Ackermann und auf Basis der kirchlichen sowie geschichtlichen Zusammenhänge einen Antrag an den Abt des Klosters in Prag. Darin baten sie um Zuteilung einer Reliquie des heiligen Norbert. So kam es in einem Gedenkgottesdienst im Kloster Strahov, zelebriert von Pfarrer Leick gemeinsam mit Abt Daniel Janácek und dem evangelischen Pfarrer der Kirchengemeinde Kölln im Köllertal, Joachim Conrad, zur Übergabe. „Es war ein ergreifender Gottesdienst in der Klosterkirche, in dessen Verlauf Abt Janácek die Reliquie unter dem Sarkophag des heiligen Norbert an unseren Pastor überreichte“, erinnert sich Hartmann. „Die Messe mit der Reliquien-Übergabe rührte mich und viele weitere Mitreisende zu Tränen“, erzählt Heribert Schiffer, Ortsvorsteher von Werbeln.

 Die winzigen Gebein-Reste (über dem Schriftzug) des heiligen Norbert von Xanten.

Die winzigen Gebein-Reste (über dem Schriftzug) des heiligen Norbert von Xanten.

Foto: Dieter Lorig

Da die Pilger aus dem Saarland im Kloster Strahov untergebracht waren, konnten sie dort auch die Bibliothek und das Archiv besichtigen. So berichtet Hartmann: „Mitgereiste Historiker entdeckten im Klosterarchiv noch nicht bekannte Akten über die Abtei Wadgassen.“

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