Greiber schlägt Naudorf und Ulrich

Wadgassen · Faustdicke Überraschung bei der Bürgermeisterwahl gestern in Wadgassen: Sebastian Greiber erreicht mit 36 Prozent das beste Ergebnis. Der Einzelbewerber tritt am 8. Dezember gegen Egbert Ulrich (CDU) an, der 29,8 Prozent der Stimmen bekam. Die Wahlbeteiligung lag mit 53,8 Prozent extrem niedrig.

 Drei, die gestern Abend im Wadgasser Rathaus überrascht waren: Egbert Ulrich (CDU, links), hatte mit mehr Stimmen gerechnet, Einzelbewerber Sebastian Greiber (Mitte) konnte seinen Platz eins kaum fassen. Und SPD-Kandidat Werner Naudorf war sichtlich enttäuscht über sein schlechtes Abschneiden. Foto: Hartmann Jenal

Drei, die gestern Abend im Wadgasser Rathaus überrascht waren: Egbert Ulrich (CDU, links), hatte mit mehr Stimmen gerechnet, Einzelbewerber Sebastian Greiber (Mitte) konnte seinen Platz eins kaum fassen. Und SPD-Kandidat Werner Naudorf war sichtlich enttäuscht über sein schlechtes Abschneiden. Foto: Hartmann Jenal

Foto: Hartmann Jenal

Der Nachfolger von Harald Braun (SPD) nach 25 Jahren auf dem Chefsessel im Wadgasser Rathaus kommt nicht von der SPD. Der sozialdemokratische Bewerber Werner Naudorf, 58, landete beim ersten Durchgang der Bürgermeisterwahl mit 28,4 Prozent abgeschlagen auf dem dritten Platz. Hinter ihm rangierte Einzelbewerberin Vera Lang-Michler mit einem Achtungserfolg von 5,8 Prozent.

Für einen echten Überraschungscoup sorgte der 34-jährige Sebastian Greiber. Der Unternehmer, der für die FDP im Gemeinderat sitzt, aber als unabhängiger Bewerber angetreten war, kam auf 36 Prozent. Er ist Gewinner dieser Wahl. Greiber punktete in allen sechs Ortsteilen, kam in Differten gar auf 44,7 Prozent. Das zeichnete sich bereits um 18.12 Uhr mit Eingang der Ergebnisse aus dem ersten von 17 Wahllokalen ab. Da hielten es viele Zuschauer im Rathaus für einen skurrilen Ausrutscher. Doch es blieb so, während die Ergebnisse sehr zügig einliefen und um 18.40 komplett waren: Greiber vor Egbert Ulrich (CDU) und Werner Naudorf (SPD). Sie lagen immer wieder kaum ein Prozent auseinander. Dann war klar: Naudorf ist mit 28,4 Prozent aus dem Rennen. Ulrich geht mit 29, 8 Prozent in die Stichwahl gegen Greiber, da keiner mindestens 50 Prozent erreicht hat.

Naudorf gestern Abend sichtlich angeschlagen: "Ich habe mir das Ergebnis eigentlich anders vorgestellt. Aber in den letzten drei Tagen haben hier in Wadgassen die Meldungen in der Zeitung und im Rundfunk das Wahlergebnis wahrscheinlich sehr beeinflusst. Die schlechte Presse hat mich einige Stimmen gekostet. Ohne das hätte ich mir schon vorstellen können, in die Stichwahl zu kommen. Das war schon hart in den letzten Tagen. Trotzdem danke ich allen, die mich unterstützt haben."

Greiber musste sich erst fassen: "Ich habe mit allem gerechnet, aber damit nicht. Ich bin überwältigt. Ich hatte gehofft, in die Stichwahl zu kommen. Dass es jetzt so aussieht - wenn Sie mir das vor einer halben Stunde gesagt hätten, hätte ich geantwortet: Sie sind verrückt. Jetzt folgen natürlich meine restlichen Hausbesuche." Der Wechsel sei "halt gewollt worden, vielleicht auch ein Generationswechsel, und vielleicht hat auch meine Botschaft gepasst, mit parteipolitisch neutraler Arbeit die Zukunft zu gestalten." Greiber nimmt auch an, dass sein Wahlkampf in elektronischen Netzwerken wie Facebook zum Erfolg beigetragen hat.

"Auf zwei Kandidaten verteilt"

Egbert Ulrich, der eine Runde weiter ist, zeigte sich "ein bisschen enttäuscht. Ich hatte gehofft, dass ich mit den meisten Stimmen in die Stichwahl gehe, zumindest, dass der Abstand enger ist. Chapeau vor dem Gegenkandidaten Greiber. Gut - die Leute haben den Wechsel gewählt. Es gab eine latente Wechselstimmung nach vielen Jahren der SPD-Herrschaft in der Gemeinde. Und diese Stimmung hat sich auf zwei Kandidaten verteilt."

Die Viertplatzierte, Vera Lang-Michler, verschwand bei Bekanntgabe des Ergebnisses gleich aus dem Rathaus und war für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.

Bei der letzten Wahl 2005 war Bürgermeister Harald Braun (SPD) zum dritten Mal gewählt worden. Er erreichte dabei im ersten Wahlgang 54,7 Prozent, CDU-Gegenkandidat Gerd Kennel 44,6 Prozent. Die Wahlbeteiligung lag 2005 mit 58 Prozent knapp fünf Prozent über der von gestern. 2005 wählten 8640 Wadgasser gültig, jetzt waren es noch 7918.

Braun war damals mit 4723 Stimmen gewählt worden. Zum Vergleich: SPD-Mann Naudorf vereinte jetzt 2246 Stimmen auf sich, CDU-Mann Egbert Ulrich 2363, die Einzelbewerber Greiber 2848 und Lang-Michler 461.

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