Narren entmachten die Obrigkeit

Lebach. Bürgermeister Arno Schmidt hatte keine Wahl: Nicht mit Kraft, sondern mit List und Charme entmachtete der Lebacher Karnevalsverein gestern Nachmittag den Lebacher Verwaltungschef. Die Stadtkasse musste er übergeben - hoffentlich müssen die Narren da nicht weinen -, und auch der Schlüssel zum Rathaus wird bis Aschermittwoch in der Hand der Narren bleiben. Prinz Julian I

 Prinzengarde und Funkengarde des CV Lebach führten Bürgermeister Arno Schmidt ab. Bis Aschermittwoch ist der Verwaltungschef außer Gefecht gesetzt. Foto: Thomas Seeber

Prinzengarde und Funkengarde des CV Lebach führten Bürgermeister Arno Schmidt ab. Bis Aschermittwoch ist der Verwaltungschef außer Gefecht gesetzt. Foto: Thomas Seeber

Lebach. Bürgermeister Arno Schmidt hatte keine Wahl: Nicht mit Kraft, sondern mit List und Charme entmachtete der Lebacher Karnevalsverein gestern Nachmittag den Lebacher Verwaltungschef. Die Stadtkasse musste er übergeben - hoffentlich müssen die Narren da nicht weinen -, und auch der Schlüssel zum Rathaus wird bis Aschermittwoch in der Hand der Narren bleiben. Prinz Julian I. und ihre Lieblichkeit Olga I. übernahmen mit Hilfe der Garden, des Elferrates und unter den musikalischen Klängen des Rot-Kreuz-Orchesters Kreisverband Saarlouis die Regentschaft. Über die närrischen Tage herrschen in Lebach eigene Spielregeln. Alle müssen bis Aschermittwoch die Faasend-Plakette tragen und den Prinzen Julian stets besonders begrüßen: Wer das nicht tut, muss die (nicht vorhandene) Bahnhofsuhr ersetzen und alle halbe Stunde die Zeit ansagen. Doch erst einmal wurde zünftig gefeiert, getreu dem Motto: "Mir feiern Faasend ohne End, diesmo wie in Disneyland." Rehlingen-Siersburg. Dem hünenhaften und stets wie ein Barde wehrhaft auftretenden BÜMS (Bürgermeister Martin Silvanus) nutzte es am Fetten Donnerstag nichts, als zierliches "Rotmätzchen" unterzutauchen. Prinzessin Hanna I. (Montnacher) und Prinz Jascha I. (Alexander) hatten ganz im Gegensatz zu den früheren Rathauserstürmungen die Kinder der Kindergärten und der Grundschule mobilisiert. Das "Rotmätzchen" tauchte auf dem Place Bouzonville vergeblich in der Menge der Kinder unter. Es wurde entdeckt und vor das Prinzenpaar und den Hofstaat gezerrt. Zu einer großen Anklageschrift der Kinder musste sich "Rotmätzchen" verteidigen. Unter Beifall wurde er im Käfig in die Niedtalhalle geführt. Hier gab es dann die große Gerichtsverhandlung der Kinder gegen den Bürgermeister. Ankläger war der rote General aus dem Niedtal, Reinhold Jost. Jugendreferent Ralf Selzer konnte sich als Verteidiger nicht durchsetzen. Richter Gerhard Bedersdorfer verkündete das Urteil der Geschworenen: "Leckeres Austeilen", Schlüsselübergabe und "Kino für Kinder" im Rathaus. Überherrn. "So schnell schieße die Preiße nett" war aus dem Überherrner Rathaus von Noch-Bürgermeister Thomas Burg am Fetten Donnerstag zu hören, als Prinz Markus I. mit Prinzessin Katharina I. und ihrem Gefolge der Iwwerzwerch das Burgbräuhaus zu stürmen versuchten. Alles im bavarischen weiß-blauen Glanz, so hatte Thomas Burg seine Festung ausgeschmückt und wartete ungeduldig auf die preußische Narrenschar, die wieder einmal das Zepter der Gemeinde Überherrn für sieben Tage übernehmen wollte. Im Dialog mit der Narrenschar - allen voran Prinz Markus I. - ließ Thomas Burg nichts Gutes an dem Gefolge der Iwwerzwerchs und beschimpfte sie als betrunkene preißische Saubande, die Depperten, die schleunigst wieder wegmarschieren sollen. Mit seiner Dreiviertel-Lederhose und dem Gefolge in Trachtenkleidern konnte Thomas Burg aber den Kanonen der Iwerzwerchs nichts entgegensetzen und musste wehmütig aufgeben. Dann ging es aber gemeinsam hoch her im alten Rathaus und neuen Burgbräuhaus in bayerischer Zunft und mit preußischer Tugend. Für die kleinen Gäste gab es wie in jedem Jahr kostenlos von den heimischen Bäckereien gestiftete Faasendkiechelcher.

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