Lokalsport „Ein bisschen verrückt muss man sein“

Sulzbach · Rund 850 Teilnehmer aus dem gesamten Bundesgebiet kamen nach Sulzbach, um dort bei den deutschen Seniorenmeisterschaften im Rettungsschwimmen anzutreten.

 Markus Messner (rechts) übergibt die Puppe an Thorsten Laurent. Die Ortsgruppe Wadgassen stellte die erfolgreichste Mannschaft der DM.

Markus Messner (rechts) übergibt die Puppe an Thorsten Laurent. Die Ortsgruppe Wadgassen stellte die erfolgreichste Mannschaft der DM.

Foto: Peter Franz

Mehr als 100 Sportler reihen sich wie eine Perlenkette am Beckenrand auf. Das kompakte Vopeliusbad in Sulzbach ist ohnehin schon fast bis zum Anschlag gefüllt. Teilweise befinden sich zum Einschwimmen rund 60 Sportler gleichzeitig im Wasser.

„Beim Schichtwechsel sind es nochmal mehr“, erklärt Christian Haag, Vorsitzender der Ortsgruppe (OG) Sulzbach der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG). Mit „Schichtwechsel“ bezieht sich Haag auf den Wettbewerbs-Zeitplan. Der ist so gestaffelt, dass es möglichst keine Überschneidungen der Wettbewerbe verschiedener Altersgruppen gibt. Sonst würde das Schwimmbad höchstwahrscheinlich platzen.

Rund 850 Teilnehmer aus dem gesamten Bundesgebiet sind nach Sulzbach gereist, um an zwei Tagen an den deutschen Seniorenmeisterschaften im Rettungsschwimmen teilzunehmen. Untergebracht sind sie in drei Schulen. 100 Helfer sind im Einsatz, leisten teils 24-Stunden-Schichten und werfen sich dann noch zu den Wettbewerben ins Becken.

„Ein bisschen verrückt muss man schon sein“, lacht Haag. Das sei es aber, was die Veranstaltung ausmache. „Für uns ist das die große Veranstaltung im Jahres-Kalender. Man kommt aus dem Alltag raus, fährt als Verein wohin, erlebt einfach diese Vereinsgemeinschaft“, meint Arne von der Ortsgruppe Lich, dem „Herz der Natur“, wie der 31-Jährige betont. „Das Sportliche gehört dazu. Aber auch das Kulinarische. Das Frühstück heute war zum Beispiel der Hammer“, sagt er und lacht.

Die Ziele, mit denen Ortsgruppen angereist sind, könnten unterschiedlicher kaum sein. Alte Bekannte treffen oder befreundete Ortsgruppen, denen man womöglich nur einmal im Jahr über den Weg läuft. Um Titel kämpfen. Oder einfach etwas Neues erleben. Für manche stehe der sportliche Erfolg im Vordergrund, für andere das Erlebnis. Mit einem breiten Grinsen ergänzt der Hesse: „Wir sind abends ganz vorne auf der Tanzfläche. Es zählt schließlich die Gesamtperformance.“

Die Rettungsschwimmer aus Völklingen, unter ihnen Roman Sander, nehmen die vorderen Positionen in Angriff. Der „Heimvorteil“ macht das ohnehin schon besondere Ereignis für ihn noch einmal eine Spur spezieller. „Man hat nochmal ein bissel mehr Druck. Man muss liefern, man denkt irgendwie, alle Augen schauen auf einen. Aber es macht eine Menge Spaß, das Saarland zu vertreten.“ Und es ist ein erfolgreiches Wochenende.

So schwimmt der 29-Jährige in der Altersklasse (AK) 25 auf den dritten Platz. Mit 2867,19 Punkten fehlen ihm nach den Disziplinen 50 Meter Retten, 100 Meter Retten mit Flossen und 100 Meter Hindernisschwimmen auf den vor ihm platzierten Holger Schulz (OG Malsch) 1,75 Punkte. „Die Größenordnung eines Messfehlers“, erklärt Sander: „Aber so ist das eben. Die Zeiten waren super, ich bin voll zufrieden.“ Gold gewinnt Dominik Tielsch (Weimar). Außerdem hat Sander gleich mehrere Gründe, mit der Veranstaltung zufrieden zu sein. Über 100 Meter mit Flossen schwimmt er in 52,01 Sekunden einen neuen deutschen Rekord, im Mannschaftswettbewerb gelingt seiner Mannschaft der zweite Platz hinter der OG aus Malsch. Stolz meint Sander: „Ich glaube, die Leute haben gesehen, dass das kleine Saarland so etwas stemmen kann.“

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