Alter Bahnhof Überherrn Teamwork macht aus dem alten Bahnhof ein Schmuckstück

Überherrn · Seltenheitswert: Der Bahnhof in Überherrn ist in einem Top-Zustand, und das, obwohl kein Zug mehr fährt. Dank freiwilliger Helfer.

 Dank der Anstrengung vieler ein kleines Schmuckkästchen mitten im Ort: der alte Bahnhof Überherrn. Im Bild der ehemalige Fahrdienstleiter der Strecke, der 63-jährige Christian Jürgens.

Dank der Anstrengung vieler ein kleines Schmuckkästchen mitten im Ort: der alte Bahnhof Überherrn. Im Bild der ehemalige Fahrdienstleiter der Strecke, der 63-jährige Christian Jürgens.

Foto: Alexandra Broeren

Der alte stillgelegte Überherrner Bahnhof ist ein kleines Schmuckstückchen mitten im Ort. Dass dem so ist, ist Teamwork. Nämlich ein Teamwork von Bauhof, Ehrenamtlichen und engagierten Anwohnern. Der Bauhof sorgt beispielsweise dafür, dass regelmäßig gemäht und sauber gemacht wird und dass die Grünanlagen rund um und am Bahnhofsgelände immer ordentlich aussehen.

Wir haben uns mit einem der Ehrenamtlichen getroffen. Christian Jürgens ist 63, pensioniert und seit 1972 mit Leib und Seele Eisenbahner. Der ehemalige Reichsbahner ist 1989 aus der DDR geflüchtet. Ins Saarland kam er, weil er hörte: „Im Saarland werden Eisenbahner gebraucht!“. Bis zur Stilllegung im Jahr 2003 war Jürgens Fahrdienstleiter der Strecke Völklingen-Überherrn.

Jede Woche, so sagt er, komme er aus Alt-Saarbrücken, wo er wohnt, nach Überherrn, um „seinen“ Bahnhof zu pflegen. Dann kann man ihn dort mit Besen und einem großen Müllsack bewaffnet beobachten, wie er Bahnsteig und Gleise sauber hält. Sein ganz großer Traum ist es, dass die Strecke eines Tages reaktiviert wird, und dass wieder Züge von Überherrn nach Saarbrücken fahren werden. „Hier kommt kein Zug an, hier fährt kein Zug ab, es ist ein Trauerspiel“, sagt Jürgens. Denn immerhin betrage die Fahrzeit von Überherrn nach Saarbrücken Hauptbahnhof lediglich 30 Minuten. „Da kommt kein Bus mit“, sagt der Eisenbahner. Er glaubt, die Strecke sei „insgesamt in gutem Zustand“. Lediglich auf der Höhe des Linslerhofes müsse „etwas nachgestopft und gerichtet werden“. Ihm gehe es vor allem jetzt darum, das was da sei, zu erhalten. Gemeinsam mit Gleichgesinnten engagiert sich Jürgens deshalb auch im Verein „Plattform Mobilität“, der sich für bessere Schienenverbindungen in der Großregion und die Verknüpfung bestehender Buslinien einsetzt.

Der Überherrner Bürgermeister Bernd Gillo jedoch möchte den Mitgliedern der Plattform Mobilität lieber keinen Mut machen. „So wie ich es einschätze, wird diese Bahnlinie niemals mehr in Betrieb genommen.“ Vor einigen Jahren bereits sei es geplant gewesen, die Strecke wieder in Betrieb zu nehmen. Das habe damals noch einer seiner Vorgänger mit initiiert. Der Überherrner Automobillogistiker Mosolf wollte sich dabei engagieren und habe gar einen Containerbahnhof geplant. Damals konnte das Projekt allerdings nicht realisiert werden, weil die erforderlichen Landesmittel nicht vorhanden waren. Und so wurde auch der Güterverkehr aufgrund des schlechten Zustands der Strecke 2003 eingestellt. Der Personenverkehr ruht bereits seit 1992, im Jahr 1995 wurde die Strecke de-elektrifiziert. In der Zwischenzeit, so die Meinung von Bernd Gillo, sei die Strecke insgesamt so stark renovierungsbedürftig geworden, so dass eine Wiederinbetriebnahme völlig unwirtschaftlich sei.

Was die Überherrner Verwaltung allerdings stört, ist, dass die Gemeinde schon mehrfach versucht hat, das alte Bahnhofsgelände anzukaufen, die deutsche Bahn sich jedoch nicht davon trennen will. Denn vor allem die marode Mauer müsse demnächst saniert werden, sagt Bürgermeister Gillo.

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