Müll Rettet die Tonnen und füttert sie mit Müll!

Altforweiler · Ein stilles Artensterben fürchtet eine seit wenigen Monaten aktive Kampagne: Die Tonne verhungert. Sie muss zusehen, wie zum Beispiel ein Reifen langsam vermodert, statt ihren Bauch zu füllen. 2000 Jahre lang.

 Tonne gegen wilden Müll: Aktiv sind (von links) Bürgermeister Bernd Gillo, Revierförster Matthias Krauser, die künftige Überherrner Bürgermeisterin Anne Yliniva-Hoffmann, Initiativen-Gründerin Anna Feiler, der Saarlouiser Beigeordnete Günter Melchior und der saarländische Umweltminister Reinhold Jost.

Tonne gegen wilden Müll: Aktiv sind (von links) Bürgermeister Bernd Gillo, Revierförster Matthias Krauser, die künftige Überherrner Bürgermeisterin Anne Yliniva-Hoffmann, Initiativen-Gründerin Anna Feiler, der Saarlouiser Beigeordnete Günter Melchior und der saarländische Umweltminister Reinhold Jost.

Foto: Bodwing

Rüdiger hungert. Weil immer noch zu viele Menschen ihren Dreck einfach in die Landschaft werfen. Denn Rüdiger ist eine Mülltonne, sozusagen das Maskottchen der Aktion „Rettet die Tonnen“. Deren Teilnehmer sammeln Unrat auf und füttern damit notleidende Abfallbehälter.  Nicht bierernst, sondern auf Emotionen setze die Aktion, stellte Mark Peter Rupp dar. Er ist zuständig für die Umsetzung der Kampagne. „Mit Verboten erreichen Sie da nicht viel.“ Vor allem wollen sie Kinder für eine saubere Umwelt gewinnen. Deshalb hat Rüdiger große Glupschaugen, die auch mal traurig blicken können.

Im Kampf gegen wilden Müll trafen sich am Montagvormittag Aktionsteilnehmer auf dem Parkplatz an der Zu- und Abfahrt der B 269 neu bei Altforweiler. Mit dabei die Gemeinde Überherrn, Saarforst und Umweltministerium sowie der Neue Betriebshof Saarlouis. „Diese Dreckschweine“, ärgerte sich Minister Reinhold Jost über Müllsünder. Die verursachten alleine „300 000 Euro pro Jahr in etwa an Kosten für unseren Saarforst“. Außerdem sei der Abfall eine Gefährdung und Verschandelung des Landschaftsbildes. Denn selbst eine Bananenschale braucht drei Jahre, um zu verrotten, und das Kerngehäuse eines Apfels immerhin noch rund zwei Monate.

Bei künstlich geschaffenen Produkten sieht es schlimmer aus. Ein Kaugummi braucht um die fünf Jahre, zehn sind es bei Zigarettenkippen. Ein To-Go-Becher bringt es auf 50 Jahre, Autoreifen auf 2000 und Glas auf 50 000 Jahre, in denen das das Ökosystem mit der Müllbeseitigung beschäftigt ist. Diese Zahlen stellen eine breite Infotafel dar, die von Umweltministerium und Saarforst aufgestellt wurde. Rechts daneben weist ein großes Plakat der Initiative „Rettet die Tonnen“ auf ihre Aktion hin. Illegaler abgeladener Müll „ist kein Kavaliersdelikt“, machte Jost deutlich. Deshalb forderte auf, solche Fälle zu melden. Das werde an die Polizei weitergeleitet, „um den Druck zu erhöhen“.

Verwundert über das immer noch gravierende Problem zeigte sich Günter Melchior, Beigeordneter der Stadt Saarlouis. Denn „das Bewusstsein bei der Bevölkerung ist da, aber Schmutz und Müll laden sie trotzdem ab.“ Gegen diese Form der Entsorgung wolle auch Saarlouis eine solche Initiative aufbauen. Der teilweise enorme Müll in der Landschaft habe sie schon vor zwei Jahren bei Teilnahme an Picobello geärgert, schilderte Anja Feiler zu den Anfängen. Aber Meckern reiche nicht, um Probleme zu beseitigen. „Man muss etwas tun.“ Und das ging sie aktiv an, neben Beruf und Familie. Anfang März brachte Feiler die Aktion „Rettet die Tonnen, gemeinsam stark gegen Littering“, in Altforweiler auf den Weg. Die geht das Problem von Verschmutzung und wilden Müllablagerungen in und um den Ort an. Dabei orientierte sich Feiler am Schweizer Modell der Raumpaten. Dort seien Einwohner sogar mit großen Abfallwägelchen unterwegs.

78 Privatpersonen und Gruppen beteiligen sich derzeit an der Aktion „Rettet die Tonnen“. Sie machen nicht nur ehrenamtlich und engagiert den Dreck anderer Leute weg. Sie erstellen beispielsweise auch ein Konzept, auf dessen Basis der Überherrner Bauhof schneller und leichter die vollen Abfalleimer leeren kann. Dafür bekommt er Angaben über Standort, Menge und Art des Drecks. Viele waren sich einig, dass ein Teil der Probleme am Parkplatz Altforweiler durch die Fernfahrer verursacht würde. Sie nutzten das Umfeld des Platzes als Toilette und Abfalleimer. Aber auch Privatpersonen würden dort beispielsweise Bauschutt, Grillanlagen und Hausmüll abladen.

Wie die Aktion angenommen wird, und wie es weitergeht, das werde Ende des Jahres ausgewertet, stellte Feiler dar. Aber weitere Ziele sind bereits anvisiert. Darunter eine grenzüberschreitende Zusammenarbeit, zum Beispiel mit dem Bürgermeister von Creutzwald. Die Altforweiler Aktion gegen Müll findet sich auch im Internet.

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