Lockbuch Durch Corona zum Umweltferkel

Ist es denn so schwer, seinen Krempel, den man beim Spaziergang oder der Wanderung mitschleppt, auch wieder mit nach Hause zu nehmen? SZ-Redakteur Christian Beckinger ärgert sich sehr über das Mehr an Umweltsünden in Pandemiezeiten.

 Christian Beckinger

Christian Beckinger

Foto: Robby Lorenz

Dieser Tage hat mich eine Meldung in den Medien zunächst ziemlich verstört und mit zunehmender Dauer dann mehr und mehr geärgert: Die Naturlandstiftung im Saarland hat mitgeteilt, dass es im vergangenen Jahr mehr Umweltsünden in der freien Natur gegeben hat, die von ihr angezeigt wurden. Als ein wesentlicher Grund dafür wurde genannt, dass sich wegen der Pandemie und der diversen daraus resultierenden Einschränkungen mehr Menschen in Wald und Flur aufgehalten haben. Und dort dann zum Beispiel entsprechende Hinterlassenschaften verblieben sind.

Aber wieso ist das eigentlich so? Wieso meinen eigentlich manche Zeitgenossen, sie könnten ihren Abfall einfach mal gerade dort lassen, wo sie sich eben befinden? Die Wälder, Parks, Seen und Wiesen bei uns sind schon vor Corona immer wieder von gedanken- und skrupellosen Herrschaften als Müllhalde missbraucht worden. Für mich sind das, ich kann es nicht anders nennen, Umweltferkel.

Ist es denn so schwer, seinen Krempel, den man beim Spaziergang oder der Wanderung als Marschverpflegung mitschleppt, wieder mit nach Hause zu nehmen? Und wenn ich schon an lauschigen, abgelegenen Sitzbänken im Park, am See oder im Wald Corona-Partys feiern muss, weil es zu Hause nicht mehr so ohne weiteres möglich ist, dann muss ich doch wirklich nicht die Reste vom Feste gerade dort liegen lassen. Oder: Wenn ich mich auf einen Marsch durch ein Naturschutzgebiet begebe, muss ich dann wirklich mit dem Auto mitten reinfahren, anstatt es auf einem außerhalb gelegenen Parkplatz abzustellen? Sind dann vielleicht ein paar Schritte mehr zu gehen, aber das ist ja nun auch eher nicht schädlich!

Wenn ich solches Verhalten sehe, dann fühle ich mich doch in einer Einschätzung bestätigt, die seit Beginn der Pandemie ebenfalls bei mir gewachsen ist: Corona ist nicht nur eine Krankheit, die die Atemwege massiv schädigt. Bei dem ein oder anderen schlägt sie auch aufs Hirn – und das sogar, ohne dass er sich infiziert hat!

An dieser Stelle beschreiben die Mitarbeiter der SZ-Redaktion während des Lockdowns im täglichen Wechsel ihre ganz persönlichen Erlebnisse und Empfindungen während dieser ungewöhnlichen Zeit.

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