„Eine Heilung ist möglich“

Stottern ist ein Störungsbild, das viele Menschen betrifft und belastet. Yvonne Braun aus Wadgassen arbeitet als Logopädin. Über Ursachen und Behandlung beim Stottern hat mit ihr SZ-Mitarbeiterin Barbara Scherer gesprochen.

Frau Braun, was sind Ursachen dafür, dass Menschen stottern?

Braun: Eine nachgewiesene Ursache für das logopädische Störungsbild "Stottern " ist bis heute unklar. Untersuchungen zufolge erscheint das Stottern unter anderem durch eine genetische Disposition begründet zu sein, die auf bestehende neuroanatomische Unterschiede zwischen stotternden und nicht-stotternden Menschen schließen lässt. Weiterhin spielen wohl auch Umweltfaktoren, soziales Umfeld und die durchlaufene Sprachentwicklung eine Rolle. Des Weiteren können Redeunflüssigkeiten auch durch hirnorganische Schädigungen entstehen.

Tritt Stottern erstmals nur in der Kindheit auf oder kann es auch später einsetzen?

Braun: Um das Störungsbild "Stottern " zu diagnostizieren, ist eine differenzierte und umfangreiche Diagnostik erforderlich. Man kann allgemein unterscheiden zwischen beginnendem Stottern im Kindes- und Jugendalter und dem chronischen Stottern im Erwachsenenalter. Durch hirnorganische Schädigungen kann es auch im Erwachsenenalter zu Redeunflüssigkeiten kommen und somit zu einer Stottersymptomatik führen.

Wie wird Stottern therapiert?

Braun: Es gibt zahlreiche therapeutische Ansätze, die den Patienten die Möglichkeit bieten, stotterfrei durch das Leben zu gehen. Individuelle Anpassung einer Therapie an den Patienten spielt meiner Meinung nach in jeder Behandlung eine tragende Rolle. Allgemein empfinde ich es als Basis einer erfolgreichen Stottertherapie und auch sonstiger Therapien, ein vertrauensvolles Patient-Therapeut-Verhältnis zu schaffen. In vielen Stottertherapien sollen die Patienten ein Gefühl für ihr Sprechen erarbeiten, bewusst sprechen. Dazu zählt auch beispielsweise ein Wissen über Lautbildungsprozesse, Pseudostottern, also bewusstes Stottern , die Sprechorgane, Wahrnehmungsschulung, Bildung der Stimme und Zusammenhänge von Stimme und Atmung. Weiterhin sind psychologische Inhalte sinnvoll, um den Patienten die psychische Belastung zu nehmen, durch die es zu einer Verstärkung der Stottersymptomatik kommen kann. Zudem lehren einige Therapiekonzepte Sprechtechniken, die ein Stottern vermeiden sollen.

Kann das Stottern eigentlich komplett geheilt werden?

Braun: Je früher eine Stottersymptomatik diagnostiziert ist, umso effektiver kann sie therapiert werden. Ich persönlich bin sicher, dass Patienten aus einer logopädischen Stotterbehandlung profitieren und konstant stotterfrei sprechen können. Selbstverständlich gibt es keine Garantie, dass jede Stottertherapie erfolgreich verläuft. Eine Heilung ist möglich, allerdings nicht in allen Fällen gegeben.

Übernehmen die Krankenkassen die Kosten für eine Therapie?

Braun: Die Kosten für eine Stottertherapie werden meist von den Krankenkassen erstattet. Die Rezepte werden zumeist vom behandelnden Arzt erstellt. Es gibt andere Angebote wie Seminare und Vorträge, die weitgehend privat übernommen werden müssen. Allerdings können auch Selbsthilfegruppen besucht werden.

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