Welten verbinden

Fraulautern. Vergesslichkeit, Verlorenheit, Angst - um die vielen Facetten der Demenz und Hilfen im Umgang mit der Krankheit drehte sich ein Film- und Diskussionsabend im Vereinshaus Fraulautern. Rund 50 Interessierte sahen zum Weltalzheimertag am 21

Fraulautern. Vergesslichkeit, Verlorenheit, Angst - um die vielen Facetten der Demenz und Hilfen im Umgang mit der Krankheit drehte sich ein Film- und Diskussionsabend im Vereinshaus Fraulautern. Rund 50 Interessierte sahen zum Weltalzheimertag am 21. September den mit dem Grimme-Preis ausgezeichneten Dokumentarfilm "Der Tag, der in der Handtasche verschwand", der das Leben einer Betroffenen beleuchtet. Vertiefende Einblicke gab eine Podiums-Debatte mit Experten und der Regisseurin Marion Kainz unter Leitung von SZ-Redakteur Johannes Werres."Ich bin verloren" - der Satz der Film-Protagonistin verdeutliche Situation und Handlungsbedarf zum Thema, sagte Andreas Sauder, Leiter der Begegnungsstätte für pflegende Angehörige beim Demenz-Verein Saarlouis: "Wir sprechen in Deutschland von 1,2 Millionen Menschen, die verloren sind." Durch den Gedächtnisverlust entstünden Einsamkeit und Hilflosigkeit, auch bei Pflegenden. Die Aufgabe von Gesellschaft, Politik und Institutionen sei es, Infrastrukturen der Hilfe gegen die Verlorenheit zu schaffen, ergänzten Susanne Schwarz, Sozialdezernentin des Landkreises Saarlouis, und Hartmut Sebastian, Leiter der BFW Altenpflegeschule Schwalbach-Elm.

Die Ausrichtung auf die Bedürfnisse Demenz-Kranker, wie Biografie-Arbeit und emotionale Kompetenz, müsse in Pflegeausbildung und -Einrichtungen erweitert werden. Pflegende Angehörige seien in ihrer schwierigen Arbeit bestmöglich zu entlasten und zu unterstützen, sagte Sauder, auch durch bessere "finanzielle Rahmenbedingungen".

Wesentlich für den Zugang zu Beratung und Hilfe sei die frühzeitige Diagnose, unterstrich Dr. Rosa Adelinde Fehrenbach, Vorsitzende der Saarländischen Alzheimergesellschaft und Chefärztin der Gerontopsychiatrie an der Sonnenberg-Klinik in Saarbrücken. "Beim ersten Eindruck, dass das Gedächtnis bei der Umsetzung des Alltags nachlässt, sollte ein Neurologe aufgesucht werden." Im Anfangsstadium der Demenz könne der Einsatz von Medikamenten helfen.

Im Umgang mit der Krankheit gelte es immer wieder, Gefühle wie Scham, Misstrauen und Ratlosigkeit aufzufangen. "Im Landkreis Saarlouis gibt es dazu viele Hilfen", betonte Sauder. Über allem stehe der schwierige Versuch, bilanzierte Kainz, die Welten der Krankheit zu verbinden, zwischen "Vergessen, Erinnern" und Pflege-Realität.

Kontakt zum Demenz-Verein Saarlouis unter Tel. (0 68 31) 4 88 18 0.

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