Nitratwerte Diskussionen um Nitratbelastung im Grundwasser

Überherrn · Umweltministerium und Wasserwerke Überherrn halten Meldungen zu Überschreitungen von Grenzwerten für nicht richtig.

„Erhöhte Nitratwerte im Überherrner Grundwasser“ – das ist eine Meldung, die viele Überherrner erschreckt hat. Die Saarbrücker Zeitung hat nachgehört.

Richtig ist, dass das Gebiet von Überherrn bis hin zur Saar seit einigen Jahren auf einer roten Liste nitratbelasterter Gegenden in Deutschland zu finden ist. Einer Liste der Gebiete, in denen die Nitratbelastung des Grundwassers über dem europaweiten Grenzwert von 50 Milligramm pro Liter (mg/l) liegt.

Damit stehe man allerdings im bundesweiten Vergleich gut da, sagt Sabine Schorr, Sprecherin des saarländischen Umweltministeriums. Denn die Belastung liege nur knapp über dem zulässigen Grenzwert der Nitratrichtlinie von 50 mg/l. Diese Überschreitung führt das Ministerium auf die alte Düngeverordnung zurück, die zwischenzeitlich überarbeitet wurde und aktuell nochmals verschärft werden soll. Schorr zeigt sich optimistisch, dass durch diese Maßnahme der Nitratwert im Grundwasser schnell und zuverlässig gesenkt werden könne. „Schnell“ kann in einem solchen Fall allerdings einige Jahre oder gar Jahrzehnte bedeuten, bis ein Erfolg messtechnisch sichtbar werde.

Mit einer solchen einseitigen Schuldzuweisung an die Landwirtschaft und einer nochmaligen Verschärfung der Düngevorschriften sind die Bauern allerdings nicht einverstanden. „Wenn der Nitratgehalt im Grundwasser tatsächlich auf unsere Düngung zurückzuführen ist, ist es natürlich keine Frage, dass wir nach Kräften mithelfen, die Belastung herunterzufahren. Denn es ist ja auch unser Grundwasser“, sagt Erhard Ecker, Vorsitzender des Kreis-Bauernverbandes. Es sei jedoch bereits heute so, dass vor jeder Düngung Bodenproben genommen werden, und die benötigte Düngermenge je nach erwartetem Ertrag berechnet werde. Im Biolandbau werde organisches Düngematerial zuerst untersucht, um den Stickstoffgehalt zu bestimmen.

Ecker räumt ein, dass es in extrem heißen Sommern wie in diesem Jahr auch zu einem niedrigeren Ertrag kommen könne, der unverbrauchte Stickstoff bei Starkregen wie in den letzten Wochen ausgewaschen wird und sich kurzfristig als Nitrat im Grundwasser ablagert. Es sei jedoch niemals die genaue Ursache der erhöhten Nitratspiegel untersucht worden. Ecker: „Beispielsweise ist der Nitratwert an einem Brunnen in Neuforweiler erhöht. Dies steht in unmittelbarem Zusammenhang mit der dortigen alten Mülldeponie.“

Ein anderer saarländischer Brunnen mit erhöhtem Nitratspiegel befinde sich mitten in der Landeshauptstadt – in der Mainzerstraße. Auch in Waldgebieten werde aus verrottendem Material der Stickstoff ausgewaschen – hier gebe es im Saarland ebenfalls einige Messpunkte mit starker Nitratbelastung. „Außerdem wird oft Grundwasser untersucht, das bereits Jahrzehnte alt ist“, argumentiert Erhard Ecker. Man möge bitteschön genau die Ursache hinterfragen und schauen, wo die Belastung herkommt, bevor man der Landwirtschaft die Schuld an den erhöhten Werten zuschiebe. „Wenn es aktuell aus der Landwirtschaft kommt, dann stehen wir auch dazu“, sagt Ecker, der sich in Niedaltdorf auf seinem Hof auf die Milchviehhaltung und die Ackerbewirtschaftung spezialisiert hat.

Keine Angst haben müssen die Überherrner jedoch, dass ihr Trinkwasser belastet ist. „Unsere Brunnen liegen nicht im belasteten Gebiet“, sagt Jörn Krzizok, Geschäftsführer der Überherrner Wasserwerke KDÜ. „Die Nitratwerte in unserem Trinkwasser liegen bei einem Drittel bis der Hälfte der zulässigen Grenzwerte, nämlich zwischen 14 und 27 mg/l.“ Wer sich vergewissern will: Die KDÜ veröffentlicht regelmäßig die Analyseergebnisse des Überherrner Trinkwassers auf ihrer Webseite. Etwas höher, aber mit 35 mg/l immer noch weit unter dem zulässigen Grenzwert ist der Nitratgehalt im Saarlouiser Trinkwasser.

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