Jahresrückblick 2021 Überherrn Wahrzeichen und Mobilität im Fokus
Überherrn · Auch abseits von Corona war es kein leichtes Jahr für Überherrn. Und doch bewegte sich 2021 in der Gemeinde viel – und zwar wortwörtlich.
Strukturwandel und Verkehrswende – zwei Themen, die Deutschland auch im nächsten Jahr noch sehr beschäftigen werden. Die Gemeinde Überherrn war 2021 Schauplatz von beidem. Die geplante Ansiedelung der chinesischen Firma SVolt, die Batterien für E-Autos herstellt, war kurz vor dem Jahreswechsel eine Top-Wirtschaftsnachricht für das Saarland – allein der Standort für die Zellfabrik auf dem Linslerfeld sorgt seitdem für erhitzte Gemüter. Gleich zwei Bürgerinitiativen kämpfen gegen den Bau, hielten dutzende Mahnwachen ab und übten Druck auf den Ortsrat aus, der sich dennoch im April für die Eröffnung des Verfahrens aussprach. Beendet war (und ist) das Thema allerdings damit noch lange nicht und wird wohl auch 2022 noch für einige Diskussionen sorgen.
Ebenfalls im Zeichen neuer Mobilität steht das Überherrner Radverkehrskonzept. Solche werden derzeit zwar in vielen Gemeinden erarbeitet. Das Besondere in Überherrn ist die wissenschaftliche Begleitung durch die HTW Saar, um das Konzept auch wirklich fit für die Zukunft zu machen. Erste Maßnahmen sollen zeitnah umgesetzt werden.
Ganz im Dienst der Forschung steht außerdem das grenzüberschreitende Projekt „Terminal“ zu autonomen Fahren. Zwischen Juli und Oktober kutschierten zwei elektrisch angetriebene Autos des amerikanischen Herstellers Tesla (unterstützt von einem menschlichen Fahrer, der bei Problemen eingriff) ausgewählte Pendler aus Überherrn über die Grenze zur Arbeit. Derzeit wird das Projekt, das von der EU und dem saarländischen Wirtschaftsministerium gefördert wurde, ausgewertet – und liefert dann hoffentlich Erkenntnisse dazu, wie unsere Mobilität einmal aussehen kann.
Zukunft und Vergangenheit prallen in Überherrn aufeinander. Zwar ist die Sendehalle in Berus (Baujahr 1954/55) noch nicht wirklich alt. Außergewöhnlich ist die Konstruktion dennoch, die von der Gemeinde vor fünf Jahren erworben wurde. Im September gab es schließlich Grund zum Feiern: Das Gebäude wurde von der Bundesingenieurskammer zum historischen Wahrzeichen ernannt. Was langfristig aus dem Bauwerk werden soll, ist allerdings immer noch nicht ganz klar – auch dieses Thema wird Überherrn im nächsten Jahr noch begleiten.
Fast 600 Jahre länger thront bereits die Teufelsburg über dem Felsenberg und war zu ihrer Zeit sicher bereits Schauplatz unzähliger Feste. Die erste gleichgeschlechtliche Hochzeit lief in diesem Sommer jedoch nicht so wie geplant: Sie wurde von Vertretern der Gemeinde vorzeitig abgebrochen. Mit Homophobie hatte das jedoch, anders als zunächst von Beteiligten behauptet, jedoch nichts zu tun: Bei Dunkelheit ist der Aufenthalt auf der Burg sowie die Übernachtung dort schlicht aus Sicherheitsgründen nicht gestattet. Die Beteiligten ruderten später zurück, doch der kleine Skandal wurde saarlandweit diskutiert.
Feste und Zusammenkünfte sind zu Corona-Zeiten ohnehin etwas schwierig. Umso schöner, dass die Messen „Gartenträume“ und „Winterträume“ auf dem Linslerhof dennoch stattfinden konnten. Das immerhin macht Hoffnung für’s nächste Jahr.