Das Alphabet analog gestalten

Wadgassen. "Häkeln, Backen, Kneten, Flechten", zählt Indra Kupferschmid die Tätigkeiten auf, die ihre Studierenden ausführten, um Schrift zu gestalten. Jawohl, Schrift und keine Handarbeiten

Wadgassen. "Häkeln, Backen, Kneten, Flechten", zählt Indra Kupferschmid die Tätigkeiten auf, die ihre Studierenden ausführten, um Schrift zu gestalten. Jawohl, Schrift und keine Handarbeiten. Obwohl diese Fülle der Ideen und Techniken, mit denen die 15 Studentinnen ihres Kurses damit dem folgten, was nun eine kleine, aber sehr delikate Ausstellung im Deutschen Zeitungsmuseum Wadgassen zeigt. Schrift zu gestalten und "fast ohne Text", präzisiert die Professorin für Kommunikationsdesign an der Hochschule der Bildenden Künste Saar.Spannend statt schnöde "Schrift ist . . ." dann eine ziemlich spannende Sache, und das schnöde Alphabet entpuppt sich als Parade mit Pfauen, einem Nachthimmel aus Satzzeichen und Anführungszeichen im Geiste von Romeo und Julia. Normalerweise entwerfen die Studierenden Schrift, sprich Typografie, am Computer oder im Bleisatz. Indra Kupferschmid gab jedoch vor, das Alphabet von A bis Z analog zu gestalten. Das heißt frei übersetzt, handgreiflich mit allerlei Materialien, um daraus die Druckvorlage für den Siebdruck herzustellen. So häkelte Stefanie Balzert, kurzerhand für das H wie Handarbeit die Buchstaben aus schwarzer Wolle. Dafür habe sie extra häkeln gelernt, erzählt sie. Stricken kam nicht in Betracht, denn schließlich ging es um den Buchstaben H "wie Häkeln und Handarbeit", fügt sie hinzu. "Die Häkelbuchstaben haben wir dann direkt belichtet. Es gab keinen Zwischenschritt. Das machte das Ganze authentisch und spannend", erklärt Dirk Rausch, der als Leiter der schuleigenen Siebdruckwerkstatt die Studierenden bei der Arbeit an ihren Buchstabenplakaten unterstützte. Schrift mal anders, das galt auch bei Muriel Serf. Sie hatte den Buchstaben V zu bearbeiten, was für sie hieß, ein Plakat mit Pfauenfedern zu drucken. Der Gleichklang von V und Pfau hat sie auf diese pfiffige Idee gebracht, wobei sie einen Haken schlägt, der eher dem Hasen als dem Pfau gebührt: "Man soll dabei um die Ecke denken", sagt sie, "es soll ja nicht so offensichtlich sein." Das I nahm sich Swetka Bär vor und entschied, dass das Typische daran sein Tüpfelchen ist: "Also machte ich ein I aus lauter I-Punkten." Gänsefüßchen für RomeoKarina Hartwahn bekam das scharfe S, das Eszett, das es nur im Deutschen gibt. "Typisch deutsch" für sie und damit hinauf aufs ebenfalls typisch deutsche Hirschgeweih. Und die ebenfalls von ihr bearbeiteten Gänsefüßchen erinnerten sie an Romeo und Julia. Wie diese dürfen beide nicht zusammenkommen: Dazwischen muss immer der Text. T wie Text, das war die Sache von Charlotte Simon. Was passt da besser als ein Gewebe, das sie aus Papierstreifen flocht und die Buchstaben für den Ausstellungstitel noch gleich dazu. Und das Z? "Zander in Zwiebelsoße" empfiehlt ein Rezept, aber die Schrift trügt. Hier schwimmt der Zwiebelfisch, ein grafischer Störenfried im kunterbunten Feld zwischen Alpha, Beta und Eszett.Ausstellung bis zum 4. Oktober. Öffnungszeiten von Dienstag bis Sonntag von zehn bis 16 Uhr.

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