Umfrage Vernunft ja, aber keine Verpflichtung

Saarlouis · Beim Tempolimit scheiden sich die Geister. Viele sind dafür, lehnen aber generelle Geschwindigkeitsbeschränkung ab.

 Fabian Hoffmann

Fabian Hoffmann

Foto: Axel Künkeler

Deutschland ist das einzige Land in Europa ohne eine generelle Geschwindigkeitsbeschränkung. Ein Tempolimit wird daher immer wieder kontrovers diskutiert. Gerade hat die Bundesregierung eine entsprechende Forderung von Verkehrsexperten und Umweltschützern abgelehnt. Unterschiedliche Meinungen dazu gibt es bei den Autofahrern im Kreis Saarlouis, wie eine Umfrage der Saarbrücker Zeitung bestätigt.

„Ein Tempolimit ist gut, auf jeden Fall bin ich dafür“, sagt Marlyse Sautre aus Saarlouis. Seit 45 Jahren lebt die aus Toulouse stammende Französin schon in der Kreisstadt. „Die Fahrten zu meiner Familie in Frankreich sind total entspannt, ohne diese Hektik auf den deutschen Autobahnen“, erzählt sie. Auf französischen Autobahnen gilt Tempo 130, auf Landstraßen wurde die Höchstgeschwindigkeit gerade erst von 90 auf 80 Stundenkilometer reduziert.

In Frankreich ist auch Gerd Kien aus Roden viel unterwegs. Er findet ebenfalls das Fahren bei den Nachbarn „viel gelassener, ohne die ständige Drängelei bei uns“. Der Umweltaspekt ist ihm „schon wichtig“, obwohl er nicht wisse, „wie viel es genau bringt“. In Deutschland sei es zudem schwer umzusetzen, dennoch sei ein generelles Tempolimit „im Prinzip sinnvoll“, da es dann „gleichmäßiger läuft mit weniger Staus“.

Eher noch mehr Staus befürchtet dagegen Josef Meßner aus Elm. Deshalb ist der 84-Jährige gegen ein verpflichtendes Tempolimit auf Autobahnen. An Geschwindigkeitsbeschränkungen halte er sich aber schon. „Dann sitzen mir die jungen Fahrer immer auf der Stoßstange und rasen vorbei“, aber am nächsten Kreisel hole er sie wieder ein, schmunzelt er mit all seiner Lebenserfahrung.

Evi Braun (Saarlouis) überlegt lange, sagt dann „ich wäre schon dafür.“ Es gehe ihr dabei vor allem um mehr Sicherheit, die Schadstoffreduzierung sei „eher schwierig“, derzeit werde ja vom Diesel bis zum E-Auto „alles verteufelt“.

Eine Versachlichung der Diskussion fordert Patrick Wilhelmy. Er sei „für alles, was die Straßen sicherer macht“, daher eher für ein Limit. Der Hostenbacher kann aber verstehen, „wenn andere sich dadurch in ihrer Freiheit beschnitten fühlen“.

Absolut für ein generelles Tempolimit ist Ewald Zang aus Schaffhausen. Wichtig ist ihm das sichere Fahren („auf fünf Minuten kommt es doch nicht an“) sowie die Schadstoffreduzierung. Beim Urlaub in Holland hat er mit dem dortigen Limit von 130 („das war wunderbar“) positive Erfahrungen gemacht.

Der 26-jährige Fabian Hoffmann (Schwalbach) lehnt dagegen ein Tempolimit ab. Dort, wo es gefährlich sei, gebe es bereits zahlreiche Beschränkungen. Ansonsten fahre er „gerne schnell, wenn die Autobahn frei ist“. Er „rase ja nicht immer“, die Umwelt sei ihm schon wichtig. In einem Saarlouiser Autohaus hat er sich gerade ein neues Auto gekauft, einen Benziner. Von Elektro-Fahrzeugen hält er nicht viel, da sei „die Forschung zu weit hinten“. Die Produktion der E-Autos sei so umweltbelastend, so viel könne er gar nicht fahren, um das über einen niedrigeren Verbrauch wieder reinzuholen.

Dagegen hat sich Wilhelmy schon im April 2018 für ein E-Auto bei einem anderen Saarlouiser Händler entschieden und ist damit „absolut zufrieden“. Er hatte vorher einen „ziemlich alten Diesel“, da habe ihn das ökologische Gewissen geplagt. Das Fahren mit dem E-Auto sei „völlig ruhig und entspannt“, zudem seien die Betriebskosten deutlich niedriger. „Für die ersten 15 000 Kilometer habe ich nur etwa 150 Euro an Stromkosten benötigt“, rechnet er vor. Während Wilhelmy beruflich viel unterwegs ist, lohnt sich ein E-Auto für Marlyse Sautre nicht. Das E-Modell einer französischen Automarke gefalle ihr zwar und der Preis sei ebenfalls in Ordnung, aber „wir fahren kaum noch“, da könne sie beim Verbrauch nicht wirklich sparen. Und bei längeren Fahrten zum Sohn nach Berlin oder zur Familie in Toulouse sei die Reichweite der E-Autos zu gering.

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