„Man muss einfach den ersten Schritt wagen“

Seit knapp zwei Jahren ist der Landkreis Saarlouis Teil des bundesweiten Programms „Regionales Bündnis für Chancengleichheit“, das sich für gleiche Karrierechancen und mehr Frauen in Führungspositionen engagiert. In einer Interviewreihe stellt SZ-Redakteurin Nicole Bastong beruflich erfolgreiche Frauen aus dem Landkreis vor. Teil 2: Petra Ribotta, 48 Jahre, wurde nach langer Familienphase als Quereinsteigerin Führungskraft beim Sportartikelversand Amer Sports in Überherrn.

 Petra Ribotta ist eines der Gesichter der Kampagne „Kein Mädchen für alles“. Foto: Kreis

Petra Ribotta ist eines der Gesichter der Kampagne „Kein Mädchen für alles“. Foto: Kreis

Foto: Kreis

Frau Ribotta, wie kam es, dass Sie nach 17 Jahren Familienzeit nicht nur den Wiedereinstieg in die Berufstätigkeit, sondern sogar den Aufstieg schafften?

Petra Ribotta: In der Firma Amer Sports fing ich 2007 zunächst als Leiharbeiterin an, dann bekam ich einen festen Vertrag. Dann wurde ich Vorarbeiterin und bin inzwischen Schichtleiterin. Das war für mich ein kompletter Neueinstieg: Von Logistik hatte ich keine Ahnung! Ich war 17 Jahre komplett zu Hause gewesen und hatte mich um meinen Sohn und meine Tochter gekümmert. Ich habe einfach eine Chance bekommen.

Was machen Sie als Schichtleiterin?

Ribotta: Normalerweise arbeiten wir im Früh- und Spätdienst. Ich koordiniere den Einsatz von, je nach Saison, 20 bis 50 Leuten. Ich liebe diese Arbeit, und offenbar habe ich ein Organisationstalent.

Wie haben Sie Chancengleichheit im Beruf erlebt?

Ribotta: In unserem Unternehmen haben alle gleiche Chancen. Ich merke das daran, dass man auch älteren Arbeitnehmern oder Müttern nach einer Auszeit eine Chance gibt. Wenn sie sich bewähren, können sie sogar aufsteigen. Und es wird kein Unterschied gemacht, ob man Mann oder Frau ist.

Was muss sich Ihrer Ansicht nach noch tun, damit mehr Frauen beruflich aufsteigen können?

Ribotta: Man braucht ein tolerantes Betriebsklima. Und ich denke, dass gemischte Teams aus Männern und Frauen besser zusammenarbeiten - das sollte es viel öfter geben. Es ist einfach ein gesundes Gleichgewicht.

Und die Frauen müssen sich trauen. Natürlich habe ich mich auch gefragt: Schaff ich das noch? Kann ich das überhaupt? Aber man muss einfach den ersten Schritt wagen.

Welchen Rat können Sie denn anderen Frauen mitgeben, insbesondere Wiedereinsteigerinnen?

Ribotta: Man muss den Mut aufbringen, sich in neue Aufgaben zu stürzen. Und man darf nicht bei der ersten Hürde aufgeben. Und: Es ist nie zu spät, weiterzulernen. Am Anfang wusste ich nicht einmal, wie man einen PC einschaltet! Und jetzt bringe ich anderen etwas bei.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort