Konferenz in Überherrn Wie leerstehende Gebäude klimagerecht genutzt werden

Überherrn · Experten und Bürger diskutieren in Überherrn die Chancen einer Internationalen Bauausstellung in der Großregion.  

 Die Mitglieder der IBA-Vorbereitungswerkstatt von Professor Stefan Ochs besuchte im Sommer die Sendehalle in Überherrn.

Die Mitglieder der IBA-Vorbereitungswerkstatt von Professor Stefan Ochs besuchte im Sommer die Sendehalle in Überherrn.

Foto: Silvia Buss

In der ehemalige Sendehalle des französischen Privatsenders Europe 1 in Überherrn treffen sich am heutigen Freitag Architekten, Stadtplaner, Politiker, und sonstige Bürgerinnen und Bürger, die an Regionalentwicklung interessiert, zu einer Konferenz. Es geht um die Vorbereitung einer IBA, einer Internationalen Bauausstellung, in dieser Region. Die Sendehalle macht augenfällig, was eine IBA nicht mehr unbedingt anstoßen soll: Das Bauen neuer Gebäude.

Denn so wie die ehemalige Sendehalle, die, kaum war sie fertig, als Halle kaum gebraucht wurde, gibt es in der Region und anderswo viele Leerstände, die nach neuer Nutzung suchen. Für Architekturprofessor Stefan Ochs, der schon seit 2010 für eine IBA Großregion die Trommel rührt und jetzt mit seinem Team die zweijährige Vorbereitungsphase abschließt, ist das Zauberwort „Transformation“. Davon redet man derzeit, im anbrechenden Nach-Ford-Zeitalter, auch viel im Wirtschaftsministerium und in der Staatskanzlei. Eine IBA ist für Ochs aber ein besseres Werkzeug, um eine klimagerechte Transformation anzustoßen: Weil eine IBA, die man sich als Büro mit zehn Expertinnen und Expertinnen vorstellen muss, außerhalb der bestehenden Behördenstrukturen agieren könne, um Transformationsprojekte auf den Weg zu bringen, die schon überfällig seien. Ein Projektgebiet hat Ochs mit seinem „Prä-IBA“ mithilfe einer Machbarkeitsstudie schon definiert. Aus der ursprünglichen Idee einer IBA für die ganze Großregion wurde eine „IBA Saarraine“, ein Wortschöpfung aus Saarland und Lothringen: Projekte, besser: Objekte, die eine Transformation brauchen, identifizierte man entlang der deutsch-französischen Grenze zwischen Bliesbruck-Reinheim bis nach Siersburg und Hemmersdorf.

Auf dieser Linie findet man außer der Sendehalle etwa die aufgegebene Grubenanlage „Siège Simon“ in Forbach und die leeren Firmenhallen der Fayencerie Saargemünd. Als Architektur-Professor an der Hochschule für Technik und Wirtschaft ließ Ochs Masterstudierende schon mal Zukunftsvisionen für diese Orte entwerfen, um die französischen Kommunalpolitiker für eine Zusammenarbeit zu interessieren. Denn das wird jetzt die größte Herausforderung sein: Politische Unterstützer auf beiden Seiten der Grenze zu finden und verständlich zu machen, was sie von einer IBA haben. Die vorherige Landesregierung hatte Ochs hinter sich gebracht, erste Vertreter der neuen hätten der „Prä-IBA-Werkstatt“ bereits erste Besuche abgestattet, sagt Ochs erfreut. Denn die vorerst nächste Phase, die Übergangsphase, muss ja finanziert werden. Nötig wäre aber möglichst bald auch Kontakt zur passenden Politik-Ebene auf französischer Seite, um einen französischen Mit-Träger zu haben und Förderanträge in Brüssel stellen zu können.

Dafür aber müssten die sich bisher nur interessiert zeigenden Kommunalpolitiker ihren Präsidenten der Region Grand Est gewinnen. Die heutige Vortragsveranstaltung in Überherrn mit drei renommierten Referenten, etwa dem Urbanistik-Experten Philipp Misselwitz, ist mit „Memorandum“ betitelt. Darunter versteht man eigentlich eine Denkschrift, ein substanzielles Positionspapier, das wohl erst noch erstellt werden muss. Die Sendehalle wird während der dreistündigen Veranstaltung nicht beheizt sein, stand in der Einladung. Hoffentlich ist das kein schlechtes Omen.

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