Zoff um nächtliche Wildschweinjagd Jäger stellt Hochsitz vor Schlafzimmerfenster eines Wadgassers auf
Schaffhausen · Helmut Nicolay sucht keinen Krach, sagt er. Er hat ihn aber schon: Vor seinem Schlafzimmer steht neuerdings ein Hochsitz, von dem aus nachts geschossen wird.
13.09.2019
, 13:00 Uhr
Ein Hochsitz direkt vor dem Schlafzimmerfenster? Nein, das muss nicht sein! So ergeht es aber seit einigen Tagen Helmut und Gerdhilt Nicolay in Schaffhausen. Ein Jäger hatte gerade einmal 20 Meter von dem Wohnhaus des Ehepaars unmittelbar neben der Straße „Am Rothenberg“ in einem Baum einen Hochsitz errichtet und will dort des Nachts auf Wildschweinjagd gehen. Die Schwarzkittel verwüsten seit geraumer Zeit wie in vielen anderen Bereichen von Wadgassen, Saarlouis und Dillingen die Gärten der Anlieger.
Helmut und Gerdhilt Nicolay wollen das nächtliche Geballer aber in keinem Fall akzeptieren, fürchten zudem um ihre Gesundheit, zumal der 78-jährige Grundstücksbesitzer stark herzkrank ist. Zudem sehen Sie die Sicherheit von Menschen bedroht. Auch wenn vom Hochsitz aus vom Haus weggeschossen wird, sieht Helmut Nicolay grobe Verstöße gegen das Jagdgesetz.
Aufgrund des natürlichen Gefälles zur Bist hin kann der Jäger in dem durch etliche Buschgruppen mit dichtem Unterholz nicht gerade übersichtlichen Gelände nur bergab schießen, sodass laut Nicolay kein natürlicher Kugelfang vorliegt, wie es im Jagdgesetz gefordert werde. Darüber hinaus sieht der Anwohner die Gefahr, dass von Werbeln hoch wechselndes Wild angeschossen auf die Straße flüchten und so hier für besondere Gefahrenmomente im Straßenverkehr sorgen könnte. Nicht zuletzt befürchtet der 78-jährige, dass vorbeifahrende Verkehrsteilnehmer durch den lauten Knall eines Gewehrschusses erschreckt und so zu Fahrfehlern provoziert werden könnten.
„Ich suche keinen Streit und auch kein Krach“, betont Helmut Nicolay, der selbst ambitionierter und erfolgreicher Sportschütze ist. Für den ehemaligen Notar- und Rechtsanwalt-Gehilfen und späteren Grundschullehrer war der Schießsport jedoch vor allem autogenes Training, um seine Selbstdisziplin zugunsten seiner Gesundheit zu schulen und zu trainieren. In einem Schreiben an die untere Jagdaufsichtsbehörde im Saarlouiser Landratsamt hat der 78-Jährige mit Hinweis auf die Lärmemissionen, die Gefahr für Leib und Leben sowie seine gesundheitlichen Beeinträchtigungen jetzt Beschwerde eingelegt. Helmut Nicolay hegt sogar Verständnis für den Jäger und die Anlieger, fallen die Wildschweinrotten doch immer wieder die Gartenanlagen ein und sorgen für immense Verwüstungen.
Die Jagd auf die Schwarzkittel müsse jedoch nicht unmittelbar vor seinem Schlafzimmer in unmittelbarer Nähe der Häuser an der Ortsgrenze von Schaffhausen stattfinden und könne ohne Probleme auch in sicherer Entfernung weiter unten und deutlich weiter von der Ortsgrenzen weg erfolgen. Er selbst kennt das Wildschweinproblem sogar aus eigener Anschauung, auch wenn die Schwarzkittel ihn und sein Grundstück im Gegensatz zu verschiedenen Nachbarn bislang verschont haben. Die Anwohner neben ihm schützen ihre Gärten zum Teil inzwischen mit Elektrozäunen.