„Ziele setzen, das ist es“

Oberfelsberg · Was ändert sich für einen jungen Mann, dessen Leben eine Stammzellentransplantation gerettet hat? Nicht sehr viel, berichtet Michael Meier, 24 – aber eben doch ein bisschen was. Man spürt, er ist froh, am Leben zu sein und dieses Leben weiterführen zu dürfen.

 Zuversichtlich: Michael Meier. Foto: Hartmann Jenal

Zuversichtlich: Michael Meier. Foto: Hartmann Jenal

Foto: Hartmann Jenal

Michael Meier , 24, neigt nicht zum Dramatisieren. Auch nicht, nachdem er sein Leben neu geschenkt bekam. Bei unserem Besuch ist es exakt zwei Jahre her, dass er neue Stammzellen bekam, eine Spende. "Am 11.12.13, das kann ich mir gut merken." Vor 20 Jahren, sagt er in der Küche seiner Wohnung in Oberfelsberg , "da wäre die Diagnose Leukämie quasi ein Todesurteil gewesen. Aber heute ist die Medizin viel weiter, in immer größeren Schritten. Die Heilungschancen liegen bei 70 bis 80 Prozent."

Als geheilt gilt Michael Meier , wenn der Krebs bis Dezember 2023 nicht wieder aufgetreten ist. Derzeit ist er krebsfrei.
Weiter wie vorher

Michael Meier ist gelernter Gartenbauer. Er hat sein Leben, wie es vor der Diagnose Leukämie , vor der Stammzellentransplantation war, nachher einfach weitergeführt. Fast jedenfalls. Wie vorher arbeitet er als Gartenbauer auch jetzt bei der Gemeinde Überherrn. Das soll erstmal so bleiben.

Doch nach seiner lebensbedrohliche Erkrankung konnte er sich vorstellen, seinen Berufsweg irgendwann zu ändern. So machte er eine Trainerlizenz für Fitness, absolvierte eine Ausbildung als Ernährungsberater mit staatlichem Abschluss. Einen ersten Kurs gibt er gerade in Felsberg. Mal sehen, was draus wird, sagt er.

Die Idee dazu hätte sich auch ohne die Erkrankung ergeben können. "Aber lebensgefühlsmäßig hat sich was geändert. Ich habe andere Ziele gesetzt, andere Prioritäten. Ich will mehr tun, was mir einfach Spaß macht. Gartenbau ist gut und schön, aber es muss ja nicht das ganze Leben sein. Ich kann ja auch was anderes ausprobieren."
Große Schritte

Das genau nimmt er mit aus seiner Krankheit. "Dass man sich Ziele setzt, auch große, das ist es. Und wenn ich nur die Hälfte vom großen Ziel schaffe, habe ich noch mehr geschafft, als wenn ich mir von vornherein nur ein Viertel des großen Schrittes vorgenommen hätte." Er sagt nicht: "Dann fällt man eben auf die Schnauze, oder man scheitert." An "allen Sachen die positiven Seiten zu sehen, das habe ich auch mitgenommen. Selbst an der Leukämie . Ich habe die Krankheit mit meiner Freundin Laura durchgestanden, das war die positive Seite."

Für Michael ist es bisher gut gelaufen seit der Stammzellen-Spende. Wusste er das, irgendwo im Inneren? "Wissen wäre das falsche Wort. Ich bin einfach davon ausgegangen. Am 11.12.13 kommen die neuen Stammzellen , und dann geht es aufwärts. Dann kann ich wieder planen für mein Leben."

Bevor es so kam, musste er für sechs Wochen wieder ins Krankenhaus, weil "die neuen Stammzellen den Menschen abgestoßen haben. Bei mir eine sehr heftige Reaktion." Auch da sei ihm klar gewesen: "Nicht ob, sondern nur wann ich endlich raus komme und heim darf, egal in welchem Zustand. Das war das Ziel." Dann endlich ging's heim, die zehn Stufen der Treppe schafft er kaum.

Das war im Frühjahr 2014. Im Sommer war er schon unterwegs mit seinem Motorrad-Club. Sechs Tage, eine Tour wie jedes Jahr. Was der Club geplant hatte, berichtete ihm ein Kumpel, als er noch im Krankenhaus lag und mit der Abstoßungs-Reaktion kämpfte. Vage die Frage, ob er denn mitfahren werde. "Natürlich, habe ich gesagt, ich fahre mit, wie jedes Jahr." Erzählt's in seiner Küche, ganz und gar undramatisch, aber jetzt grinst er doch ein bisschen.

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