„Wir reden mit Händen und Füßen“

Elm · Elf junge Menschen aus Frankreich waren im Rahmen eines Austauschs zehn Tage zu Gast in saarländischen Handwerksbetrieben. Die Schreinerei Haas und die Baufirma von Günter Heitz haben Lehrlinge aufgenommen.

 Damien Robine (Vierter von rechts) ist bestens von seinen Arbeitskollegen auf Zeit in der Schreinerei Haas in Elm integriert. Fotos: Carolin Merkel

Damien Robine (Vierter von rechts) ist bestens von seinen Arbeitskollegen auf Zeit in der Schreinerei Haas in Elm integriert. Fotos: Carolin Merkel

Für zehn Tage in einem fremden Land, bei fremden Menschen untergebracht, dazu ein völlig ungewohnter Arbeitsplatz - bei diesem Angebot musste Damien Robine, 19 Jahre alter Schreinerlehrling aus der Normandie, erst einmal kurz überlegen. Sein Chef hatte ihn auf den Austausch zwischen der Handwerkskammer de la Manche in Coutance in der Normandie und der HWK des Saarlandes angesprochen.

Insgesamt elf junge Menschen waren diese Woche im Saarland in Handwerksbetrieben, zwei davon im Kreis Saarlouis. "Am Anfang habe ich nicht gewusst, was ich darüber denken sollte, hatte Sorgen vor dem, was auf mich zukommt. Doch dann dachte ich mir: Warum eigentlich nicht? Außerdem habe ich mich gefreut, dass mein Chef mich ausgewählt hat", erklärt Damien in französischer Sprache . Die deutsche Sprache ist ihm bis auf ein paar Sätze fremd.

Da geht es dem Auszubildenden ähnlich wie seinem Chef auf Zeit, dem Elmer Schreinermeister Raphael Haas. "Wir verständigen uns vor allem mit Händen und Füßen, durch Zeigen weiß er sehr schnell, was er zu tun hat", sagt Haas, der es vor allem bedauert, dass gerade im Saarland mit dieser extremen Grenznähe sich die Menschen mit der Sprache der Nachbarn so schwer tun.

Positive Erfahrung

Für ihn ist es inzwischen der dritte Austausch in seiner Schreinerei und auch er hat bereits Auszubildende aus seinem Betrieb in die Normandie geschickt. "Wir haben auf beiden Seiten nur positive Erfahrungen gemacht. Gerade unter den Jugendlichen bestehen bis heute noch Kontakte", sagt er.

Auch Damien Robine hat sich sichtlich gut eingelebt in seinem neuen Umfeld, das sowohl als Arbeitsplatz, als auch als Gastfamilie fungiert. "Der erste Tag war ein bisschen schwierig, doch dann war alles gut", sagt er und strahlt.

Vor allem, dass er bei Haas viel freier arbeiten darf als in seinem französischen Betrieb, ist ihm positiv aufgefallen. "Bei uns steht immer der Chef hintendran und kontrolliert jeden Arbeitsschritt. Das ist hier anders, irgendwie auch familiärer", erzählt er. Seinen Arbeitskollegen in Frankreich, betont er, würde er diesen Austausch auf jeden Fall empfehlen.

Kommunikation ohne Worte

Der erst 17 Jahre alte Benjamin Bosvy ist im zweiten Lehrjahr als Maurer. Auch er, erklärt er bei einem Besuch auf der Baustelle, musste erst ein wenig nachdenken, ob er an dem Austausch teilnehmen wollte. Gefragt hat den Auszubildenden sein Lehrer in der Schule. "Der hat mir erklärt, worum es geht und hat mir auch Bilder gezeigt", erzählt er. Drei Baustellen hat der zukünftige Maurer in der Woche kennengelernt und dabei, wie Polier Andreas Scholtes erklärt, viel Geschick bewiesen. "Wir haben eine Bodenplatte betoniert, hier sind wir am Mauern, das klappt auch ohne viele Worte", erklärt Scholtes. Und auch wenn die Vorgehensweise, wie Firmeninhaber Günter Heitz aus Rehlingen erklärt, etwas abweicht, die Fugen in der Normandie größer sind, so beweist Benjamin, dass er die Technik bestens beherrscht.

 Benjamin Bosvy hat eine Woche lang bei Firmeninhaber Günter Heitz gearbeitet – hier zusammen mit Polier Andreas Scholtes.

Benjamin Bosvy hat eine Woche lang bei Firmeninhaber Günter Heitz gearbeitet – hier zusammen mit Polier Andreas Scholtes.

Wie Damien wohnt auch er bei der Familie des Unternehmers. "Auch wir haben schon mehrere Austausche hinter uns, auch Auszubildende in der Normandie gehabt, einfach eine tolle Sache, die die beiden Handwerkskammern vor über 30 Jahren initiiert haben. Hier werden Kontakte an der Basis geknüpft, so kann man Europa bauen", schwärmt Heitz.

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