TonArt füllte mit Carmina Burana den großen Theatersaal

Saarlouis. Hier stimmte (fast) alles: Musizierhaltung, technische Ausführung - die sichere Intonation der Instrumentalisten. Dazu ergänzten sich die Chöre und Solisten in professioneller Manier unter der Leitung von Professor Leo Krämer. Es war ein vollendeter Hör- und Sehgenuss

Saarlouis. Hier stimmte (fast) alles: Musizierhaltung, technische Ausführung - die sichere Intonation der Instrumentalisten. Dazu ergänzten sich die Chöre und Solisten in professioneller Manier unter der Leitung von Professor Leo Krämer. Es war ein vollendeter Hör- und Sehgenuss. Das besondere Interesse im beinahe voll besetzten großen Theatersaal galt sicherlich den "Carmina Burana" von Carl Orff, dem klassischem Ohrwurm. Die große Überraschung war dann jedoch die Chorfantasie op. 80 für Klavier, Chor und Orchester in c-Moll von Ludwig van Beethoven, gerne auch als sein sechstes Klavierkonzert gehandelt.Hervorragend meisterten der Saarlouiser Pianist Wolfram Schmitt-Leonardy, das Sinfonieorchester des Landkreises Kaiserslautern und die drei Chöre die stark wechselnden Tonarten, Tempi, Rhythmen und Satzcharaktere, die das Werk so anspruchsvoll machen. Nur wenige Unebenheiten, die aufs Ganze gesehen verzeihlich sind. Schmitt-Leonardy, auch künstlerischer Leiter der TonArt, bestach wieder mal mit frappanter Virtuosität und minutiöser Präzision in der Artikulation. Mühelos gelang ihm ohne Brüche der Wechsel zwischen ausgewogenem, rundem Klang, dezidierter Schärfe und spontaner Emotionalität. Das Zusammenspiel mit dem unter Alexander Meyer bestens geschulten und vorbereiteten Orchester spielte umsichtig und technisch versiert. Insbesondere in Orffs "Carmina Burana" zeigten sich die Musiker allen Finessen der Orffschen Klangkunst gewachsen.Wuchtiger Chorsatz Carl Orff hatte Lied- und Dramentexte in mittellateinischer und mittelhochdeutscher Sprache aus dem 11. und 12. Jahrhundert mit raffinierter Schlichtheit vertont. Das Werk lebt von seiner archaisierenden Harmonik und der Kraft seiner Melodien, eingerahmt vom wuchtigen Chorsatz "O fortuna", mit dem das Werk einsetzt und endet. Auch die Solisten trugen zum Erfolg der Aufführung bei: Stefanie Dasch sang den Sopranpart - schlank, schön, sinnlich, obwohl - dem letzten, seligen Ausruf "Dulcissime! Ah! Totam tibi subdo me!" ("Allersüßeste! Ich gebe mich dir vollständig hin!") hätte man ein bisschen mehr Glanz in der Extremhöhe gewünscht. Ihr Partner war Vinzenz Haab, der seine Verse nicht nur mit vollem, warmem, zweieinhalb Oktaven umfassendem Bariton, mit Charisma und Feuer vortrug, sondern als Abt von Cucanien auch komödiantisches Talent bei den Trinkliedern im Tavernen-Teil bewies. Parodistisch überzogenSehr komisch und ebenfalls stimmlich gut positioniert, belustigte Vincenzo Di Rosa, Countertenor, das überrumpelte Publikum als gebratener Schwan mit quietschendem Falsett. Sowohl Haab als auch Di Rosa zeigten, wie viel besser diese Musik klingt, wenn sie überzogen parodistisch vorgetragen wird. Hingerissen bedankten sich die Konzertbesucher am Schluss mit lang anhaltendem Beifall.

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