Kein Preis für unsere Bauernhäuser

Überherrn · Zwei der sieben Teilnehmer im Wettbewerb „Saarländische Bauernhäuser – Zeugnisse unserer Heimat“ 2016 stehen im Landkreis Saarlouis. Beide haben es nicht zu Preisen gebracht. Die Jury hat aber diesmal ohnehin keinen Landessieger ausmachen können.

 Viel Eigenleistung haben die Besitzer in ihr Bauernhaus in der Gisinger Gaustraße 30 investiert.

Viel Eigenleistung haben die Besitzer in ihr Bauernhaus in der Gisinger Gaustraße 30 investiert.

Das äußere Erscheinungsbild der Bauernhäuser bewertete die siebenköpfige Fachjury des saarländischen Bauernhaus-Wettbewerbes unter Leitung von Professor Heinz Quasten. An dem zweijährig stattfindenden Wettbewerb können sich Eigentümer von Bauern- und Arbeiterbauern-Häusern beteiligen, die vor dem Jahre 1914 erbaut wurden.

Stilecht soll es sein

Besonders gut erhaltene und gepflegte Gebäude werden prämiert. Sie sollen andere Eigentümer zur Nachahmung bewegen. 2016 meldeten sieben Eigentümer ihre Häuser zum Wettbewerb an. Zwei davon stehen im Kreis Saarlouis, in Gisingen und Überherrn. "Wir schauen, ob Klappläden verwendet wurden", sagte Delf Slotta, "stilgerechte Materialien, und mit welcher Akribie das gemacht wurde." Als wichtiger Punkt fließt in die Bewertung ein, inwieweit der ursprüngliche Charakter durch stilgerechte Pflege und Restaurierung erhalten blieb.

Die grünen Fliesen sind weg an der Hausnummer 30 in der Gisinger Gaustraße. Jetzt scheint die Sonne auf einen freundlichen gelben Anstrich des ehemaligen Bauernhauses. "Wir wollten unbedingt ein altes Haus", sagte am Mittwochnachmittag Gundula Müller-Löbenbrück. Seit eineinhalb Jahren wohnt sie dort mit Ehemann und Sohn.

Laut Notariat, sagte Michael Müller-Löbenbrück, "war das Baujahr um die Jahrhundertwende". 2014 kauften sie das Anwesen, das sich etwa 25 Meter lang an der Gaustraße erstreckt. Alte Ställe wurden ausgeräumt, morsches Holz erneuert und der Außenbereich in Schuss gebracht. Modernes wurde mit alten Strukturen kombiniert und kleine Einzelräume zu einem großen Wohnbereich erweitert.

Eine wechselvolle Geschichte weist das Bauernhaus in Überherrn auf. "Das ist um 1600 erbaut", sagte Ulrike Weller in der Hauptstraße 1. "1870 war es Dorfschule, später eine Schreinerei." Seit 1995 befindet sich dort ein Hotel, das Weller zusammen mit Jörg Altmeier betreibt.

"Wir haben vor knapp sechs Jahren dieses Haus gekauft", sagte sie. Rechts vom Hauptgebäude und dahinter wurde angebaut. Einige Veränderungen erfolgten bereits durch Vorbesitzer, darunter breite Dachgauben. Einen Keller gibt es nicht, denn nur ein paar Meter weiter fließt die Bist. Die war in früheren Zeiten die Grenze zwischen Lothringen im Norden und der Grafschaft Nassau-Saarbrücken, in der das Haus entstanden war.

Jury nicht überzeugt

Überzeugt war die Jury von keinem der beiden Häuser aus dem Kreis Saarlouis. Sie vergab drei zweite Preise über jeweils 3000 Euro an Häuser in Bebelsheim, St. Arnual und Haupersweiler sowie einen dritten Preis, der mit 1000 Euro dotiert ist nach Kleinblittersdorf.

Meinung:

Vergebene Liebesmüh'

Von SZ-Redakteur Mathias Winters

 Das ehemalige um 1600 erbaute Bauernhaus in der Hauptstraße 1 in Überherrn ist jetzt ein Hotel. Fotos: Johannes Bodwing

Das ehemalige um 1600 erbaute Bauernhaus in der Hauptstraße 1 in Überherrn ist jetzt ein Hotel. Fotos: Johannes Bodwing

Bedauerlich. Es ist wirklich bedauerlich, wenn alte Häuser gekauft, aufwändig renoviert sowie zum Bauernhaus-Wettbewerb angemeldet werden, und dann kommt nichts dabei raus. Natürlich ist das keine Katastrophe, denn bezahlt sind die Arbeiten selbst mit 10 000 Euro für einen ersten Preis eher nicht. Doch es ist nicht schön, wenn nur das Prädikat "verlorene Liebesmüh'" statt einer Anerkennung (gerne auch mit Preisgeld) drin ist. Es sind zwar in erster Linie die Eigentümer verantwortlich, wie gut eine Renovierung gelingt. Aber kaum einer von ihnen wird sich wehren, wenn ihm Gemeinde, Stadt oder Kreis Beratungsangebote machen.

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