„Chingachgook lebt!“

Altforweiler · Der Überherrn-Cross der LG Berus zählt zu den letzten Crossläufen des Saarlandes. Querfeldeinrennen sind nach wie vor beliebt, aber selten geworden. In Altforweiler jagten 222 Crosser über das matschige Geläuf und suchten ihre Kreismeister.

 Los geht's: Es scheint, als könnten es die Starter beim Männerlauf kaum erwarten, endlich in den Matsch zu kommen. Fotos: Ruppenthal

Los geht's: Es scheint, als könnten es die Starter beim Männerlauf kaum erwarten, endlich in den Matsch zu kommen. Fotos: Ruppenthal

"Wie drücke ich mich auf dem glitschigen Boden richtig ab, ohne auszurutschen? Nehme ich auf dem Gefällstück Tempo raus und gebe dafür auf der Flachpassage Gummi? Fragen über Fragen beschäftigten am Sonntag die 222 Teilnehmer am Überherrn-Cross der LG Berus .

Sportart für Kopf und Körper

Crosslauf ist eigentlich die naturverbundenste Form des Laufens. Kein Stadion, keine Straße, sondern querfeldein in leicht profiliertem Gelände, inklusive kleinen Hindernissen. Nach einer Runde rund um den Sportplatz ging es raus in die freie Wildbahn. Den Kopf ausschalten und nur losrennen durften sie in Altforweiler nicht. Auf dem Rundkurs am Sportplatz Häsfeld mussten sich die Querfeldeinlauf-Fans zwischen sechs und 76 Jahren schon ihre Gedanken machen.

In den als Meisterschaften der Kreise Saarlouis/Merzig-Wadern ausgerichteten Läufen wurden Körper und Geist gefordert. "Der Kurs ist nicht ohne und zieht das Feld früh auseinander. Es gibt kaum enge Zieleinläufe", stellte LG-Laufwart Joachim Rousselange begeistert fest.

In den Neunzigern hatte sein Verein den "Überherrn-Cross" einige Male ausgerichtet. Nach längerer Pause gab es 2013 eine Neuauflage auf Schnee. Drei Jahre später durchnässte Dauerregen das Geläuf und sorgte auf der verwinkelten Strecke für viel Matsch. "Der Regen, der über Nacht herunterkam, hat die Strecke so richtig ,crosstauglich' gemacht", schwärmte Rousselange. Auch Lennox Bartsch war begeistert. "Das ist doch der Kick. Ich nehme auch an anderen Läufen teil, aber Cross ist cooler", schwärmte der Elfjährige vom TV Lebach , der in seiner Altersklasse Kreisvizemeister wurde.

Vereinskollegin Sandra Naudorf lief auf dem zuschauerfreundlichen Gelände als schnellste Frau ins Ziel. 4200 Meter schlauchten ganz schön. "Man musste aufpassen. Ich habe mir erst einen Überblick über die Bodenverhältnisse verschafft. Es war hart", beschrieb die neue Kreismeisterin die Strapazen.

Während es beim Straßenlauf darum geht, mit energiesparenden, flachen Schritten schnell voranzukommen, werden die Beine im Gelände deutlich mehr belastet, der Sauerstoff-Transport verbessert und Muskeln aufgebaut. Ein gewollter Trainingseffekt. "Ich hole mir beim Crosslauf die Härte für die Sommersaison", verriet Kreismeister Philipp Stief vom LC Rehlingen . Der Sieger im Hauptlauf der Männer über 6700 Meter gewann jüngst bereits den Crosslauf in Schmelz. Bei den Saarlandmeisterschaften in Lebach tritt der 24-Jährige am 21. Februar daher als Favorit an.

"Man muss schon Idealist sein"

 Weicher Wiesenboden, kleine giftige Anstiege und glitschige Abwärtspassagen forderten neben guter Kondition auch ständige Konzentration. Hier der Sieger Philipp Stief vor seinem syrischen Vereinskollegen Ahmad Algafal, der Zweiter wurde.

Weicher Wiesenboden, kleine giftige Anstiege und glitschige Abwärtspassagen forderten neben guter Kondition auch ständige Konzentration. Hier der Sieger Philipp Stief vor seinem syrischen Vereinskollegen Ahmad Algafal, der Zweiter wurde.

Auffällig: Die Cross-Serie mit dem Auftakt-Lauf beim TV Elm findet ausschließlich im Kreis Saarlouis statt. Da in anderen Landkreisen Querfeldeinrennen fehlen, verständigten sich der Saarländische Leichtathletik-Bund und die LG Berus darauf, die Kreismeisterschaften für alle zu öffnen. Crosslauf ist beliebt, aber eher was für Spezialisten. Straßenläufer bleiben weg, und deshalb scheuen viele Vereine den hohen Aufwand. "Man muss schon Idealist sein, und wir Clubs im Saartal sind eben besonders engagiert. Mit der Resonanz können wir zufrieden sein", bilanzierte Rousselange. Vor dem Lauf hatte er die Vereine als die letzten Mohikaner des Crosslaufs bezeichnet. Am Sonntag konnte er zufrieden feststellen: "Chingachgook lebt!" > siehe auch Zahlen

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