"Wir fahren das Wertvollste"

Saarlouis. Calogero Bennardo, 36, ist seit 1999 Busfahrer bei der KVS-Tochter KVG. Einer von rund 100 Streik-Demonstranten in der Saarlouiser Innenstadt. "Ich habe 1800 Euro brutto, etwa 1200 Euro netto. Ich will im August heiraten. Meine Verlobte ist Friseurin - mit echter Leidenschaft, aber sie verdient netto mit allem nur 900 Euro. Und sie muss nach Saarbrücken pendeln

Saarlouis. Calogero Bennardo, 36, ist seit 1999 Busfahrer bei der KVS-Tochter KVG. Einer von rund 100 Streik-Demonstranten in der Saarlouiser Innenstadt. "Ich habe 1800 Euro brutto, etwa 1200 Euro netto. Ich will im August heiraten. Meine Verlobte ist Friseurin - mit echter Leidenschaft, aber sie verdient netto mit allem nur 900 Euro. Und sie muss nach Saarbrücken pendeln. Das kostet auch. Es wird schwer, von diesem Einkommen eine Familie zu ernähren."

Bennardo, KVS-Betriebsratsvorsitzender, findet es wie seine Gewerkschaft Verdi bemerkenswert, dass ein Müllfahrer mit vielen Berufsjahren knapp 2400 Euro brutto verdiene, ein Busfahrer mit denselben Berufsjahren aber nur etwa 1970 Euro. "Wir transportieren das Wertvollste, das es gibt. Mit höchster Konzentration, etwa wenn wir einen Gelenkzug mit 160 sehr lebendigen Kindern fahren." Hinzu komme, so Verdi-Verhandlungsführer Bernd Oleynik, dass Busfahrer, die jetzt nach dem Nahverkehrstarifvertrag Saarland eingestellt würden, kein 13. Monatsgehalt bekämen - anders als ihre älteren Kollegen. Und auch anders als, zum Vergleich, die Müllwagenfahrer.

Bennardo erinnert sich auch noch gut daran, wie 2001 die Belegschaft der KVS "mit Mehrbelastungen dafür sorgte, dass die KVS aus einem Millionen-Defizit in die schwarzen Zahlen kam."

Der Warnstreik in Saarlouis sollte die Arbeitgeber wieder an den Verhandlungstisch bringen. Die hätten nach dem dritten Tag abgebrochen. Oleynik: "Wir haben 6,5 Prozent mehr für zwölf Monate gefordert. Wir sind auf 3,5 Prozent runter. Die Arbeitgeber haben 1,4 Prozent pro Jahr auf eine Laufzeit von 26 Monaten geboten."

Der eintägige Warnstreik traf nach Verdi-Angaben rund 30 000 Passagiere. So waren alle Schulbusse lahmgelegt. Irgendwie kamen die meisten Schüler dann doch zum Unterricht. Die KVS habe die Schulen Dienstagmorgen schon informiert, es gab Durchsagen in der Schule, hieß es bei der ERS Überherrn. Eltern hätten Fahrgemeinschaften gebildet. Nicht alle Schüler seien gekommen, aber der Unterricht habe regulär stattgefunden. Das war auch bei den anderen Schulen so. Einzelne Eltern zum Beispiel meldeten ihre Kinder für den Tag beim Robert-Schuman-Gymnasium Saarlouis ab. An der ERS Nalbach sind Kinder nur von der nachmittäglichen Betreuung abgemeldet worden, weil die Eltern ihre Sprößlinge lieber vorher abholen wollten.

Die Busfahrer blieben streikbereit, unterstrich Verdi-Landeschef Alfons Staudt mit Blick auf die Arbeitgeber. Und mit Blick darauf, "dass die Sparmaßnahmen des Bundes jeden von uns treffen werden." Das dürfte allerdings auch die Stimmungslage der Arbeitgeber der Fahrer getroffen haben: die Kommunen, vertreten durch den Kommunalen Arbeitgeberverband Saar. Denn am selben Vormittag hatte der Deutsche Städtetag vor einer Verschlechterung der kommunalen Haushaltslagen gewarnt: Die drohe, weil sich der Bund mit seinen Sparmaßnahmen auf Kosten der Kommunen entlaste.

 Busfahrer Calogero Bennado (links) streikte gestern mit vielen seiner Kollegen von den Kreisverkehrsbetrieben in der Saarlouiser Innenstadt. Fotos: Thomas Seeber

Busfahrer Calogero Bennado (links) streikte gestern mit vielen seiner Kollegen von den Kreisverkehrsbetrieben in der Saarlouiser Innenstadt. Fotos: Thomas Seeber

 Busfahrer Calogero Bennado (links) streikte gestern mit vielen seiner Kollegen von den Kreisverkehrsbetrieben in der Saarlouiser Innenstadt. Fotos: Thomas Seeber

Busfahrer Calogero Bennado (links) streikte gestern mit vielen seiner Kollegen von den Kreisverkehrsbetrieben in der Saarlouiser Innenstadt. Fotos: Thomas Seeber

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