Helfer erleben Hilfsbereitschaft

Hülzweiler/Wadgassen. "Allzeit bereit" steht auf dem Eingang des Pfandfinderheims der Deutschen Pfadfinderschaft Sankt Georg Hülzweiler. Das beschreibt, was die Gruppe bei der "Aktion 72 Stunden" gezeigt hat. Die Aufgabe lautete, den Menschen des Treffs 81, einem Verein für Behinderte und Nichtbehinderte in Schwalbach, einen schönen Tag zu machen

Hülzweiler/Wadgassen. "Allzeit bereit" steht auf dem Eingang des Pfandfinderheims der Deutschen Pfadfinderschaft Sankt Georg Hülzweiler. Das beschreibt, was die Gruppe bei der "Aktion 72 Stunden" gezeigt hat. Die Aufgabe lautete, den Menschen des Treffs 81, einem Verein für Behinderte und Nichtbehinderte in Schwalbach, einen schönen Tag zu machen. Das musste erst einmal finanziert werden. Auf Flugblättern boten sich die jungen Leute für Haushaltsarbeiten wie Rasenmähen, Bügeln oder Putzen an. Im Gegenzug erhielten sie eine Spende. "Es war wirklich genial, wie die Leute die Aktion aufgenommen haben. Der Schlüssel zum Erfolg war, dass wir erzählt haben, wofür wir sammeln, denn da konnte keiner nein sagen", meinte Pfadfinder Alexander Nuss, 28. So hatten die Pfadfinder am zweiten Tag der 72 Stunden-Aktion 700 Euro, Lebensmittel und andere Dinge gesammelt.

Am nächsten Mittag trafen sich alle zu Kaffee und Kuchen im Pfadfinderheim, um dann in den behindertengerechten Neunkircher Zoo zu fahren. Dafür stellte die Feuerwehr zwei rote Busse mit Blaulicht, die für einige schon den Höhepunkt des Tages darstellten. Ursula aus dem Treff erzählte: "Der Tag war klasse und es war schön, dass wir eingeladen waren. Vor allem das Blaulicht am Auto hat mir gefallen."

Danach ging es wieder ins Pfadfinderheim. Hier wurde dann am Lagerfeuer gegrillt. Zum Schluss wurde den Behinderten noch ein großer Wunsch erfüllt, denn die Pfadfinder veranstalteten für sie eine Disco. Doch nicht nur den Behinderten vom Treff 81 hat der Tag Freude bereitet, sondern auch den Pfadfindern.

Sammeln in Wadgassen

Ein anderes Beispiel aus Wadgassen: Erschöpft, aber mächtig stolz auf das, was sie erreicht haben, trafen sich die Kinder und Jugendlichen der Katholischen Jugend aus Wadgassen, Differten und Friedrichweiler am Samstagnachmittag auf dem Marktplatz in Wadgassen, um sich das Ergebnis ihrer 72-Stunden-Aktion anzuschauen. Sie sammelten unter anderem Konserven. Mit 433 Dosen stellten sie auf dem Platz eine 72 nach.

"Wir haben aber noch viel mehr gesammelt", erklärte Amelie Freitag aus Wadgassen. Mit ihren 17 Jahren gehörte sie zu den Ältesten in der Gruppe und half, haltbare Lebensmittel zu sammeln. Vorher schauten sie bei der Tafel vorbei: "Dort haben wir gesehen, welche Lebensmittel dringend gebraucht werden, haben Tüten gefüllt, die an die Bedürftigen verteilt werden", sagte Amelie.

"Die Leute waren alle sehr freundlich und offen", schilderte Francesco Daniele, 13: Das Sammeln von Lebensmitteln hat ihm viel Spaß bereitet, wenngleich er auch kritisierte: "Es gab aber auch welche, die einfach vorbeigingen und nichts spenden wollten." Amelie betonte: "Zu sehen, dass doch ganz viele geholfen haben, hat mir richtig Spaß gemacht."

Eileen Joa, mit neun Jahren die Jüngste im Bunde, hatte sich für den zweiten Teil der Aktion begeistern können. "Wir haben ein Blumenbeet vor der Kirche angelegt", erklärte sie. Das Pflanzen und Gießen war für sie das Tollste an der Aktion. Die Blumen bekamen die jungen Leute von drei Blumengeschäften gesponsert, außerdem besorgten sie sich noch Pflanzen aus den Komposthaufen des Friedhofes.

"Es war eine klasse Aktion", resümierte Gemeindereferentin Susanne Zengerly. Sie lobte die enge Zusammenarbeit der 30 Jugendlichen untereinander. < weitere Berichte folgen

Meinung

Bewegend, was sie da tun

Von SZ-Redakteur

Johannes Werres

Bewegend, wie die Jugendlichen bei der 72-Stunden-Aktion vorgehen. Bewegend, weil sie wirklich Menschen in Bewegung bringen. Nicht nur sich selbst. Sie knüpfen Spontan-Netze mit anderen Leuten, mit Firmen, um die Welt ein bisschen freundlicher zu machen. Tausende allein im Kreis Saarlouis dürften an diesem Wochenende irgendwie beteiligt worden sein. Dahinter stecken Teamgeist, Organisationstalent, soziale Kompetenz, handwerkliche Fähigkeiten, vor allem aber: Der Glaube daran, von jetzt auf gleich etwas hinzukriegen, selbst hinzukriegen für andere und mit anderen. Selbst handeln ist der beste Weg, eine weitherum als übermächtig empfundene Starre und Gleichgültigkeit in der Gesellschaft in Frage zu stellen. Und zu knacken.

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