„Stressfreier, trotzdem nicht gut“ 2G-Regel im saarländischen Einzelhandel abgeschafft: Das halten Shopper und Verkäufer in Saarlouis davon

Saarlouis · Das Oberverwaltungsgericht hat die 2G-Regel für den Einzelhandel im Saarland gekippt. Davon war auch das Shopping-Wochenende in Saarlouis betroffen. Wir haben uns bei Kunden und Verkäufern in der Innenstadt umgehört, was sie von den neuen Regelungen halten.

Umfrage: 2G-Regel gekippt – das halten Kunden und Verkäufer in Saarlouis davon
Foto: BeckerBredel

 Die 2G-Regel für den Einzelhandel im Saarland ist gekippt. Das Oberverwaltungsgericht des Saarlandes hat einem Eilantrag mehrerer saarländischer Elektronik-Fachmärkte stattgegeben. Im Saarland ist bis auf Weiteres die 2G-Regelung im Einzelhandel nicht mehr anzuwenden. Das heißt: Das Tragen einer Maske reicht zum Shoppen aus; es wird nicht mehr kontrolliert, ob Kunden geimpft oder genesen sind. Doch was denken Einzelhändler, Verkäufer und Einkäufer über diese spontanen neuen Regeln? Die SZ hat sich in der Saarlouiser Innenstadt umgehört.

Viel los in der Innenstadt von Saarlouis am ersten 2G-freien Wochenende seit Beginn der Corona-Pandemie

Am Samstagvormittag gibt es in Saarlouis kaum eine Chance, einen Parkplatz zu ergattern. Auf dem Großen Markt drehen die Autos ihre Kreise und hoffen auf eine leere Parklücke. Auch auf den anderen Parkplätzen sind freie Flächen mau. Die kurzen, sonnigen Phasen haben die Menschen aus ihren Häusern gelockt.

„Ich genieße das schöne, trockene Wetter heute mal in der Innenstadt. Ich selbst bin zwar geimpft, aber meine Tochter nicht“, berichtet Jörg Groß. „Es ist schön, jetzt wieder gemeinsam shoppen gehen zu können.“ Der 62-jährigen Rodener ist erstaunt, dass in der Innenstadt so viele Menschen unterwegs sind. „Als wir hörten, dass die 2G-Regel nicht mehr gilt, sind wir auch direkt zusammen los. Meine Tochter benötigt neue Kleidung für ihren Sohn. Mein Enkel wächst momentan so schnell aus allem hinaus“, sagt der Rentner.

Saarlouiser Verkäuferin: Abschaffung der 2G-Regel „stressfreier, trotzdem nicht gut“

Kerstin Rectenwald ist Textilverkäuferin in Saarlouis: „Ich finde es zwar stressfreier, niemanden mehr am Eingang kontrollieren zu müssen, trotzdem finde ich es nicht gut. Ich habe Risikogruppen in meiner Familie und möchte diese nicht infizieren. Natürlich sind wir alle geimpft, trotzdem habe ich Angst davor“. Sinnvoller hätte es die 47-Jährige gefunden, wenn andere Geschäfte auch kontrolliert hätten. „Große Märkte die sowohl Textil als auch Lebensmittel verkaufen, hätten dann diese Bereiche abtrennen und dort kontrollieren müssen. Ich denke dabei an verschiedene Geschäfte, bei denen das auf jeden Fall funktioniert hätte“, sagt Rectenwald. Arbeiten wird die Saarlouiserin nun nur noch mit FFP2-Maske, vor allem um ihre Liebsten zu schützen.

„Ich habe im Radio gehört, dass die Maßnahme aufgehoben wurde. Allerdings hat mich diese Regel eh nie betroffen, da ich vollständig geimpft bin“, erzählt Iris Käfer. Die 57-jährige Ensdorferin geht gerade shoppen. „Bei mir im Bekanntenkreis ist jeder gewünscht. Wir wünschen uns alle etwas Normalität zurück“, sagt Käfer.

 Violetta Gorniok ist selten in der Saarlouiser Innenstadt unterwegs. „Mein Auto steht beim TÜV und ich bummle mit meinem Hund Wuddy durch die Stadt, um die Zeit zu überbrücken. Ich war ganz überrascht, als ich eben meinen Ausweis zeigen wollte und niemand mehr am Eingang eines Geschäfts stand. Gestört hat mich das Zeigen meine Daten allerdings nie, ich möchte ja zu einer Lösung beitragen“.

 „Ein paar Kunden waren sehr genervt, weil sie in jedem Laden ihren Impfstatus und den Personalausweis vorlegen mussten“, sagt Elke Buchheit. Die 62-Jährige verkauft Damenmode im Geschäft „Donna“ in Saarlouis. „Da war es dann auch mal unangenehm zu fragen. Die Mehrheit unserer Kunden wusste allerdings Bescheid und war für die Kontrolle schon bestens vorbereitet.“ Buchheit und ihre Kollegin Deborah Zapp berichten von ihren Kundinnen, denn die meisten haben die 2G-Regeln freundlich akzeptiert. „Bisher hat heute erst eine Kundin gefragt, ob sie was vorzeigen muss. Alle anderen wussten bereits Bescheid. Ob wir nun mehr verkaufen werden, das zeigt sich erst in den kommenden Wochen. So schnell können wir noch kein Urteil fällen. Wir hoffen es natürlich“, sagt Zapp.

Corona: Ungeimpfte in Saarlouis fühlen sich „schon genug überall ausgeschlossen“

Die Saarlouiser haben sehr unterschiedliche Meinungen. Die Ungeimpften, die wir befragten, wollten nicht veröffentlicht werden. Meist waren es Sätze wie: „Ich möchte nicht als ungeimpft in der Zeitung genannt werden“ oder „Ich nutze heute den Tag zum Shoppen. Man wird jeden Tag schon genug überall ausgeschlossen“. Doch keiner der Befragten wollte genannt werden.

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