Alfred Gulden Ehrenbürger von Saarlouis Das Weihrauchfass gab’s dazu

Saarlouis · Er ist einer, der erzählt, wie es ist, dahemm. Und die dahemm fühlen sich manchmal ertappt. Haben aber erkannt, dass es große Literatur ist, in die Alfred Gulden ihre Stadt hebt. Darum haben sie ihn zum Ehrenbürger gemacht. Am Sonntag war der Festakt.

Unerwartet war Autor Alfred Gulden mit der Ehrenbürgerschaft ausgezeichnet worden, wie er betonte: am Ende aber freute er sich sichtlich.

Unerwartet war Autor Alfred Gulden mit der Ehrenbürgerschaft ausgezeichnet worden, wie er betonte: am Ende aber freute er sich sichtlich.

Foto: Thomas Seeber

Alfred Gulden, 75, ist jetzt neuer Ehrenbürger von Saarlouis. Die Urkunde dazu wurde ihm am Sonntag im Theater am Ring verliehen. Der Festsaal gefüllt fast wie bei einem Neujahrsempfang. Fast jeder Besucher habe eine besondere, persönliche Beziehung zu Gulden, sagte Oberbürgermeister Peter Demmer. Schon das markierte: Der Stadtrat hatte mit seiner einstimmigen Entscheidung nicht bloß Guldens literarisches Werk gewürdigt.

Unter den Weggefährten im Saal waren auch Außenminister Heiko Maas und der frühere Ministerpräsident Oskar Lafontaine. Umweltminister Reinhold Jost, Landtagsmitglieder, Ratsmitglieder und die ganze Stadtspitze waren erschienen, um Gulden die Ehre zu geben. Ebenso Rolf Weber und Erich Pohl, zwei weitere Ehrenbürger.

Gulden hat zum Beispiel, darauf wies Demmer hin, mit seiner Inszenierung „Silberherz“ in Saarlouis ein Stück über Saarlouis von Saarlouiser, mit Saarlouisern und für Saarlouiser auf die Bühne gebracht. Der „Silberherzchor“ aus 57 Bürgerinnen und Bürgern brachte das Stück nicht nur zu Gehör, sondern beeinflusste es auch. Ähnlich hatte er 1680 zur 300-Jahr-Feier jede Menge Menschen in Bewegung gebracht. Bis heute sind Veranstaltungen etwa der VHS mit Gulden oder Guldens Filmen stets bestens besucht.

Gulden hat zur „Renaissance der Regionalkultur“ (Demmer) beigetragen, beginnend mit Gedichten in der Sprache seiner Mutter, dem Rodener Platt.

Auch Außenminister Heiko Maas (von links) und Umweltminister Reinhold Jost gratulierten Alfred Gulden, der die Ehrenurkunde von OB Peter Demmer empfing.

Auch Außenminister Heiko Maas (von links) und Umweltminister Reinhold Jost gratulierten Alfred Gulden, der die Ehrenurkunde von OB Peter Demmer empfing.

Foto: Thomas Seeber

Ihn kulturhistorisch und literarisch zu verorten, ist nicht einfach. Drei kleine Kostproben am Sonntag riefen in Erinnerung, dass er, der studierte Sprecherzieher, von der gehörten und gesprochen Sprache kommt. Dennoch, Gulden bringt Saarlouis durch sich selbst und seine Menschen zwar zur Sprache, dass er aber seine Heimat besänge, würde niemand behaupten können.

Der Gemanist Sikander Singh, Leiter des Literaturarchivs Saar-Lor-Lux-Elsass, legte eine ganz eigene Spur. Er berief sich auf Autoren, die Literatur mit Selbstüberwindung, auch der Überwindung eigener Krankheiten, in Verbindung brachten. Den Schlüssel benutzte er auch für Gulden. Der komme aus einem Industriegebiet mit vielen Lungenerkrankungen, habe selber mit Asthma eine, und schreibe im Ryhthmus des Atmens. Schreiben sei ihm Luftholen. Zum anderen: Er habe die Enge seiner Saarlouiser und Rodener Heimat, seine Zeit in einem katholischen Konvikt, überwunden, was Selbstüberwindung sei. In seiner Münchner Zeit und seiner Zeit in den USA habe er die Heimat aus der Ferne gesehen, „das Heimelige, die Enge, die Lüge der Wohlanständigkeit hinter sich“ gelassen. Das zeige sich etwa im Buch „Ohnehaus“ (1991).

Dann sei das Unerwartete geschehen, Gulden habe sich wieder der Heimat zugewandt, „aber nicht als verlorener Sohn“. Über Saarlouis schreibe Gulden als Freund und Befremdeter, sei der Stadt nah wie fern zugleich.

Gulden selbst dankte mit dem Vortrag dreier Textstückchen, eines davon über das Standbild des Soldarten Lacroix auf der Saaraltarm-Insel. Und schmunzelte sehr beim letzten Vers: „Brauche weder Ehre noch Orden, eine Ehre habe ich, bin mit den Jahren Saarlouiser geworden.“

Und nochmal schmunzelte er, als ihm Norbert Bertsche für den Silberherzchor etwas schenkte: ein veritables katholisches Weihrauchfass („Schlenkerdippche“).

Nach SilberHerz I, der Aufführung des Sprechstücks mit dem Silberherzchor, nach SilberHerz II, dem Film dazu, folgt nun SilberHerz III, die Ausstellung mit Fotos und Textmaterialien in der Stadtbibliothek. Damit setzt der Autor und Filmer Alfred Gulden seine SilberHerz-Reihe im Theater am Ring, wo bisher alle Aufführungen stattfanden, fort. Silberherz IV steht noch aus, der Roman.

Die Ausstellung ist nur während der Öffnungszeiten der Stadtbibliothek Saarlouis, Lothringer Straße zu sehen: montags bis mittwochs: 10.30 bis 13 Uhr; 15 bis 17 Uhr; donnerstags 10.30 bis 13 Uhr; 15 bis 19 Uhr; freitags 10.30 bis 12.30 Uhr.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort